(TV Kritik, 26.9. 2010) Hektisch fährt die Kamera von einem Darsteller zum anderen, und aus dem Lautsprecher wummern Elektrobeats, die aber so was von cool sind, dass man sich sofort fragt: Ist das noch unser guter alter "Tatort" oder schon die Verfilmung von Helene Hegemanns "Axolotl Roadkill"?

Aber dann taucht der angegraute Kopf von Kommissar Ritter wie eine Heulboje inmitten der Bilderflut auf, die Kamera erfasst einen einsamen alten Mann in einer Kneipe, und man weiß sofort: Purer Techno-Hedonismus hat in der ARD zur besten Sendezeit nichts zu suchen, ohne eine Prise Sozialkritik entlässt uns das Erste nicht in die neue Woche.

Und auch der verwirrend schnelle Anfang ist nur Show. Danach wird eine uralte Geschichte erzählt von Ehrgeiz, Liebe, Rivalität und Tod. Lustig wird's, weil Drehbuchautorin Beate Langmaack die Seifenoper-Konstruktion ins Künstlermilieu verlegt hat. Irgendwo -bei "Hanni und Nanni"? - scheint sie gelesen zu haben, dass es dort unheimlich wild zugeht. Egomanische Maler treffen auf spinnerte Sammler, frustrierte Kunsthistorikerinnen robben sich an den Assistenten des Großkünstlers heran, und Galeristinnen tragen ihre Haare so, als würden Sie morgens nicht den Föhn, sondern den Finger in die Steckdose stecken.

Klar, dass der Kotzbrocken von Künstler sterben muss. Wäre ja auch noch schöner, wenn solche Egomanen Millionen einstreichen, während unsereins vorm Fernseher daran denkt, wie er die Rate für den neuen Golf bezahlen soll. Diese Logik hat uns schon als Kinder beim Kasperle-Theater überzeugt, als der Knüppel aus dem Sack stets den Bösen traf und alle applaudierten.

Bleibt die Frage, was nach Drehschluss aus dem Kunstwerk wurde, um das sich alles dreht. Die Installation, die für den angeblich teuersten deutschen Künstler unter vierzig zur Todesfalle wird, sieht aus wie das Gerümpel in der Abstellkammer eines Möbellagers. Vielleicht könnte man für den Schrott bei Ebay noch 12 Euro an Materialwert rausholen. So viel kostet das Buch "Kunst für Dummies".

Rainer Unruh