Er wurde durch populäre Shakespeare-Verfilmungen wie "Henry V" und "Viel Lärm um nichts" Anfang der Neunziger zum internationalen Star. Aktuell ist er im Kino in "Radio Rock Revolution" zu sehen. Nun hat Kenneth Branagh (48) seine Leidenschaft für einen Kommissar entdeckt. In einer ARD-Co-Produktion mit der BBC spielt der gebürtige Ire in drei Krimis den schwermütigen Schweden Kurt Wallander.

Und das so gut, dass er dafür gerade mit dem Britischen Fernsehpreis Bafta ausgezeichnet wurde.

Lesetipp

Auch Bestsellerautor Henning Mankell (61), der gerade seinen letzten Wallander-Roman vollendet, war sofort Feuer und Flamme, als er von Branaghs Interesse an der Rolle hörte ...

TV SPIELFILM: Wie kamen Sie zu Wallander?

Kenneth Branagh: Ich mag Krimis. Ich lese Patricia Cornwell, P. D. James, aber auch Donna Leon und den Isländer Arnaldur Indriðason. Irgendwann bin ich bei Henning Mankell und Kurt Wallander gelandet. Ich habe sie sogar in der richtigen Reihenfolge gelesen und mit "Mörder ohne Gesicht" angefangen. Ich habe diese Bücher genossen, war betört von der Atmosphäre und hätte mir gern Ystad angesehen, das Henning Mankell so wunderbar beschreibt. Und da dachte ich, bevor ich mich ärgere, nicht gefragt zu haben, erkundige ich mich, ob die Filmrechte frei sind - Kurt Wallander wollte ich wirklich gern spielen.

Die Rechte waren frei, obwohl Sie die mehrfach verkauft haben, Herr Mankell?

Henning Mankell: Ich verkaufe niemals meine Seele und behalte die Kontrolle über meine Bücher. Nichts passiert ohne meine Zustimmung. Als ich hörte, dass Kenneth sich dafür interessiert, Kurt Wallander zu spielen, habe ich meinen Leuten gesagt, sie sollen alle anderen Anfragen stoppen und sich auf diese Option konzentrieren.

Kenneth Branagh: Parallel zu uns muss ein großer US-Produzent Interesse an den Rechten gehabt haben. Soweit ich weiß, wollte er die Filme aber für die USA adaptieren und in Maine drehen.

Henning Mankell: Dazu habe ich klar Nein gesagt. Die wollten jemanden wie Harrison Ford als Kurt Wallander haben. Nichts gegen Harrison Ford, der soll seine Filme drehen. Aber ohne mich.

Kenneth Branagh: Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Henning uns so positiv gegenüberstand. Abgesehen davon, dass ich seine Arbeit neidlos bewundere, hatten wir ein blindes Einverständnis, was die Umsetzung dieses Projekts anging. Wir haben uns im Juli 2007 getroffen, im April 2008 angefangen zu drehen und sind Ende November in England auf Sendung gegangen. Es ist ausgesprochen selten in unserer Branche, dass etwas so schnell und reibungslos über die Bühne geht.

Henning Mankell: Ich erzähle Ihnen eine kleine Geschichte zu unserem Kennenlernen. Sie wissen ja, dass ich zu Ingmar Bergmans Familie gehöre, weil ich mit seiner Tochter Eva verheiratet bin. Ingmar ist seit zwei Jahren tot, aber in seinem letzten Sommer hatte ich Kenneth auf Ingmars Insel Fårö eingeladen, damit er dort seine wunderbare Verfilmung von Mozarts "Zauberflöte" zeigt. Es war ein schöner Sommerabend, und wir trafen uns im Garten. Kenneth tigerte auf und ab und war ein bisschen nervös.

Kenneth Branagh: Machst du Witze? Ich stand im Garten des Mannes, der eine geniale Verfilmung der "Zauberflöte" vorgelegt hatte, und sollte meine Version zeigen. Klar war ich nervös. Sehr sogar.

Haben Sie einander noch kennengelernt?

Kenneth Branagh: Leider nicht. Kurz darauf ist er gestorben.

Henning Mankell: Ingmar wusste, dass Kenneth da ist, und ich habe ihn auch gefragt, ob er ihn treffen möchte. Aber er fühlte sich zu schwach und zu alt.

Kenneth Branagh: Aber auch ohne eine persönliche Begegnung war Fårö für mich ein magischer Ort. So viele berühmte Schauspielerinnen und Schauspieler sind schon dort gewesen! Jedes Haus, jeder Winkel atmet Filmgeschichte.

Henning Mankell: Im Haus hängt ein riesiger "Zauberflöten"-Wandteppich. Wenn man ganz genau hinsieht, gibt es im Grau einen kleinen roten Fleck. Ingmar hat ihn mir mal mit der Lupe gezeigt. Er hatte sich in den Finger geschnitten, etwas von seinem Blut ist auf den Stoff gespritzt. Wenn wir das nächste Mal da sind, Ken, kann ich dir die Stelle zeigen.