Am Sonntag, 4. Oktober, kommt der neue "Tatort" aus Berlin. In "Ein paar Worte nach Mitternacht" geht es den Tod eines 90-jährigen Bauunternehmers. Eigentlich entspinnt sich dabei aber eine Geschichte zwischen Ost- und Westdeutschland und ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Wie passend zum vorausgehenden Tag der Deutschen Einheit. Vielleicht kann der "Tatort" ja die Spannung vom Film der letzten Woche halten. Autoren und Regisseurin haben sich zumindest Mühe gegeben.
Darum geht's in "Ein paar Worte nach Mitternacht"
An seinem 90. Geburtstag wird der Bauunternehmer Klaus Keller (Rolf Becker) erschossen aufgefunden. Ein Drama für die ganze Familie, aber damit ist es nicht getan. Um seinen Hals hängt ein Schild: "Ich war zu feige für Deutschland zu kämpfen." Die Ermittler Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) müssen in die Familiengeschichte eintauchen und nach den Gründen für einen solchen Mord suchen.
Zunächst wirkt es noch wie ein rechtsradikales Motiv, da die Firma des Toten gerade ein Dokumentationszentrum über die Shoa in Israel baute. Allerdings gibt es auch Verdächtige aus Kellers Vergangenheit. Ein altes Foto von ihm und seinem Bruder ist aus der Wohnung des Toten verschwunden. Keller profitierte damals von der Wende, sein Bruder hatte Nachteile. Aber auch in der Generation der Söhne gibt es Spannungen und Schwierigkeiten.
Autor will "nachdenklich" machen
Das 30-jährige Jubiläum der Deutschen Einheit, das am 3. Oktober gefeiert wird, ist auch der Anlass für diese ganz spezielle deutsch-deutsche Geschichte, eingepflegt in einen "Tatort", der dort spielt, wo die Teilung am härtesten zu spüren war: Berlin. Autor Christoph Darnstädt hat sich diesen Anlass ganz explizit genommen. Er wollte erzählen, "wie es zu dieser Teilung kam. Auf dass wir in unserer Einheitstrunkenheit vielleicht ein Stück weit nüchtern, nachdenklich, besorgt werden", sagte er im Interview mit der ARD. Er ergänzte, dass Deutschland die Verpflichtung eint "uns gerade auch an sie und jedes einzelne ihrer gesamtdeutschen Opfer bei diesem Anlass zu erinnern." Aber nicht nur die gesamtdeutsche Vergangenheit soll eine Rolle spielen.
Gerade die zwei Brüder bilden ein interessantes Gegensatzpaar für Darnstädt. "Erstmal ist es simpel, als Bild für die deutsche Teilung zwei getrennte Brüder zu setzen. Aber eben auch tauglich, um mit ihren Kindern und Enkeln den Bogen bis in das wiedervereinigte Deutschland zu spannen." Das ist ihm vor allem als Krimi gelungen. TV SPIELFILM meint: "Düstere Zeitgeschichte wird hier zu einem eindringlichen Familiendrama verdichtet. Komplexer Fall um Brüderzwist und Vaterland."