Nicht nur in seiner Rolle als selbst ernannter Superagent Johnny English ist Rowan Atkinson ein Typ, der einstecken kann. Kurz vor dem geplanten Pressetermin in London baute der britische Schauspieler und Komiker ("Mr. Bean") mit seinem sündteuren McLaren-Sportwagen einen Autounfall, bei dem er sich die Schulter brach. Zum Interview erschien er dann aber doch pflichtbewusst und mit dem Arm in der Schlinge, um seinen neuen Film "Johnny English - Jetzt erst recht" vorzustellen.

TV SPIELFILM: Wie geht es Ihnen?

ROWAN ATKINSON Mir geht es gut, oder besser gesagt, meine Schulter ist bald wieder in Ordnung. Mein McLaren, mit dem ich den Unfall hatte, kränkelt noch, aber auch der wird wieder.

Als Autonarr haben Sie es sich in ihrem neuen Film auch nicht nehmen lassen, viele Stuntszenen selbst zu spielen und nicht gedoubelt zu werden. Ein Problem für die Produktion?

ROWAN ATKINSON
Es gibt tatsächlich eine recht turbulente Szene, in der ich in einem motorisierten Rollstuhl durch die Straßen Londons gejagt werde. Und das Gefährt war extrem schnell. Lassen Sie mich es so sagen: Wann immer ich eine Szene in dem Ding gedreht habe, wurden die anwesenden Versicherungsbeauftragten des Filmstudios äußerst nervös.

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"Er hat keine Furcht. Er hat keine Angst. Er hat keine Ahnung": Rowan Atkinson in "Johnny English - Der Spion, der es versiebte", 2003

Der erste "Johnny English"-Film war 2003 sehr erfolgreich und hat weltweit 160 Millionen Dollar eingespielt. Warum sind acht Jahre vergangen?

ROWAN ATKINSON
Im Nachhinein habe ich mich auch gewundert, warum so viele Jahre ins Land gegangen sind. 2004 hatten wir ein Treffen, um den zweiten Teil zu besprechen, hatten uns aber damals für einen weiteren Film mit Mr. Bean entschieden ("Mr. Bean macht Ferien", 2007). Erst dann ging es in die Planung für die Fortsetzung von "Johnny English".

Dabei ist Johnny English ähnlich tollpatschig wie Mr. Bean. Liegen Ihnen die Tollpatsche?

ROWAN ATKINSON
Das Problem des Agenten ist, dass er denkt, er könne alles. Doch zunächst richtet er nichts als Chaos an und scheitert mit allem. Er ist jedoch so von sich und seinen Aktionen eingenommen, dass er nie über sich nachdenkt und weiter draufholzt.

Ein deutsches Wort, das auch im Englischen verwendet wird, ist "Schadenfreude". Warum machen wir uns so gern lustig über Missgeschicke unserer Mitmenschen?

ROWAN ATKINSON
Johnny English ist von sich überzeugt und gibt nie einen Fehler zu. Da gönnen wir es ihm von Herzen, wenn er so viele Fehler macht. Das Publikum sieht das als angemessene Strafe für seine Überheblichkeit an. Dennoch muss man ihn einfach mögen, trotz seiner Selbstgefälligkeit.

Neben Mr. Bean ist Johnny English eine Ihrer Paraderollen, für die Sie weltweit geliebt werden. Werden wir Rowan Atkinson mal in einer ernsten Rolle erleben können?

ROWAN ATKINSON
Ich sehe mich immer schon in erster Linie als Schauspieler und nicht als Komiker. Dennoch ist es schwer, vom Publikum mit ernsten Rollen wahrgenommen zu werden, wenn es dich für deine komischen Rollen liebt. Das ist aber kein Problem für mich, schließlich gibt es auf der Welt viel mehr ernste als lustige
Menschen.

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Paraderolle eines begnadeten Komikers: Rowan Atkinson als Mr. Bean (1989-95)

Wird Mr. Bean je wieder auf der Leinwand zu sehen sein?

ROWAN ATKINSON
Ich glaube nicht, er soll im wohlverdienten Ruhestand bleiben. Ich habe Mr. Bean immer als einen Mann zwischen 25 und 45 Jahren gesehen, und dafür bin ich jetzt eindeutig zu alt. Aber wer weiß - sag niemals nie!

Können Sie eigentlich über sich selbst lachen?

ROWAN ATKINSON
Ich finde mich selber gar nicht komisch, nur die Rollen, die ich spiele. Grundsätzlich bin ich jedoch nie mit meinen Leistungen als Schauspieler zufrieden und denke immer, ich könnte es noch besser machen.

1977 haben Sie ihre Karriere begonnen. Welche Veränderungen in der Branche haben sie wahrgenommen?

ROWAN ATKINSON
Der Beruf hat sich über die Jahrzehnte natürlich dramatisch verändert. Auch die Ansprüche des Publikums haben sich merklich gewandelt. Die Menschen wollen Comedy sehen, mit der sie sich selbst identifizieren können. Das erklärt auch den Boom von Stand-up Comedy. Ich persönlich spiele lieber einen fiktionalen Charkater.

Würden Sie heute als junger Mensch noch einmal eine Schauspielkarriere einschlagen?

ROWAN ATKINSON
Wie alles auf der Welt hat die Kommerzialisierung auch in unserer Branche Einzug gehalten. Ich hatte wirklich Glück gehabt, als ich damals mit meinem Beruf begonnen habe. Schauspieler heute können es sich oft nicht leisten, sich auszuprobieren, weil sie kein finanzielles Risiko eingehen können.

Interview: Henrik John Hohl