Vor einigen Tagen machte es im Internet die Runde, dass der Tom-Hanks-Klassiker "Splash – Eine Jungfrau am Haken" auf der Streamingplattform Disney+ neu zensiert wurde. In einer der Schlussszenen blitze ein Teil des nackten Pos von Schauspielerin Daryl Hannah durch. Disney verlängerte mit Computereffekten ihre Haare, um die Szene zu entschärfen – das Resultat sah äußerst bizarr aus.

"Splash" ist aber nicht der einzige Film, der betroffen ist. Schon immer überarbeitete der Disney-Konzern frühere Filme, um sie kulturell anzupassen oder Missverständnisse in der Darstellung zu bereinigen. Im Falle von unterschiedlichen Zeichentrickfilmklassikern sind jetzt auf dem immens erfolgreichen Portal Disney+ auch nur besagte Zensur-Versionen abrufbar. Doch um welche Filme handelt es sich – und was ist anders als in ihrer ursprünglichen Originalfassung?

Der König der Löwen: "SFX" oder Schmuddelschrift?

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Ein vermeintlich sexueller Schriftzug wurde aus "Der König der Löwen" entfernt.

Den Anfang macht der Disney-Klassiker aller Disney-Klassiker: Als "Der König der Löwen" 1994 im Kino startete, glaubten einige Eltern ein unzüchtiges Wort entdeckt zu haben. Als sich Löwe Simba in einer Szene vor Verzweiflung auf den Boden wirft, wirbelt er dabei Staub auf. Der Staub fliegt durch die Luft und einige Zuschauer glaubten, darin ein Wort lesen zu können. Es ging das Gerücht um, die Staubpartikel würden das Wort "Sex" formen. Tatsächlich war in dieser Szene eine Text-Botschaft versteckt. Die Special Effects Abteilung hatte das Wort "SFX" (engl. Abkürzung für "Spezialeffekte") in die Szene geschummelt, als kleine eigene Signatur. Um weitere Missdeutungen zu vermeiden, fliegt der Staub auf Disney+ in anderen Bahnen. Die Szene ist in zensierter Form im Film ab Minute 52 zu sehen.

Falsches Spiel mit Roger Rabbit: Kein Blick unters Kleid

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Schmutzfinke konnten Jessica Rabbit aus "Falsches Spiel mit Roger Rabbit" einst unter ihr rotes Kleid schauen.

Bis heute gelang kaum einem Film so virtuos die Zusammenführung von Realfilm und Zeichentrick wie "Falsches Spiel mit Roger Rabbit". Die Parodie auf den Film Noir hatte jedoch einen kurzen schweinischen Moment in ihrer Erstveröffentlichung, von dem auf Disney+ nichts mehr zu sehen ist. Als Bob Hoskins mit der Trickfigur Jessica Rabbit einen Autounfall hat, wirbeln die beiden durch die Luft. Da Jessica nur ein langes, rotes Kleid trägt, konnte man auf VHS-Kassette, stoppte man das Bild perfekt, einen kurzen Blick unter ihr Kleid erhaschen. Die Zeichner hatten ihr tatsächlich Unterwäsche gezeichnet, doch war diese so hautfarben, dass man Jessica zwischen den Beinen für nackt halten konnte. Das geht jetzt nicht mehr: Dank Computereffekte wurde dafür gesorgt, dass Jessicas Kleid in neueren Versionen des Films alles Nötige abdeckt. Die Szene beginnt bei 1 Stunde, 16 Minuten, 10 Sekunden.

Fantasia: Sunflower fehlt seit über 50 Jahren

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Die Darstellung des Olymps in "Fantasia" ist teilweise heutzutage kulturell bedenklich.

Ohne Frage gehört "Fantasia" zu den einflussreichsten Disney-Klassikern der Filmgeschichte. Doch kann der Film im Original sein Alter nicht mehr verbergen. Als das Meisterwerk 1940 in die Kinos kam, enthielt das Segment "Pastorale" noch eine Figur, die nach heutigen Maßstäben klar als rassistisch einzustufen wäre. Das Kapitel zeigt zu Musik von Ludwig van Beethoven allerlei Figuren der griechischen Mythologie bei Vorbereitungen auf ein Fest im Olymp. Unter anderem tauchte damals der Charakter Sunflower auf. Diese Zentaurin hat den Oberkörper einer afrikanischen Frau und den Unterkörper eines Esels. Da Sunflower außerdem den anderen, weißen Artgenossinnen eindeutig als Sklavin dient, hagelte es Rassismusvorwürfe. Seit 1969 ist Sunflower aus dem Film entfernt worden – auch bei Disney+ läuft nur die Update-Fassung.

Lilo & Stitch: Pizzakarton statt Trockner-Luke

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Die Zensur in "Lilo & Stitch" erzürnt die Fans.

Eine harmlosere, aber fragwürdige Änderung betrifft den Film "Lilo & Stitch". In einer frühen Szene des Films versteckt sich Lilo vor ihrer Schwester Nani in einem Wäschetrockner. Doch Nani trickst Lilo aus: Sie knallt die Tür zum Waschraum zu, wartet bis Lilo rauskrabbelt und fängt diese ein. So erinnern sich viele Fans an den kultigen Sci-Fi-Disneyspaß. Aber auf Disney+ läuft die Szene anders ab: Damit Kinder nicht animiert werden, in Wäschetrocker zu klettern, wurde aus dem Trockner eine normale Kommode und aus dem Trockner-Deckel ein Pizzakarton. Die Änderung ist vor allem daher stark in der Kritik, weil das Öffnungsgeräusch aus der Kinofassung immer noch zu hören ist und so die Nachbearbeitung der Szene eindeutig verrät. Die Szene läuft im Film ab Minute 20, Sekunde 16.

Aladdin: Hat der nicht mal was anderes gesungen?

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Autsch! Die Songtexte in der Originalfassung von "Aladdin" waren nicht immer allzu traumhaft.

Die Songs aus "Aladdin" gehören zu den musikalischen Highlights des Disney-Universums. Doch wer den Trickfilmmeilenstein 1992 noch im Kino sah, erinnert sich vielleicht, dass in den Jahren seit Erstveröffentlichung eine Textzeile im Anfangslied "Arabische Nächte" geändert wurde. Einst sang der Erzähler des Films nämlich folgendes:

"Du riskierst deinen Kopf und sofort ist er weg.
Tja, vergiss es! Dann platzt der Termin."

Das wurde seinerzeit von nicht wenigen als unsensibel und geschmacklos bezeichnet. Immerhin bemühte sich Disney ansonsten, die orientalische Kultur mit viel Respekt und Liebe darzustellen. Für die DVD-Veröffentlichung änderte man den Text daher in:

"Und steckst du mal im Sand, kommst du dort nie mehr weg.
Tja, vergiss es! Dann platzt der Termin."

Auch auf Disney+ ist es verständlicherweise nur diese kulturell angepasste Version, die ab Sekunde 52 zu hören ist.