Die Arbeitszeit kann man sich als Schauspieler nicht aussuchen. Also springt Sabine Postel heute in jeder noch so kurzen Drehpause zum Fernseher, um wenigstens ein paar Minuten des DFB-Pokalspiels Hamburger SV gegen Werder Bremen zu erhaschen. Ihr Dreh ist in Hamburg, und sie jubelt als bekennender Werder-Fan immer an den "falschen Stellen".

Ein paar Kilometer weiter erlebt Thomas Schaaf den spannenden Elfmeter-Krimi mit dem besseren Ende für seine Mannschaft live. Am Tag darauf bittet TV SPIELFILM den Erfolgstrainer und die Tatort-Kommissarin im Restaurant des Weserstadions zum Gespräch über erstaunliche Parallelen zwischen Fußball und "Tatort", die Bedeutung von Kontinuität im Leben und Spieler als Popstars in kurzen Hosen.

Frau Postel und Herr Schaaf, Sie beide, sollte man meinen, leben in verschiedenen Welten: hier "Tatort", dort Fußball. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Sabine Postel: Er ist schuld. (lacht)

Thomas Schaaf: So verschieden sind Fußball und "Tatort" gar nicht. Wenn ein Krimi gedreht wird, ist ein ganzes Team im Einsatz, das alles sorgfältig vorbereitet. Beim Fußball ist das nicht viel anders. Da gibt es nicht nur die Mannschaft auf dem Spielfeld, sondern viele Leute
im Hintergrund, die dafür sorgen, dass die Spieler ihre optimale Leistung bringen.

Sabine Postel: Die Vorbereitung ist eigentlich die Hauptarbeit.

Thomas Schaaf: Wir haben im Fußball ja nicht so oft die Möglichkeit, dass wir sagen, Moment, diese Szene drehen wir jetzt noch mal (lacht). Im Ernst: Wir haben uns über das Zentrum für trauernde Kinder kennengelernt. Ich war dort Botschafter - eine Tätigkeit, die auf ein Jahr beschränkt ist. Bevor man ausscheidet, wird man gefragt, ob man einen Nachfolger weiß. Und weil meine Frau und ich immer den "Tatort" gucken und besonders gern den aus Bremen, habe ich Frau Postel angerufen.

Was macht ein Botschafter?

Sabine Postel: Wir benutzen unsere Prominenz, um auf den Verein aufmerksam zu machen. Auch um Menschen zu animieren, für den Verein zu spenden, denn die Einrichtung hat keine Sponsoren und ist auf jeden Euro angewiesen.

Frau Postel, Sie sind seit 1997 "Tatort"-Kommissarin, Herr Schaaf, Sie sind jetzt seit zehn Jahren Cheftrainer von Werder Bremen. Was bedeutet Ihnen Kontinuität?

Sabine Postel: Eine Menge, weil der Beruf, den ich habe, sehr unruhig ist. Er lässt es gar nicht zu, dass man Bindungen über einen längeren Zeitraum pflegt, weil man immer so viel unterwegs ist. Für mich bedeutet auch der "Tatort" Kontinuität. Da treffe ich beim Dreh zweimal im Jahr Menschen, die ich seit Langem kenne und mag.

Thomas Schaaf: Kontinuität ist auch für mich etwas ganz Wichtiges. Leider ist es in meinem Job sehr schwierig, Freunden gerecht zu werden. Die schlagen Termine am Wochenende vor, und da muss ich dann meistens sagen: Tut mir leid, Wochenende ist meine Hauptarbeitszeit.

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