In der Regel ist die Mutter die zentrale Quelle für Fürsorge und Trost - besonders für Töchter. Aber was mach man, wenn die Mutter sich kontinuierlich in die persönlichen Entscheidungen ihrer Tochter einmischt? In solchen Fällen könnte man sich als etablierte Tierärztin dabei wiederfinden, gemeinsam mit der Mutter einen krummen Weihnachtsbaum zu schmücken, anstatt die Feiertage mit dem neuen Freund zu verbringen. Mit dieser Situation wird Nicole (gespielt von Jasmin Gerat, bekannt aus "Kokowääh") im neuen ZDF-"Herzkino"-Film "Ein Regenbogen zu Weihnachten" konfrontiert.

Wenn eine Mutter das Drehbuch umdreht und statt sich um ihre Tochter zu kümmern, ihr immer auf der Tasche liegt, wird es sichtlich schwierig, ein eigenständiges Leben zu führen. Nicoles Mutter Diana (Sabine Vitua) quartiert sich permanent unangekündigt bei ihr ein, um sich mit der Untervermietung ihrer Wohnung finanziell über Wasser zu halten. Auch an Weihnachten. Dass sich Nicole das Fest der Liebe anders vorgestellt hat - eben mit mehr Liebe -, steht außer Frage.

Nicole hat sich in den Vater von zwei halbwüchsigen Kindern verliebt

"Jetzt willst du ganz urplötzlich die Stiefmama für seine zwei missratenen Kinder spielen?", bemerkt Diana spitz und spielt auf Nicoles neuen Feund, den Witwer Martin Kupfer (Maximilian Brückner), an. Schließlich habe sie ihre Tochter ohne patriarchalische Besitzansprüche abseits eines bürgerlichen Familienkonstruktes groß gezogen. Und siehe da: Nicole ist kein "lahmarschiger Käfigvogel, sondern eine stolze, schöne, unabhängige Nachtigall" geworden, wie die Mutter befindet.

Die Begegnung wird zum Desaster

Doch ausgerechnet diese selbstbestimmte Frau stürzt sich gerade in das Abenteuer ihres Lebens: Sie hat sich in Martin, Vater von zwei halbwüchsigen Kindern, verliebt. Nicole vermied es bisher strikt, seine Familie kennenzulernen. Nach einem Jahr Beziehung und kurz vor Weihnachten kommt sie nicht mehr drumherum: Nicole und Martin bekochen schließlich die wenig begeisterten und undankbaren Sprösslinge Juli (Sophie Paasch) und Kris (Louis Eitner). Pubertiere treffen auf kinderlosen Workaholic - na, wenn das kein Konfliktpotenzial birgt?

Eine peinliche Situation jagt die nächste, der Abend wird zum Desaster, und dann das: Die unerwartet sensible Nicole macht sich aus dem Staub und besteht auf einer Beziehungspause. So muss Martin mit Juli und Kris alleine in den alljährlichen Skiurlaub fahren. Viel Potenzial für weitere Klischees, möchte man meinen, und tatsächlich: Überraschende Wendungen bleibt Regisseurin Esther Gronenborn dem Publikum schuldig. Dass der Film dennoch ans Herz greift, liegt an seinem authentischen Hintergrund.

Drehbuchautor verarbeitet sein eigenes Schicksal

Um diesen Film zu spüren, ihn zu verstehen und tiefer in die Thematik einzutauchen, ist ein gewisses Maß an Vorwissen nötig: Der vielfach ausgezeichnete Drehbuchautor Christoph Silber ("Nordwand", "My Last Day Without You") verarbeitet in dem ZDF-Weihnachtsfilm sein eigenes Schicksal und das seiner Familie: Seine erste Frau und Mutter seiner beiden Kinder erlag 2013 einer schweren Krankheit.

Silber lehnt die Launen der Figuren Juli und Kris an seine eigene Erfahrung an: "Teenager neigen in so einer Situation dazu, sich selbst und ihrer Umwelt schwere Vorwürfe zu machen und am Leben zu zweifeln", erklärt er. Das habe bei seinem Sohn sehr viel Geduld, Kraft und Unterstützung gekostet. Seine kleine Tochter (sie war damals vier) sei eher fantasievoll mit ihrer Trauer umgegangen - sie habe sich eine Wolke ausgesucht und beschlossen, dass ihre Mama jetzt dort wohnte. "Wir schicken ihr heute noch jedes Jahr Geburtstagskarten per Ballon."

"Ein Regenbogen zu Weihnachten" am Sonntag, 17.12., um 20.15 Uhr im ZDF.