Als "Jurassic Park" im Jahr 1993 in den Kinos anlief, sprengte er alle Sehgewohnheiten. Die digitalen Tricks, durch die riesige Dinosauriermodelle auf Menschenjagd geschickt wurden, übertrafen hinsichtlich ihres Spektakelwerts alles, was es bis dato zu sehen gab. Die vier Jahre später erschienene Fortsetzung "Vergessene Welt: Jurassic Park" hatte diesen Überraschungseffekt zwar nicht mehr, erwies sich aber dank der begnadeten Regie des Filmemachers Steven Spielberg dennoch als würdiger zweiter Teil.

Allerdings: Obwohl in den "Jurassic Park"- (und später: "Jurassic World"-) Filmen die Logik sicher nicht immer an erster Stelle steht – immerhin geht es um die pseudowissenschaftliche Möglichkeit, in unserer Zeit echte Dinosaurier zu erzeugen – schoss Teil 2 einen Bock, der für viele Fans zu groß war, um darüber hinwegzusehen.

Jurassic Park 2: Ein Bootsunfall wirft Fragen auf

Gemeint ist die Szene, durch die das Finale des Films in San Diego eingeleitet wird. Zuvor war es Söldnern, angeheuert von InGen-Chef Peter Ludlow, gelungen, einen T-Rex zu betäuben und sowohl ihn als auch sein Jungtier an Bord eines großen Schiffes zu bringen, sodass es ans Festland transportiert werden können. Als das Schiff den Hafen ansteuert, scheint es plötzlich Probleme zu geben. Niemand von der Crew scheint mehr zu antworten und ohne zu bremsen, kracht das Schiff in den Hafen hinein.

Daraufhin betreten Dr. Ian Malcolm und weitere Figuren das Schiff und finden die Crew ermordet vor – die Hände des Kapitäns hängen noch (losgelöst vom Körper) am Steuerrad. Anzeichen dafür, was passiert ist, gibt es keine. Durch einen dummen Fehler öffnet jemand die Türen zur Frachtkammer, in welcher der T-Rex eingesperrt war, sodass dieser entkommt und in San Diego sein Unwesen treibt. Eine nötige Szene, um das geplante Quasi-Godzilla-Ende mit einem T-Rex zu bekommen. Bloß: Was ist denn nun auf dem Schiff passiert?

Wie starb die Schiffsbesatzung in "Jurassic Park 2"?

Der Film klärt nie auf, was genau die Männer auf dem Schiff getötet hat. Immerhin war der T-Rex im Frachtraum eingesperrt, als das Boot in den Hafen krachte. Viele Fans waren irritiert – so sehr, dass sich im Internet ein moderner Mythos um die Szene bildete. Es finden sich auf mehreren filmbezogenen Internetportalen Texte darüber, die Szene sei ursprünglich von Drehbuchautor David Koepp anders geplant gewesen. So hätte sich vor der Abfahrt des Schiffs ein Raptor heimlich an Bord schleichen sollen und wäre für den Tod der Crew verantwortlich gewesen.

Die Wahrheit ist aber: Quellen oder echte Beweise für eine solche Szene (oder die Planung einer solchen Szene) gibt es keine, genausowenig haben die Theorien eine Erklärung dafür, warum Spielberg ein so wichtiges Detail aus dem Film wieder entfernt hätte. Im Gegenteil: Ein Blick in die damalige Drehbuchfassung zeigt, dass dort kein zusätzlicher Raptor erwähnt wird. Aber wie ist die Schiffsbesatzung dann gestorben?

Für diese Szene gibt es nur eine unlogische Erklärung

Der Film selbst gibt keine endgültige Antwort, allerdings kann man sich zusammenreimen, wie Spielberg und Koepp sich den Ablauf an Bord vorgestellt haben. Als die Fernbedienung für den Frachtraum gefunden wird, liegt diese noch in der Hand einer weiteren Leiche – was darauf hindeuten soll, dass sich der T-Rex auf hoher See irgendwie befreien konnte, die Besatzung tötete und dann wieder in den Frachtraum gelockt wurde, sodass ein bereits im Sterben liegender Arbeiter die Türen erneut schloss und ihn wieder einsperrte.

Die Erklärung, die zudem nur wenig verständlich kommuniziert wird, hat aber dennoch Lücken: Wie konnte der T-Rex die gesamte Besatzung des Schiffs so schnell töten, dass niemand mehr eine Notmeldung machen konnte? Wie tötete er den Schiffskapitän in dessen Steuerkabine, ohne den gesamten Raum zu zerstören (immerhin ist der T-Rex mehrere Meter groß und einige Tonnen schwer) und Spuren zu hinterlassen?

Wie man es dreht und wendet: Diese entscheidende Szene in "Vergessene Welt: Jurassic Park" regte die Fans zurecht auf, denn sie ergibt wirklich wenig Sinn.