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Sprödes und zauberhaftes Großstadtmärchen: Christian Petzolds "Undine" im TV

Die junge Stadtführerin "Udine" hat ein dunkles Geheimnis. Als sie von ihrem Freund für eine Andere verlassen wird, muss sie mit einem alten Fluch umgehen.

Die Zusammenarbeit mit Regisseur Christian Petzold scheint deutschen Schauspielerinnen Erfolg zu bringen. In "Undine" - an diesem Freitag um 20.15 Uhr auf Arte - spielt Paula Beer ("Bad Banks") eine geheimnisvolle Historikerin, die sich in einen Taucher verliebt. Angelehnt ist die Geschichte an einen alten Mythos. Und auf der Berlinale 2020 wurde Beer dafür als beste Darstellerin ausgezeichnet.

Die Auszeichnung ging damals zum ersten Mal nach 13 Jahren wieder an eine deutsche Schauspielerin. Zuletzt hatte das Nina Hoss geschafft - mit ihrer Rolle im Drama "Yella". Ebenfalls ein Film von Petzold.

In seinen Projekten lässt Petzold oft verschwimmen, was noch Wirklichkeit und was schon Traum ist. So ist es auch im Liebesfilm "Undine". Beer spielt die gleichnamige Hauptfigur, die in einer Berliner Senatsverwaltung arbeitet. Mit Bluse und Bleistiftrock erklärt sie Touristen historische Stadtmodelle.

"Undine" kämpft als moderne Meerjungfrau gegen ihr vorgegebenes Schicksal

In der ersten Szene trifft sie ihren Freund in einem Café. Dass der sich gerade von ihr trennt, wird nicht ausgesprochen, sondern hinter knappen Dialogen versteckt. "Du musst doch was geahnt haben", sagt Johannes. "Du kannst nicht gehen", sagt Undine entschlossen. "Wenn du mich verlässt, dann muss ich dich töten. Das weißt du doch."

Die Todesdrohung stammt aus einem romantischen Nixen-Mythos: Männer können die schöne Undine aus einem Waldsee rufen, wenn sie sich nicht geliebt fühlen. Dann schenkt sie ihnen Liebe. Sollten die Männer sie aber betrügen, muss Undine ihnen das Leben nehmen und zurück ins Wasser steigen. Soweit die Erzählung.

Petzold allerdings nimmt das Ganze etwas auseinander, denn die Undine will für ihr Leben etwas anderes. Sie lernt den Industrietaucher Christoph (Franz Rogowski) kennen, die Verbindung wird besiegelt, als ein Aquarium platzt. Es sind Szenen wie diese - durchkomponiert, unwirklich -, die den Film sehenswert machen.

Gezeigt wird eine Frau, die sich gegen ihre Bestimmung stellt. Aber ob das auch gelingt? Petzolds Film ist ruhig erzählt, mit Unterwasseraufnahmen und Bahnfahrten, mit langen Einstellungen und teils spröden Sätzen. Das Ganze gibt dem Film etwas Besonderes, aber man muss sich darauf einlassen.