"Nicht alle waren Mörder" hat der Schauspieler Michael Degen seine Erinnerungen an die NS-Zeit genannt. Aber noch weniger waren Helden, bereit, ihr Leben zu riskieren, um Hitler zu töten und sein verbrecherisches Regime zu beenden. Einer, der diesen Mut besaß und ihn teuer bezahlte, war Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Was brachte den überzeugten Soldaten, der einen Eid auf Hitler als obersten militärischen Führer geleistet hatte, zu der Überzeugung, der Diktator müsse beseitigt und das Naziregime beendet werden?
"Stauffenberg - Die wahre Geschichte", so der vollmundige Titel einer neuen ZDF-Dokumentation, zeichnet in zwei Teilen die Entwicklung des Offiziers von seiner Kindheit bis zu seiner Hinrichtung am 20. Juli 1944 nach.
ZDF-Chefhistoriker Guido Knopp bedient sich dabei der bekannten Mischung aus Archivaufnahmen, Zeitzeugenaussagen, Expertenstatements und nachgespielten Szenen, wie man sie seit "Hitlers Helfer" kennt. In die Rolle des Widerstandskämpfers schlüpft der Schauspieler Peter Becker, ein Hüne von 1,93 Metern, der den echten Claus von Stauffenberg um acht Zentimeter überragt hätte.
Bei den Kriegsszenen getrickst
Die Spitfires, die den Konvoi der Wehrmacht angreifen, stammen aus dem Computer. Die Bilder der Flugzeuge wurden mit den Aufnahmen von Explosionen am Boden, die man wirklich auslöste, so zusammenkopiert, dass der Eindruck entsteht, alles sei gleichermaßen real.
Hitler ist der eigentlich Verantwortliche
Bei einer Besprechung im September erklärte er im Kreis von Offizieren: "Hitler ist der eigentlich Verantwortliche. Er muss beseitigt werden. Ich bin bereit, es zu tun." Es dauerte noch fast zwei Jahre, bis der Plan zur Tat gereift war. Am Morgen des 20. Juli 1944 flogen Stauffenberg und sein Adjutant von Haeften in Richtung Wolfsschanze. Im Gepäck: zwei Pakete Plastiksprengstoff so wie Zeitzünder. Als die beiden Verschwörer die Bomben in Hitlers Hauptquartier scharfmachen wollten, wurden sie gestört.
Der Staatsapparat schlug zurück
Guido Knopp vermutet, dass die Nazis vor den Verschwörern kapituliert hätten, wenn Hitler getötet worden wäre. Den Juden, den Soldaten der Alliierten und Stauffenbergs Landsleuten wäre viel Leid erspart geblieben. Von August 1944 bis Mai 1945 starben mehr Deutsche als in allen Kriegsjahren zuvor.
Rainer Unruh