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Gegenentwurf zu "Fifty Shades of Grey": Dokumentarfilm zeigt Alltag mit BDSM

The Artist & The Pervert im Kino
"The Artist & The Pervert" läuft seit 30. Mai in ausgewählten Kinos Verleih

BDSM ist durch "Fifty Shades of Grey" salonfähig geworden. Doch dass der Film um einen reichen Schnösel mit Sado-Maso-Fetisch kaum der Wirklichkeit entspricht, dürfte jedem Zuschauer klar sein. "The Artist & The Pervert" ist der realistische Gegenentwurf.

"50 Shades of No" heißt es in dem Trailer zum Dokumentarfilm "The Artist & The Pervert". Darin wird ein Paar gezeigt, das BDSM praktiziert. Alles also wie bei "Fifty Shades of Grey", dem kommerziellen Fessel-Hit mit Dakota Johnson und Jamie Dornan? Nein, überhaupt nicht. Die seit dem 30. Mai in ausgewähltenm Programmkinos laufende Doku reflektiert über Rollen- und Machtverteilung, anstatt sich an den SM-Praktiken zu ergötzen.

Die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen dem österreichischen Star-Komponisten Georg Friedrich Haas, der aus einer Nazi-Familie stammt, und der Afro-Amerikanerin Mollena Williams-Haas, deren Vorfahren versklavt wurden und die als Dozentin in der BDSM-Szene aktiv ist (BDSM: Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism), funktioniert in jeglicher Hinsicht anders als ein opulenter Blockbuster. Die Berliner Filmemacher Beatrice Behn und René Gebhardt sagen gegenüber Deutschlandfunk zu ihrem Projekt: "Wir sind der Gegenentwurf zu '50 Shades of Grey'. Wir zeigen, wie BDSM im Alltag aussieht. Es geht um die Art, wie Machtverhältnisse anders strukturiert sind."

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Georg Friedrich Haas und Mollena Williams-Haas haben sich über Online-Dating kennengelernt. Schnell entstand eine offene BDSM-Beziehung, bei der Mollena Georgs Sklavin ist. Der berühmte Gegenwartskomponist klassischer Musik meint in dem Gespräch mit Deutschlandfunk: "Ich definiere es als eine Beziehung zwischen zwei gleichberechtigten Menschen mit einem ungleichen Machtverhältnis."

Wer bei "The Artist & The Pervert" eine sexuell aufgeladene Doku erwartet, liegt falsch. Der Dokumentation geht es nicht um den größtmöglichen BDSM-Schocker oder die perverseste Seite der sexuellen Leidenschaft. Die Macher nutzen das Nachdenken über abseitigen Sex eher als Ausgangspunkt, um über moderne Rollenaufteilung zu berichten. Um finanzielle Abhängigkeit zu vermeiden, haben Mollena und Georg zum Beispiel einen Vertrag aufgesetzt, der Mollenas Unterhalt im Fall einer Trennung klar regelt. Sie ist nicht nur Partnerin, sondern auch eine Art Vollzeit-Managerin für Georg: "Als ich verstanden habe, dass ich sexuell dominant bin, war das sehr problematisch für mich als linksorientierter Mensch, als Feminist", so Georg Friedrich Haas in der Doku.

Ein Jahr lang haben die Berliner Dokumentarfilmer Beatrice Behn und René Gebhardt das Paar mit der Kamera begleitet. Entstanden ist ein Film, der dem effekthascherischen "Fifty Shades of Grey" etwas entgegensetzt. Etwas Realistisches.