In den 60ern war er der Chefaufklärer der Nation. Dem Thema Sex widmete er sein Leben, als Filmproduzent ("Das Wunder der Liebe") und als Autor von Büchern wie "Wir alle brauchen Zärtlichkeit"

NDR/Vincent TV

Sex für Alle
Oswald Kolle
ARD, Mo., 10.11.2008, 21.00 Uhr

Filmemacher Lutz Wetzel traf Kolle, der selbst wenig von Treue hält, und stellte dem bekennenden Bisexuellen intime Fragen. Auch Sexpertin Erika Berger, Ex-"Bild"- Chefredakteur Günter Prinz und Schauspielerin Ingrid Steeger äußern sich zum Erotikprofil der Republik. Was ist nach mehr als vierzig Jahren von Kolles Theorien geblieben?

"Sex für alle" ist das Thema seines Lebens. Es machte Oswald Kolle als Buchautor und als Filmproduzent erfolgreich und berühmt. In den 60er- und 70er-Jahren begann er seine Arbeit zur Befreiung der Deutschen von verkrampfter Erotik - und er hat dieses Land verändert. Die sexuelle Aufklärung war sein Ziel, und er wurde ihr Bannerträger.

Als ein Che Guevara der deutschen Schlafzimmer kämpfte er für die erotische Erlösung der Frau. Der von dumpfen Trieben geleitete Mann möge die Sinnlichkeit des Weibes zärtlich und sanft wecken, um so zu einer vollendeten und harmonischen Geschlechtsgemeinschaft zu finden.

Dabei sprach er viele Dinge erstmals aus, die bis dahin als höchst unanständig und peinlich galten, und wurde deshalb angefeindet und bekämpft. Die Erfindung der Antibabypille, die Frauenrechtsbewegung um Alice Schwarzer, der Sex-Report des amerikanischen Sexualforschers Kinsey - auch dies machte zu dieser Zeit Schlagzeilen, und Moralisten sahen aufgrund des Verfalls der Sitten das Ende der Welt gekommen. Das ist lange her.

Doch Oswalt Kolle ist mit seinen 80 Jahren kein Erotomane im Ruhestand. In Vorträgen, Talkshows und Büchern beteiligt er sich kämpferisch an der Diskussion um Sex im Alter, um Homosexualität und neuerdings um Sterbehilfe.

Harmonie zwischen Frau und Mann

Die insgesamt acht Aufklärungsfilme, die er von 1967 bis 1972 produzierte, sorgten für lange Schlangen an den Kinokassen. Und für riesige Empörung. Dabei wollte Kolle nur eine "Kultur der Zärtlichkeit, in der Frau und Mann harmonieren" schaffen. Noch heute ist der Autor in den Medien Botschafter dieser Idee - auch wenn sein Schwerpunkt mittlerweile auf Sexualität im Alter liegt.