Neben den vielen blau-weiß-roten Fahnen zur Fußball-EM hat sich die Hafenstadt Brest ganz in Gelb rausgeputzt. Im eigentlichen Startort Kopenhagen war wegen der EM kein Platz mehr für die Tour, in der Heimat stellte sich manch ein Umweltschützer quer - und coronakonform musste das Konzept schließlich auch sein.
Dank der sinkenden Inzidenzwerte und Lockerungen könnte es beim Nationalheiligtum wieder stimmungsvoller als im Vorjahr zugehen, auch wenn das bewährte Corona-Protokoll wieder gilt. Sportlich läuft alles auf ein erneutes slowenisches Duell zwischen Vorjahressieger Tadej Pogacar und dem unglücklichen Zweiten Primoz Roglic hinaus. Für die deutschen Asse ist wohl nur eine Nebenrolle im Drehbuch der diesjährigen Tour-Story vorgesehen.
Die komplette Tour de France können Radsport-Fans im Fernsehen kostenlos schauen und sogar zwischen zwei Anbietern wählen. Die Free-TV-Sender ARD und Eurosport bieten ein umfangreiches Programm auf mehreren Kanälen.
Die ARD zeigt die Frankreich-Rundfahrt auf dem Spartenkanal One vom Start bis zum Beginn der Übertragungen im Ersten. Im Hauptprogramm überträgt die ARD an Wochentagen meistens ab 16.05 Uhr, an den Wochenenden startet sie abhängig von den Etappen auch eher. Zudem gibt es alle Etappen vom wichtigsten Radrennen der Welt im Internet als Livestream auf "sportschau.de". Neu in diesem Jahr ist der Radsport-Podcast der "Sportschau" Kommentator für das Hauptprogramm der ARD ist erstmals Moritz Cassalette, der bei fünf Etappen am Mikrofon sitzt. Nach seinem Einsatz bei der Fußball-EM übernimmt Florian Naß. Co-Kommentator ist Fabian Wegmann. Für den Internet-Livestream und One sitzt Florian Kurz hinter dem Mikrofon, Co-Kommentatoren sind Paul Voß und Johannes Fröhlinger.
Parallel bietet auch Eurosport eine umfangreiche Live-Berichterstattung. Kommentator beim Spartensender ist Karsten Migels. Jens Voigt und Robert Bengsch sind als Experten engagiert worden.
Den Live-Stream der ARD empfangt ihr auch über den Streamingdienst Zattoo. Der Dienst bietet Livestreams von rund 115 Sendern. Der erste Monat ist kostenlos, danach bekommt ihr den Dienst ab 9,99 Euro im Monat.
André Greipel tritt nochmal bei der Tour de France an
Und sonst? André Greipel geht im stolzen Alter von 38 Jahren noch einmal auf die Reise, nachdem er im vergangenen Jahr eigentlich schon Abschied von der Tour genommen hatte. Passenderweise trifft er in Frankreich seinen alten und ebenfalls schon abgeschriebenen Rivalen Mark Cavendish (Großbritannien) wieder. Für Etappensiege kommen die Altstars aber weniger in Frage. Da auch der formschwache Pascal Ackermann nicht zu seinem Tour-Debüt kommt, ist mit deutschen Erfolgen bei den Sprints kaum zu rechnen.
Vermissen werden die deutschen Rad-Fans auch Maximilian Schachmann, der sich auf Olympia in Tokio konzentriert, und den letztjährigen Etappengewinner Lennard Kämna, der eine mentale Pause einlegt. Immerhin gehört der zwölfköpfigen deutschen Delegation Dauerbrenner Tony Martin an, der zum 13. Mal dabei ist und seinem Kapitän Roglic zum Triumph im zweiten Anlauf verhelfen soll.
Tour de France 2020
Die Bilder der Tour 2020 sind noch in bester Erinnerung, als Roglic in La Planche des Belles Filles enttäuscht und mit leerem Blick auf dem Asphalt saß. In einem denkwürdigen Bergzeitfahren hatte Pogacar seinem Landsmann am vorletzten Tag das Gelbe Trikot entrissen und sich mit 21 Jahren und 365 Tagen zum jüngsten Toursieger seit 1904 gekrönt. "Wenn du so ein großes Rennen gewinnst wie die Tour de France, macht es dir Lust auf mehr", sagt Pogacar. Acht Siege im Jahr 2021, darunter der Triumph beim Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich, scheinen dies zu unterstreichen.
So sieht sich Roglic auch "nicht in der Favoritenrolle". Es gebe auch noch 20 andere gute Fahrer. Im Kopf hat der frühere Skispringer dabei sicher das Ineos-Team mit Ex-Tour-Champion Geraint Thomas, dem Vorjahresdritten Richie Porte und den beiden Ex-Girosiegern Tao Geoghegan Hart und Richard Carapaz. Die Zeiten, als der britische Super-Rennstall die Tour über fast ein Jahrzehnt mit Vierfach-Champion Cgris Froome dominierte, sind aber offenbar vorbei. Apropos Froome. Nach drei Jahren gibt der Superstar bei der Tour sein Comeback. Seit seinem schlimmen Sturz im Rahmen der Dauphiné-Rundfahrt 2019 kommt der 36-Jährige aber an seine Bestform nicht mehr heran. So sieht sich Froome beim Team Israel Start-Up Nation eher in der Rolle des Wasserträgers für Kapitän Michael Woods: "Ihr könnt definitiv erwarten, dass ihr mich seht, wie ich in den nächsten Wochen einige Flaschen hole."
Corona-Hürden
Bis der Tour-Sieger 2021 gekrönt wird, gilt es aber auch die Corona-Hürden zu überwinden. Im Klartext heißt das: Alle Fahrer werden jeweils zweimal vor dem Tour-Start, nach der fünften Etappe sowie am ersten und zweiten Ruhetag getestet. Werden zwei Fahrer eines Teams innerhalb von sieben Tagen positiv getestet, soll der jeweilige Rennstall ausgeschlossen werden. Im vergangenen Jahr wurde dies ähnlich gehandhabt und hatte weitgehend funktioniert. Kein Fahrer wurde positiv getestet.
Durch die Corona-Pandemie waren die Organisatoren gezwungen, sich einen neuen Startort zu suchen, da Kopenhagen wegen der auf 2021 verlegten Fußball-EM passen musste und nun im nächsten Jahr dran ist. Danach sollte eigentlich Rennes den Grand Depart ausrichten, doch der von den Grünen mitregierte Stadtrat stimmte dagegen. Ohnehin sieht sich die Tour wegen der Umweltverschmutzung zunehmender Kritik ausgesetzt.