Update: "Ich und Earl und das Mädchen" ist leider wieder von Netflix verschwunden. Durchaus möglich aber, dass er eines Tages wieder dort erscheinen wird.
Laut BoxOfficeMojo konnte "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" bei einem Produktionsbudget von läppischen 12 Millionen US-Dollar sagenhafte 307 Millionen wieder einspielen. Klarer Fall, die Verfilmung des gleichnamigen Buches war ein voller Erfolg und ließ Heerscharen an Kinobesuchern heulend in ihren Sesseln zurück. Das Teenie-Drama ist leider nicht bei Netflix zu sehen, aber dafür gibt es ab dem heutigen 1. September 2018 einen anderen Titel, der Fans der Romanze mit Shailene Woodley und Ansel Elgort ebenfalls gefallen könnte - und der eigentlich sogar ein bisschen besser ist.
Unser Geheimtipp: "Ich und Earl und das Mädchen"
Darum geht''s
Greg (Thomas Mann) ist ein Außenseiter an seiner Schule, der sich zwar mit vielen gut versteht, aber auch nur, um nirgendwo anzuecken und um ansonsten völlig unter dem Radar seiner Mitschüler zu fliegen. Viel lieber hängt er mit seinem "Kollegen" Earl (RJ Cyler) im Zimmer ihres Lehrers (Jon Bernthal) herum. Dann erfährt er, dass seine Mitschülerin Rachel (Olivia Cooke) an Leukämie erkrankt ist. Da er sie flüchtig kennt, wird er kurzerhand von seiner Mutter dazu genötigt, Zeit mit Rachel zu verbringen. Darauf haben beide keine Lust - aber nach und nach entwickelt sich zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft...
Lachen statt weinen
Cinephilie statt Kitsch
Mehrmals wird das gemeinsame Werk von Klaus Kinski und Werner Herzog zitiert, Letzterer wird sogar einmal von Greg direkt imitiert. Und an einer anderen Stelle telefoniert Greg mit Rachel. Das Telefonat läuft nicht besonders gut und während er durch die Wohnung stapft und die Kamera umherschweift, fängt sie auf dem Fernseher im Wohnzimmer eine Szene aus "Taxi Driver" ein, in der Travis Bickle (Robert De Niro) mit seiner Angebeteten spricht - und die ihm eine Abfuhr erteilt. Dass Greg und Co. gerne Zeit im Laden verbringen, um DVDs zu durchforsten, ist an dieser Stelle fast schon überflüssig zu erwähnen: Sie sind waschechte Nerds und solche werden auch an "Ich und Earl" ihre Freude haben.
Filmisches Stilbewusstsein
Zusätzlich gibt es neben den eigenen Werken von Greg und Earl, die bei aller Schrulligkeit auch liebevoll umgesetzt wurden, auch Einschübe mit Stop-Motion-Animationen. Fürs Auge gibt es also eine ganze Menge zu entdecken, die inszenatorischen Einfälle wirken in ihrer Vielfalt verspielt, ohne zum reinen Selbstzweck zu verkommen.
Der Film verdient ein größeres Publikum
Dabei hätte der Film ein wirklich großes Publikum verdient und vielleicht sorgt seine Auswertung bei Netflix nun dafür, dass das auch endlich eintrifft. Mit der Ansicht, dass der Film besser als "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" ist, stehe ich übrigens nicht alleine dar: Bei den Kritikensammelseiten Rotten Tomatoes und Metacritic hat der Film jeweils knapp die Nase vorn. "Ich und Earl und das Mädchen" ist jedenfalls ein wunderschöner Film, der eine traurige Geschichte herzerwärmend verpackt, tolle Schauspielleistungen zu bieten hat und auch handwerklich hohen Ansprüchen genügt.