Sci-Fi-Abenteuer "Interstellar"

Matthew McConaughey und Anne Hathaway gehen in ihrem neuen Film auf Planeten-Mission - und drehten dafür auf den eiskalten Gletschern Islands. Die Stars des SF-Abenteuers "Interstellar" (Kinostart 6.11.) über die Dreharbeiten auf Island, Fragen der Astrophysik und die Augenfarbe von Regisseur Chris Nolan.

Zwischen grandiosem Weltraumspektakel und intimem Kammerspiel soll sich Christopher Nolans geheimnisumwittertes Science-Fiction-Epos "Interstellar" bewegen. Das hört man jedenfalls, denn besonders viel ist nicht zu erfahren über die Geschichte um eine Gruppe von Astronauten und Wissenschaftlern auf der Suche nach
einem neuen Heimatplaneten für die Menschheit. Höchste Geheimhaltungsstufe!

Begonnen hat das Projekt vor etwa acht Jahren, als der Astrophysiker Kip Thorne unbedingt einen Kinofilm anregen wollte rund um das Thema Weltraum, Wurmlöcher und andere Dinge, die normalen Menschen nach kürzester Zeit die Köpfe rauchen lassen. Produzentin Lynda Obst, einschlägig erfahren dank des Jodie-Foster-SF-Dramas "Contact" von 1997, kam an Bord, Steven Spielberg sollte Regie führten.

Der wiederum heuerte "Memento"-Drehbuchautor Jonathan Nolan an, dessen Skript später seinem Bruder Christopher, Regisseur von "Inception" und der "Dark Knight"-Trilogie, in die Hand fiel. Er überarbeitete es, inspiriert von den Genrefilmen, die ihn als Kind beeindruckt hatten: "2001 - Odyssee im Weltraum" und "Krieg der Sterne". Seinen Schauspielern zeigte er zur Vorbereitung den Klassiker des Raumfahrerdramas, "The Right Stuff - Der Stoff, aus dem die Helden sind" von 1983. Wie's war im Weltall, verrieten Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain und Nolans Ehefrau Emma Thomas, Produzentin des Films, im Gespräch.
Wenn etwas nicht sehr kompliziert ist, sagt man auf Englisch: "It‘s not rocket science." Haben Sie verstanden, was der Physiker Kip Thorne Ihnen vermitteln wollte?

ANNE HATHAWAY Sich das von ihm selbst anzuhören, hat Spaß gemacht, aber man kann es leider niemand anderem erklären.

MATTHEW MCCONAUGHEY Absolut. Wenn man das versucht, ist man sehr schnell an dem Punkt, wo man sagt: Boah, warte mal, warte mal, geh mal eine Sekunde zurück. (lacht) Ich fand auch, dass man Kip Thorne persönlich viel besser verstehen konnte als das, was er in seinem Buch über Gravitationswellen und Relativitätstheorie schreibt.

HATHAWAY Hast du das ganze Buch geschafft?

MCCONAUGHEY Nein.

Wie war die physische Seite des Drehs? Christopher Nolan ist inzwischen bekannt dafür, lieber mit echten Sets als mit CGI-Effekten zu arbeiten. War das eine Herausforderung?

ALLE (unisono) Ja!

HATHAWAY Der Anzug war wirklich sauschwer. Wahrscheinlich nicht für die Jungs...

MCCONAUGHEY Aber hallo, ja, und ob der schwer war! Und das Eis sehr glatt.

HATHAWAY Das Eis war glatt, der Anzug war schwer, das Wasser war nass...

CHASTAIN Das Feuer war heiß. (lachen)

MCCONAUGHEY Und alles war echt. Das war kein CGI-Feuer aus dem Computer, auch kein CGI-Regen. Ich glaube, ich habe immer noch etwas von dem echten Wind irgendwo...

HATHAWAY Und es ist auch kein CGI-Atem, der aus dem Mund kommt, wenn es kalt ist. Dann ist es wirklich kalt.

Sie sprechen jetzt von den Dreharbeiten auf Island?

EMMA THOMAS Dazu kann ich vielleicht noch was sagen, auch wenn ich keine spezifischen Details verraten werde: Es gibt eine Szene, in der es kalt sein musste, aber wir waren schon wieder in Los Angeles. Die meisten Regisseure hätten den Atem wahrscheinlich in der Postproduktion per Computertrick eingefügt, aber wir haben dann in einem Kühlhaus in Downtown Los Angeles gedreht. Das sagt einiges über den Ansatz, den Chris vertritt.
HATHAWAY Oh ja, ich erinnere mich an das Kühlhaus, das war der Tag, an dem ich Körperwärme brauchte und euch dauernd bitten musste, mich zu umarmen. (lachen)

Mit dem Erfolg von "Gravity" im letzten Jahr, der neuen Steven-Spielberg-TV-Serie "Extant" mit Halle Berry und jetzt diesem Film scheint es eine Art Renaissance der Raumfahrt in Hollywood zu geben, was meint ihr?

CHASTAIN Ich weiß nicht, aber ich erinnere mich daran, dass ich als Kind im Fernsehen miterlebt habe, wie die Raumfähre "Challenger" kurz nach dem Start explodierte, wisst ihr das noch? Ich glaube, danach war die Raumfahrt abgemeldet und raus aus dem Fokus der Bevölkerung. Ich weiß noch, dass an Bord der Raumfähre auch eine Lehrerin war und wir Kinder alle so aufgeregt waren und uns für sie freuten. Dann starb sie, live und in Farbe, und wir alle haben zugesehen. Vielleicht hat es einfach eine Zeit gebraucht, bis man das verarbeiten und sich wieder mit der Thematik beschäftigen konnte.

MCCONAUGHEY Im Kern geht es im Film vor allem um eines: Familie. Das war das Erste, was mir in den Sinn kam, als ich das Drehbuch las. Und Chris will, dass jeder Zugang zu der Geschichte hat, "Interstellar" soll auch ein gewaltiges Familienabenteuer sein.

THOMAS Richtig.

HATHAWAY Das Überraschendste in Bezug auf Chris ist, dass wir ihn zwar alle als meisterhaften Filmemacher mit großer Intelligenz kennen, er aber auch ein riesiges Herz hat und seine Familie so sehr liebt, dass er - ich muss es dir jetzt sagen, Emma - die ganze Zeit über euch spricht, wenn du und die Kinder nicht da seid.

THOMAS (lacht) Ich glaube, es gibt manchmal ein Missverständnis, dass Chris sehr trocken und kühl und ernsthaft ist, aber das ist er nicht, zu Hause schon mal gar nicht, aber bei der Arbeit eigentlich auch nicht.

MCCONAUGHEY Und er ist sich wirklich für nichts zu schade, er ist rauf auf die Eisberge und rein in die Helikopter, seine Augen wurden vier Nuancen blauer, sein Haar immer blonder, und ich dachte nur, sieh mal an, der hat's drauf!

Scott Orlin