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Der Herr der Ringe: Tarantino statt Jackson, eine Filmgeschichte

Der Herr der Ringe: Tarantino statt Jackson, eine Filmgeschichte
WAS? Quentin Tarantino als Regisseur der Tolkien-Verfilmung "Der Herr der Ringe"? Verleih

Die Erfolgstrilogie "Der Herr der Ringe" musste in ihrer Entstehung schwere Hürden nehmen. Wie nun bekannt wurde, drohte der damals anfänglich an dem Projekt beteiligte Harvey Weinstein dem Regisseur Peter Jackson mit einer Umbesetzung des Regiepostens.

Wie würde ein Dialog zwischen Frodo Beutlin (Elijah Wood) und Samweis Gamdschie (Sean Astin) aussehen, wenn Quentin Tarantino ihn geschrieben und inzeniert hätte? Wäre die Diskussion um das Lembasbrot dann ähnlich verlaufen, wie das berühmte Burger-Gespräch zwischen Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson)? Jedenfalls ist es gar nicht so abwegig darüber nachzudenken. Durch die Veröffentlichung des Buchs "Anything You Can Imagine: The Making of Middle-Earth" von Autor Ian Nathan ist nun ans Licht gekommen, welche hitzigen Diskussionen sich hinter den Kulissen der Mega-Produktion abspielten.

So wurde unter anderem bekannt, dass Harvey Weinstein damit drohte, Peter Jackson gegen Quentin Tarantino auszutauschen. Der Grund: Die Produktion wurde zu teuer und Weinstein wollte kein Risiko mehr eingehen. Allein die Vorbereitung und die Arbeiten an den Drehbüchern für ein Zwei-Filme-Projekt hatten 12 Millionen Dollar verschlungen. Der Miramax-Mogul, Weinsteins Filmproduktionsfirma hielt anfangs die Rechte an den Tolkien-Büchern, forderte einen einzelnen Film mit zwei Stunden Länge. "Harvey sagte 'du machst das, oder du machst das nicht und bist raus. Dann hole ich Quentin für den Job'!" So gibt es Ken Kamins wieder, ein Produktionsassistent des Filmprojekts.
Foto: Getty Images, Quentin Tarantino als Regisseur eines Fantasyepos wie "Der Herr der Ringe"? Heute schwer vorstellbar...
Zu diesem Zeitpunkt hatten Weinstein und Tarantino schon mehrmals zusammengearbeitet, doch der "Pulp Fiction"-Regisseur war nicht der einzige Kandidat für eine Nachfolge von Peter Jackson. So sei auch "Shakespeare in Love"-Macher John Madden von Weinstein ins Spiel gebracht worden. Jackson erreichte am 17. Juni 1998 schließlich sogar ein Brief von Miramax-Entwicklungschef Jack Lechner. Dieser zeichnete ein Szenario, in dem zahlreiche zentrale Ereignisse aus der späteren Filmtrilogie zugunsten eines Einzelfilms gestrichen wurden. Unter anderem wollte Miramax auf Helms Klamm verzichten, Eowyn sollte Faramir als Boromirs Schwester ersetzen, es sollte keinen Balrog mehr geben und selbst Sarumans Schicksal stand in der Schwebe.

In Ian Nathans Buch wird Jacksons Reaktion darauf so zitiert: "Es war buchstäblich garantiert, jede einzelne Person, die die Bücher gelesen hatte, zu enttäuschen."

New Line Cinema nahm dankend an

Wie sich nun durch die Buchveröffentlichung herausstellt, wurde Produktionsassistent Ken Kamins zum entscheidenden Rädchen in diesem verzwickten System. Peter Jackson soll ihm gesagt haben, dass er und sein Partner Fran Walsh die gewünschten Anpassungen von Weinstein nicht umsetzen könnten: "Wir möchten lieber unser Leben haben und unsere Filme machen und uns nicht mehr mit all dem Mist beschäftigen. Sagen Sie Harvey, dass er seinen Film selber machen soll."

Doch wie die Filmgeschichte beweist, entschied sich Kamin offenbar dazu, Weinstein zu einem Verkauf der Filmrechte zu bewegen. Dies gelang. Die Produktionsfirma New Line Cinema nahm den Stoff mit Kusshand und goss Jacksons Ideen in ein drei, respektive sechs Filme umfassendes Mammutprojekt. Neuseeland freute sich über die Ankurblung der Filmindustrie, Zuschauer waren weltweit begeistert von der einzigartigen cineastische Fantasywelt und Peter Jackson heimste bei 30 Nominierungen letztlich 17 Oscars ein.

Ein unvergleichlicher Erfolg, der mit Harvey Weinstein nicht möglich gewesen wäre.