Bevor im November 2006 "Casino Royale" in den Kinos startete und die Herzen von Bond-Fans im Sturm eroberte, hatte es der Einstand des sechsten 007-Darstellers Daniel Craig nicht unbedingt leicht. Die Besetzung des blondhaarigen Briten wurde in den Medien kontrovers besprochen, viele schlugen auf den Film ein, ohne ihn gesehen zu haben. Als dann jedoch der Kinostart vorüberzog, wandelte sich das Bild: Heute gehört "Casino Royale" zu den beliebtesten Teilen der fast 60-jährigen Filmreihe.
Ein Moment war aber auch nach Veröffentlichung des Films noch umstritten. In einer Szene stampft Bond wutentbrannt an die Bar des titelgebenden Casinos und bestellt einen "Wodka Martini". Auf die Nachfrage, ob er diesen "geschüttelt oder gerührt" trinken möchte, antwortet er eiskalt: "Seh ich so aus, als ob mich das interessiert?" Für viele Fans ging das gar nicht: Es ist lange Tradition, dass Bond seinen Martini "geschüttelt, nicht gerührt" bestellt. Schon in den ersten Filmen mit Sean Connery als Doppel-Null-Agent fiel dieser Satz.
Doch hätte dieser Satz nicht im Drehbuch gestanden, wäre Daniel Craig vielleicht nie 007 geworden. Für ihn war diese Szene nicht mehr und nicht weniger als ein Versprechen …
Ein anderer Bond: Deshalb wollte Craig zu 007 werden
Als die Bond-Macher sich entschieden, als 21. Film der Reihe "Casino Royale" zu verfilmen, gingen sie ganz zu den Ursprüngen der Figur zurück. "Casino Royale" war der erste Roman, den Ian Fleming schrieb, der Autor, der den Charakter James Bond erfand. Dementsprechend wollten die Macher auch im Film "Casino Royale" die Reihe neustarten, und mit Bonds erstem Auftrag als Doppel-Null-Agent beginnen. Der Film sollte zeigen, wie Bond zu dem wurde, als den Fans ihn kennen – deshalb sollte auch seine typische Martini-Bestellung noch unwichtig für ihn sein.
Craig erzählte in einem Interview dem Magazin Empire, dass er den Film nur machen wollte, wenn er wusste, er wäre keine Kopie seiner Vorgänger. Und diese eine Dialogzeile versprach ihm genau das: "Einer der wichtigsten Gründe, warum ich ‚Casino Royale‘ annahm, war dieser Satz: ‚Seh ich so aus, als ob mich das interessiert?‘ Das ist der Grund, warum ich den Film gemacht habe. Denn was ich nicht tun konnte und was ich mich weigerte zu tun, war das zu wiederholen, was zuvor geschehen war. Was wäre dabei der Sinn gewesen?"
Der Traditionsbruch wurde so charakterdefinierend für den James Bond von Daniel Craig, dass er auch in seinen Nachfolgefilmen nicht fiel. Stattdessen wird die Tradition subtiler zurückgebracht: In "Skyfall" beispielsweise sieht man einen Barmann nur lange am Drink schütteln, ehe er ihn Bond serviert. Der Satz selbst fällt aber nicht.
Huldigung an Ian Fleming: Martini-Bestellung stammt direkt aus dem Roman
In einer anderen Szene in "Casino Royale" bestellt sich Bond am Pokertisch ebenfalls einen Drink, und gibt dem Kellner eine komplizierte Anleitung durch. Er bestellt: "Einen trockenen Martini, bitte. Mit drei Teilen Gordon‘s, einen Teil Wodka und einen halben Teil Kina Lillet. Schütteln Sie das Ganze, bis es eiskalt ist und garnieren Sie es mit einer großen, dünnen Scheibe Zitronenschale." Diese präzise Bestellung ist kein Zufall, sondern stammt Wort für Wort aus der Feder von Ian Fleming, der Bond so bereits im "Casino Royale"-Roman einen Martini bestellen lässt.
Übrigens war dieser Satz im Buch mutmaßlich der Ursprung der "Geschüttelt, nicht gerührt"-Tradition, da Bond den Kellner anweist, den Drink durchzuschütteln. Der ganz große Traditionsbruch ist die "Casino Royale"-Verfilmung also gar nicht gewesen – auch wenn viele Fans diese schöne Referenz übersehen haben.
Der letzte Bond-Film mit Daniel Craig in der Hauptrolle lässt schon lange auf sich warten, doch sofern Corona es zulässt, soll er am 30. September in den deutschen Kinos starten. Den Trailer zu "Keine Zeit zu sterben" seht ihr hier: