Welche drei Eigenschaften muss ein Film haben, um mir garantiert nicht zu gefallen? Da wäre als erstes die Handlung. Klassische Boy meets Girl-Geschichten, ohne Ecken und Kanten, lösen in mir spontane Schlafattacken aus. Zu langweilig, zu vorhersehbar ist die Geschichte: Ein Paar trifft sich, Wolke 7, dann der obligatorische Konflikt und am Ende versöhnen sie sich doch wieder - und schweben Hand in Hand der letzten Szene des Films entgegen. Wenn von der ersten Sekunde des Films an klar ist, was passiert, dann bin ich raus. Noch schlimmer als einen platten Handlungsstrang finde ich nur noch unauthentische Charaktere. Die schlimmste Gattung dieser Sorte: erwachsene Menschen, die Schulkinder spielen! Immer wenn sich ein offensichtlich 30-jähriger Mann einen Schulranzen überschwingt, sitze ich augenrollend im Kinosessel und widme mich lieber meinem Popcorn, statt mir die peinliche "Ich-bin-voll-jungeblieben"-Attitüde reinzuziehen. Und dann gibt es da noch die dritte Eigenschaft des Grauens. Mein absolutes Knock-Out-Kriterium: Gesang. Wenn Schauspieler in Filmen beginnen zu trällern, dann hechte ich schneller zur Fernbedienung als Usain Bolt beim 100-Meter-Sprint. Singen geht gar nicht! Und Musicalfilme sind mein persönliches Kryptonit.

Grease ist der schönste Unfall der Welt

All diese Eigenschaften, in ihrer reinsten und aufdringlichsten Form, vereint ein Film aus den 70er Jahren. Der Heilige Gral der Musicalfilme: Grease. Eine Liebesgeschichte so schmalzig (nicht nur wegen den Gelfrisuren), dass man fast enttäuscht ist, dass einem beim Gucken weder Hören noch Sehen vergeht. Aber wisst ihr was: ICH LIEBE ES!
Dieser Film zieht mich an wie Motten das Licht. Immer wieder und wieder flimmert er über meinen Laptopbildschirm und versetzt mich in Entzückung. Für mich ist Grease ein bisschen wie der schönste Unfall der Welt. Auch wenn ich nicht möchte, muss ich hinsehen und jedes Detail der High-School-Outfits studieren, die turmhohen Frisuren bestaunen und die aufgemotzen Autos lässig finden. Es geht nicht anders und es ist wunderbar. Und deshalb sage ich heute laut und deutlich: Mein Guilty Pleasure der Musicalfilm Grease!

Balsam für die Seele

Im Film trifft der junge Danny, gespielt von John Travolta, auf Sandy, Oliva Newton-Jon. Die beiden verlieben sich im Urlaub. Was sie nicht wissen ist, dass sie schon bald auf der High School, wieder aufeinandertreffen werden. Und dann kommt was kommen muss: der Konflikt. Am Ende der Geschichte - Achtung Spoiler! - finden sie natürlich trotzdem wieder zueinander. Wir kennen dieses Spiel bereits.
Das ist eigentlich unendlich öde, aber aus irgendeinem Grund finde ich genau diese platte Story bei genau diesem Film unglaublich befriedigend. Es gibt keine Spannung, keine unvorsehbaren Wendungen, keine Schock-Momente: Alles plätschert einfach dahin und nimmt einen mit - ganz sanft, ganz behutsam. Das ist Balsam für die Seele. Und an manchen Tagen, braucht man eben genau das.

Der Tanz in eine heile Welt

Ein weiterer, wesentlicher Teil des Films sind die legendären Gesangs- und Tanzeinlagen. Und auch hier scheint Grease wie eine Girnwäsche auf mich zu wirken. Aus mir unerklärlichen Gründen liebe ich die Grease-Hits. Sie machen gute Laune. Wenn die ersten Takte von "Greased Lightnin" erklingen, dann kann ich einfach nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Und auch wenn die hübsche Sandy mit ihrem glockenhellen Stimmchen beginnt "Summer Nights" zu schmettern, gibt es auch für mich kein Halten mehr. Dann wird mitgesungen! Laut! Leidenschaftlich! Und unglaublich schief.
Das ist übrigens auch der Grund, warum ich Grease nur alleine gucken kann. Andere Menschen würde mein Gekrächze sicherlich verstören. Also haben sie Zutrittsverbot zu meinem Zimmer, wenn Grease läuft. Und drinnen werde ich dann Teil der Rydell High School. Ich tanze mit den "Pink Ladys" und trinke Milchshakes mit den "T-Birds". Es ist ein bisschen so als hätte man mich in eine unkomplizierte Welt geworfen. Ein kurzer Friede-Freude-Eierkuchen-Ausflug gepresst auf eine DVD, die ich wieder und wieder abspiele. Und wisst ihr was: "There are worse things I could do".
Autorin: Katharina Kunzmann