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RTL-Skandal à la Relotius: Jahrelange Manipulationen bei "Punkt 12"

Besonders die Sendung Punkt 12 ist von den Manipulationen bei RTL betroffen
Besonders die Sendung "Punkt 12" ist von den Manipulationen bei RTL betroffen Sender

Die Relotius-Affäre beim "Spiegel" schlug hohe Wellen und jetzt wurde auch RTL von einem eigenen Manipulationsskandal getroffen. Demnach soll ein Mitarbeiter jahrelang vorwiegend bei "Punkt 12" Beiträge manipuliert haben.

Der Skandal um Claas Relotius beim "Spiegel" hallt noch immer nach und nun wurde ein weiteres großes Medienhaus von einem getroffen: Aus einer Pressemitteilung ging jetzt hervor, dass ein Reporter des Privatsenders RTL über Jahre hinweg TV-Beiträge manipuliert haben soll. Der 39-Jährige, der in den vergangenen zwölf Jahren vornehmlich für "Punkt 12" tätig war, wurde mittlerweile entlassen und von einer Kollegin überführt, die Verdacht schöpfte.

RTL: "Punkt 12" und "Nachtjournal" betroffen

Der betreffende Mitarbeiter war bei RTL Nord aktiv. Am 15. Mai soll dem Bericht zufolge die Geschäftsführung einen ersten Hinweis erhalten haben, als eine Mitarbeiterin wegen eines Beitrags misstrauisch wurde. Darin ging es um den Missbrauch von Codein, wobei das Endergebnis nicht mit dem gefilmten Rohmaterial zusammenpasste. Später wurden noch sechs weitere Fälle entdeckt, in denen manipuliert wurde. Betroffen waren Beiträge bei "Punkt 12", "Nachtjournal" und "Guten Morgen Deutschland", in denen auch Statements und Situationen von und mit Stars in einen falschen Kontext gesetzt wurden: So habe sich der Täter in ein Interview mit Lionel Richie eingefügt, obwohl der den Star gar nicht gesprochen hat. Eine Aussage von Spice Girl Melanie C, die von Feuchtigkeitscreme spricht, wurde für einen Beitrag über Desinfektionsmittel benutzt.

Der Mitarbeiter soll versucht haben, die ihm vorgetragenen Vorwürfe runterzuspielen. RTL und RTL Nord haben nun vor, alle seine Beiträge der letzten zwölf Jahre zu überprüfen, die jetzt auch online und im internen Archiv gesperrt wurden. "Wir vertrauen in die journalistische Aufrichtigkeit unserer Reporter und unsere Kontrollmechanismen bei der Abnahme von Beiträgen sind streng", ließ RTL-Chefredakteur Michael Wulf in der Mitteilung verlauten. "Sie haben sich in der Vergangenheit bewährt. Dieser Fall zeigt uns jedoch, dass sie nicht völlig fehlerresistent sind. Wir werden deshalb sehr konsequent daran gehen, den gesamten Prüfungsprozess rund um TV-Beiträge vor der Ausstrahlung noch weiter zu verbessern."

Auch Michael Pohl, Geschäftsführer und Programmchef von RTL Nord, äußerste sich zur Enthüllung: "Die von uns geprüften Beiträge waren im Gesamtkontext zwar nicht erfunden, aber handwerklich und inhaltlich sehr geschickt dahingehend manipuliert, dass sie aufregender und größer wirken sollten, als es die Realität hergab. Damit hat der Reporter ganz bewusst rote Linien des Journalismus überschritten. In logischer Konsequenz haben wir mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit beendet."