Harry Potter ist das Jugendphänomen des 21. Jahrhunderts. Die Romane von J. K. Rowling machten den gefeierten Anfang, die Filme sind mindestens ebenso großer Teil der Popkultur. Natürlich schaffte es nicht jedes Detail in die Verfilmungen, doch das war selten ein Problem: Der überwiegend große Teil der Zuschauer kannte die Bücher und füllte die Lücken selbst mit Hintergrundwissen auf.
Doch es soll ja Leute geben, die nur die Filme kennen. Und zumindest die müssen sich ganz schön am Kopf kratzen, wenn sie bei Teil 6 angelangen: "Harry Potter und der Halbblutprinz". Der endet bekanntlich mit einem ziemlich großen Twist – doch während der sich im Buch vernünftig auflöst, hat der Film nicht das geringste Interesse, die Hintergründe zu erklären. So bleibt die wichtigste Frage des Films einfach offen.
Harry Potter: Wer ist der Halbblutprinz – und warum?
Im sechsten Potter-Teil dreht sich alles um die Frage: Wer ist der Halbblutprinz? Der Name begegnet Harry erstmals in einem alten Schulbuch und verleitet ihn und seine Freunde Ron und Hermine zu Spekulationen. Ganz am Ende erfahren sie in Buch und Film die Wahrheit: Der Halbblutprinz ist Professor Severus Snape! Die Überraschung steht Harry Potter ins Gesicht geschrieben. Das Filmpublikum muss sich hier aber fragen: Warum? Wieso schrieb Snape als Jugendlicher den Spitznamen "Halbblutprinz" in seine Schulbücher? Mochte er den Namen einfach? Wurde er früher von anderen Hogwarts-Schülern so genannt?
Im Film erfährt man dies nicht. Im Buch hingegen schon: Am Ende des Romans findet Hermine heraus, dass Snape ein Halbblut-Zauberer ist, da seine Mutter eine Hexe und sein Vater ein Muggel war. Da der Mädchenname seiner Mutter Eileen Prince ist und Snape sich mehr mit seiner Herkunft als Zauberer identifizierte (und ihm bewusst war kein Reinblüter zu sein), erfand er für sich den Spitznamen "Halbblutprinz". Es ist also kein Spitzname oder ein Adelstitel, sondern ein Bekenntnis zum zaubernden Teil seiner Familie.
Wer nur die Filme sieht, wird im Dunkeln gelassen und bleibt am Ende verwirrt zurück. Warum ausgerechnet diese, verhältnismäßig simple Erklärung es nicht auf die große Leinwand geschafft hat, ist leider eine weitere offene Frage, die sich nicht beantworten lässt.