Wie viele "Tatort"-Filme beginnt auch "Borowski und der Schatten des Mondes" mit dem Fund einer Leiche. In diesem Fall ist die junge Frau allerdings seit 50 Jahren tot und aufwendig unter einer Eiche begraben, die von einem Sturm entwurzelt wurde. Borowski (Axel Milberg) ist geschockt, als er herausfindet, dass es sich dabei um seine Freundin Susanne handelt, die starb, als sie beide noch Teenager waren. Er kennt den Fall besser als alle anderen, aber ist er zu nah dran? Seine Partnerin Mila Sahin (Almila Bagriacik) sieht das jedenfalls so und versucht ihn zu beschützen. Das Ausmaß des Leichenfundes kann sich zu diesem Zeitpunkt noch keiner der beiden vorstellen.
Lohnt sich der neue "Tatort"?
Wie immer liefert das Team aus Kiel genau, was man sich wünscht: Skandinavische Dunkelheit in der Geschichte und Klarheit in der Dramaturgie. Axel Milberg gibt dem persönlichen Fall sehr viel Tiefe und Verzweiflung und sein Sohn August spielt das junge Ich des späteren Polizisten überzeugend und verängstigt. Von Bagriaciks Kommissarin sehen wir leider nicht so viel wie sonst. Schade, da ihr Schauspiel in jeder Szene zur subtilen Kraft wird, die den ganzen Raum unter Spannung hält. Im Interview hat Axel Milberg auch über das Finale des Films gesprochen, das für Borowski ganz besonders ist.
"Am Set war ich unsichtbar"
TVSPIELFILM.de: Ihr Sohn August Milberg spielt in dem Film mit. Wie kam es dazu?
Axel Milberg: Der Produzent J. Pollmann hatte die Idee: Wie wäre es, wenn dein Sohn August den jungen Borowski spielt? Ich war überrascht und hab August dann gefragt. Dann Casting, danach eine zweite Runde und ja, man hat dort richtig mit ihm gearbeitet. Entschieden hat dann die Redakteurin.
Und wie hat es ihm gefallen?
Gut! Er war fasziniert von der konzentrierten Zusammenarbeit aller. Meine Aufgabe war es dabei, einfach die Klappe zu halten und ihn nicht vorher zuzuballern mit Tipps und guten Wünschen und allem. Am Set war ich zwar in der Nähe, aber unsichtbar.
Will er denn in die Richtung weiter machen?
Mal sehen. Die Abiturprüfungen stehen demnächst an, dann will er eine Zeit lang gar nichts machen. Talent hatte er, auch das Spielerische, immer schon, mal schauen. Sein Spiel hat mich auf jeden Fall berührt und überrascht
Beim Kieler "Tatort" wird es öfter persönlich für Borowski. Gefallen Ihnen diese Fälle besser als die mit etwas mehr Distanz?
Ich würde sagen, Borowski nimmt jeden Fall ziemlich persönlich – früher oder später. In diesem Fall ist es aber sein Albtraum. Vielleicht hat ihn das auch dazu bewegt zu sagen: Ich geh zur Polizei.
Es gibt einen Satz von Borowski: Potentiell könnte jeder Mensch ein Mörder sein. Wie sehen Sie das?
Was man weiß, ist, dass vor allem Serientäter als Kinder Schlimmes erlebt haben: Sadismus, Missbrauch, Hass. Um sich stark zu fühlen, tun sie das dann anderen an. Löschen den Selbsthass aus, indem sie sich im anderen vernichten. Klingt kompliziert, ist aber ein schrecklich einfacher Vorgang. Es muss aber nicht jedes gequältes Kind ein böser Erwachsener werden. Er kann auch Gutes tun.
Borowski hätte jemanden töten können
Man hat die Befürchtung das Borowski in der Szene mit dem Täter im Wald die Kontrolle verlieren könnte.
Das tut er wohl auch für einen Augenblick.
Hätte er töten können in der Situation?
Ja. Zuzutrauen wäre es ihm. Er hört auf, weil die Frau so schreit, die ja nicht weiß, wer der Mann mit der Waffe ist. Wir haben da lange gesucht und in früheren Fassungen gab es wilde Dialoge, wo ich dem Mann alles Mögliche vorwerfe. Mein Gegenüber, der arme Stefan Kurth, hat mir danach eine Stelle an seinem Hinterkopf gezeigt, wo ich ihn auf die Baumwurzel gedrückt habe.
Oha!
Borowski kommt dann wieder zur Besinnung und sagt nur: ‚Ich bin Polizist.‘ Das sagt er wohl auch zu sich selbst, um zurückzufinden in die Identität des Polizisten.
Ihre Kollegin Anna Schudt ist vor einigen Wochen aus dem "Tatort" ausgeschieden. Wie würde Borowski aussteigen?
Mir fallen viele Möglichkeiten ein: von einem Fünf-Gänge-Menü bis zum Verschwinden mit Angelzeug in den finnischen Wäldern oder ermordet werden. Das finale Gefühl, dass es da geben soll, ist kein Abschied, sondern ein Aufbruch. Das sollte auch das Gefühl beim Zuschauer sein. Ob das eine Reise ins Jenseits ist oder ich mit Elon Musk ins Weltall fliege, sehen wir dann.
Vielen Dank für das Interview
"Borowski und der Schatten des Mondes" läuft Sonntag, 10. April, um 20.15 Uhr im Ersten.