Wie weit geht jemand um der Macht willen? Martin Suter schaut im Roman Die dunkle Seite des Mondes in die Abgründe von Gier und Bosheit. In der Verfilmung sind Moritz Bleibtreu und Jürgen Prochnow die Gegenspieler. Hier sprechen sie über ihre Rollen, über Kino, Geld und Hollywood.

TV SPIELFILM: Was glauben Sie, sind Gut und Böse in uns angelegt, und wir müssen uns nur für eine Seite entscheiden?

MORITZ BLEIBTREU Ich glaube, dass die allerallermeisten Menschen gut sind, und nur ein paar wenige sind es nicht. Aber die Kraft dieser wenigen multipliziert sich sehr leicht, weil sie skrupellos sind und gefühllos.
Und weil sich ihnen kaum jemand in den Weg stellt?

MORITZ BLEIBTREU Eher weil die anderen zu gut sind. Selbst wenn sie sich dem Bösen in den Weg stellen, tun sie das auf eine Art, die immer defensiv sein wird und nicht aggressiv, kompromisslos, empathielos. Die Bösen sind wie die eine faule Birne, die dafür sorgt, dass der ganze Korb fault. Es ist erschreckend zu sehen, wie wenige Arschlöcher man braucht, um Millionen Menschen ins Unglück zu stürzen.

Sie spielen zwei erfolgreiche Alphamänner, die einander tödlich in die Quere kommen.

JÜRGEN PROCHNOW Die Romanvorlage von Martin Suter und auch das Drehbuch zeichnen ein Abbild unserer Gesellschaft, in der Moral, Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit immer mehr verloren gehen. Ich beobachte das ganz, ganz stark in Amerika. Drüben lautet die Devise: another day, another dollar. Das heißt auf Deutsch: Geld machen, Geld machen, Geld machen. Die Amerikaner arbeiten unglaublich viel, aber sie können mit dem, was sie erwirtschaften, gar nichts mehr anfangen, weil sie nichts mehr genießen können. Denn sie arbeiten ja auch am nächsten Tag wieder 12, 14 oder 18 Stunden, um noch mehr Geld anzuhäufen.

Schauspieler sagen, sie müssen eine Figur mögen, um sie spielen zu können. Was um Gottes willen kann man an diesem eiskalten Mann mögen, den Sie spielen, Herr Prochnow?
Die Antwort auf diese Frage und welcher der beiden Schauspieler beim Showdown als Erstes nicht mehr konnte finden Sie in der aktuellen
TV SPIELFILM (Heft 1/2016)