.
Erschienen durch Kooperation mit

TV-Kolumne "Bauer sucht Frau International"

Hat sich die Kuppelshow überlebt?

Bei Inka Bause suchen einsame Bauern die Liebe – auch international
Bei Inka Bause suchen einsame Bauern die Liebe – auch international TVNOW / Benno Kraehahn

Bei "Bauer sucht Frau International" suchen jetzt auch Landwirtinnen einen Mann. So nah ist Inka Bauses Kuppelshow dem Zeitgeist.

Corona schlägt bekanntlich aufs Gemüt. Mental zieht das Virus zieht den Menschen tief und tiefer hinab. Und räumlich? Da geht's hinaus aus der Stadt aufs Land. Wenn schon Homeoffice, dann lieber nicht in der Zwei-Zimmer-Wohnung, verkehrsgünstig zwischen Altstadtring und Straßenbahnanschluss gelegen, sondern draußen im Grünen, weit draußen.

Was für eine Vorlage für Inka Bause (52), die Landluft-Verkupplerin, und ihr wieder frisch sprießendes "Bauer sucht Frau". Zu Ostern geht's sogar ganz besonders weit hinaus aufs Land – zu den Bauern international. Da wird die Landflucht gleich zur Landesflucht.

Es lockt der Bauer Nico in Costa Rica. Der ist weit herumgekommen, drei Jahre auf dem Segelboot mit 27 Jahren. Inzwischen ist er 47 und hat 9000 Bäume gepflanzt. Gut, dass er nicht zu jedem gepflanzten Baum auch gleich ein Kind gezeugt hat. Im Gegenteil. Seit fünf Jahren ist Nico Single. "Wenn ich verliebt bin", verspricht der Weitgereiste, "dann ist die andere Person für mich die Welt."

Auch Cowgirl Heike sucht die Liebe

Es lockt Cowgirl Heike. Die 55-Jährige lädt ein nach Wyoming. In Deutschland hat sie als Informatikerin gearbeitet. In den USA fühlt sie sich wiedergeboren. Alles ist wunderbar. Mit einer Ausnahme. "Die Männer hier sind sehr, sehr Macho", hat Heike erkannt. Da habe sie aufgegeben, in ihrer Umgebung zu suchen. "Ich mag einen Mann mit Hirn", sagt sie. "Und Männer, die handwerklich geschickt sind, finde ich sexy."

Spätestens an dieser Stelle hat der Zuschauer staunend gelernt: Irgendwie ist RTL aus der Zeit gepurzelt. "Bauer sucht Frau" ist als Titel nicht mehr akkurat. Inzwischen dürfen auch die Frauen suchen. Und es ist abzuwarten, dass das Erfolgsformat umgetauft werden muss – politisch korrekt, aber unsexy: "Landwirt*in sucht m/f/d".

Wie politisch korrekt geht es bei "Bauer sucht Frau" zu?

Zurück ins noch nicht gendergerechte Hier und Jetzt. Wir lernen Matthias kennen. Er lebt in Namibia. Er ist 30. Er ist Holzwirt. Er hat Schafe, Ziegen, Enten und Hunde. Er hat alles. Auch einen Herd. Leider kann er nicht kochen. Da sucht er eine Frau, die "mit mir lacht und mit mir heult". Und auch der Küche neues Leben einhaucht.

Wir stoßen auf Weinbauer Ivica in Kroatien. Er ist 60. Er hat 3900 Weinstöcke. Er hat ein klares Anforderungsprofil: "Meine Frau muss sein: nicht zu dick, nicht zu dumm." Da sendet der Weinbauer schon einmal einen Handkuss per Kamera. Wenigstens kann Frau sich ihn mit dem eigenen Wein schön trinken.

Politisch korrekter wirkt Hans. Der 62-Jährige bietet in Kanada sieben Hektar Selbstversorgerfarm, vegetarisch noch dazu. Hedonistisch gibt sich Herbert (55) den es aus Bayern nach Ungarn verschlagen hat. Hier betreibt er einen Erlebnisbauernhof mit Western-Romantik. Dafür ist der einstige Autohändler gerne auf weniger Pferdestärken umgestiegen. "Freizeit bedeutet das Leben an sich", sagt er über das Leben, wie er es gewählt hat.

Calina ist schon als Kind mit ihrem Vater nach Mexiko ausgewandert. "Ich steh' auf deutsche Männer", sagt die 43-Jährige, "Ehrlichkeit haben deutsche Männer besser drauf."

Tiervergleiche bei "Bauer sucht Frau International"

Und dann gibt's da noch die ganz kernigen Typen mit den strammen Tiervergleichen. Wir lernen Manuel kennen. Der 28-Jährige kommt aus Schwaben. Er lebt in Michigan, unweit von Detroit. Ihn muss RTL ins Format pressen. Denn von seinen zwei Pferden und zwei Katzen, vom Hund und den 24 Enten kann er als Bauer nicht leben.

Im Hauptberuf arbeitet Manuel als Ingenieur, schiebt RTL etwas verschämt nach. Mit Tieren kennt er sich trotzdem aus. "Diese beiden Pferde zähme ich schon", sagt er zum Schluss. Ob die Einladung an Möchtegern-Frauen, sich auch zähmen zu lassen, wirklich so verlockend ist?

Aber dann gibt's ja auch noch Werner in Südafrika. Der Kaffeebauer ist 64. Er war 43 Jahre verheiratet, dann ist seine Frau gestorben. Der Dauer-Optimist glaubt daran, die Liebe fürs Leben ein zweites Mal zu finden. "Ich hab' Bock auf langes Haar", wünscht er sich von seiner Frau. Ein Krokodil hat sich, erzählt er, "den Dicken" ausgesucht als Happen. Es hat ihm einen Fuß samt Unterschenkel abgebissen.

"Das Krokodil hat schon versucht, mich zu schnappen", sagt er zum Schluss. "Das hat nicht geklappt – willst du's versuchen?" Tiervergleiche sind einfach immer schön. Auch wenn sie manchmal weh tun.

 

Dieser Artikel erschien zuerst bei Focus Online

Der Artikel Hat sich die Kuppelshow überlebt? wird veröffentlicht von FOCUS online.