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Erschienen durch Kooperation mit

"ProSieben"-Show JENKE.CRIME

Jenke von Wilmsdorff geht mit Gangstern auf Spurensuche

Jenke von Wilmsdorff ist wieder unterwegs.
ProSieben / Benedikt Müller

Jenke von Wilmsdorff gehört seit Jahren zu den besten TV-Journalisten und Reportern. Einfühlsam und neugierig erkundet er jetzt mit Deutschlands Gangstern deren Wege vom großen Geschäft mit Drogen, Geld und Co. bis hin zur Zeit im Gefängnis.

Jenkes Tafelrunde ist speziell. Klar, der Extremreporter hat einen Ruf zu verteidigen. Er lässt sich nieder mit Philipp Schlafer, einem Neonazi, Siegfried Massat, einem Juwelenräuber, Martin "The One", der im Darknet mit Drogen handelte, und Hubertus Becker, einem Drogenhändler der alten Schule. Zwei Verbrecher-Generationen. Zwei muskulöse Finsterlinge und zwei sympathische ältere Männer, die Zigarillos rauchen und von Wilmsdorff mit "Sigi" und "Hubertus" angesprochen werden. Wilmsdorff will's wissen. In der ersten Folge analysiert er Hubertus Becker, den Drogenbaron.

Jenke neugierig: So schmuggelt man Hasch durch Marokko

 Wie beim Vorstellungsgespräch fragt Wilmsdorff den Kriminellen nach seinen Stärken. "Kommunikation und Logistik", antwortet dieser. Der ProSieben-Reporter zeichnet den Lebensweg nach des "großen Drogenbarons", wie er Becker immer wieder tituliert. Der Weg startet beim jugendlichen Rebell, der zu schnell Auto fährt und sich in den wilden 60ern gern mit der Polizei anlegt, eine gute Schulbildung besaß,  Französisch sprach. Einer seiner Kumpel dealte mit Haschisch. Hubertus war qualifiziert zu Höherem. Durch seine Französisch-Kenntnisse konnte er mit den Haschhändlern in Marokko direkt verhandeln. Mit seiner praktische Begabung und seinem Geschick für Logistik tüftelte er die Verstecke im VW Variant oder VW Käfer aus. Wilmsdorff lässt sich das sehr genau vorführen - und betont: "In diesem Fall verstecken wir Sauerkraut statt süßlich riechendem Kifferkraut."

Drogenbaron von München und Hippie auf Ibiza

Das verbale Gegensteuern ist notwendig. Extremreporter Wilmsdorff ist durchaus fasziniert vom abenteuerlichen Leben des Drogenhändlers. Jet-Set-Leben in München der 70er. Der 20-jährige Hubertus und sein Freund Walter ziehen in ein Luxusappartement in München, in einer Bauerntruhe liegen zehntausende Mark. Gehen die beiden aus, stecken sie sich ein paar Tausend aus der Truhe ein und lassen es krachen. Sie tragen demonstrativ Waffen, die Kunden sind prominent. In der Hippiehochburg Ibiza schlägt er seinen zweiten Wohnsitz auf. Die Geschäfte laufen prächtig. Dann schließt Spanien die Grenze nach Marokko - und Becker muss beruflich umsatteln. Er schmuggelt fortan Heroin aus den USA nach Deutschland. "Big Business", sagt Becker. Für ein Kilo bekommt er eine Millionen Mark.

Als Tennisspieler verkleidet vorbei am Zoll

Der 69-jährige Hubertus Becker ist ein begabter Geschichtenerzähler. Seine Augen blitzen, wenn er von seinen Coups erzählt. Etwa dem, als er in einem New Yorker Hotel das deutsche Davis-Cup-Team traf, sich ihnen als Tennisspieler verkleidet bei deren Rückflug anschloss und unbehelligt durch den Zoll spazierte - mit zwei Kilo Heroin im Koffer.

Beckers Ehefrau war blind vor Liebe

Besuch bei der Ex-Frau Lisa. Ihre Geschichte ist traurig. Sie hatte Becker auf Ibiza kennengelernt, war bald schwanger. Die geplante Hochzeit in Deutschland platzte. Das Fest war vorbereitet, die Gäste angereist, aber der Bräutigam kam nicht. Er saß auf Ibiza in Haft, verpasste die Geburt des Sohns. Als Vierjähriger spielte das Kind Koks-Schnupfen nach. Während der Geburt der Tochter geht der werdende Vater zig Mal zum Auto, um Drogen zu nehmen. Als das Mukoviszidose kranke Kind stirbt, sitzt Becker wieder in Haft.

Geldwäscher der Oetker-Millionen

15 Jahre verbringt er im Gefängnis. Seine Kuriere hatten ihn verraten - und Becker war zugedröhnt mit Drogen selbst zum Landeskriminalamt gegangen, um die Sache zu klären. Im Gefängnis lernt er Dieter Zlof kennen, den Entführer von Richard Oetker. Der haut ihn an, die 21 Millionen Mark Lösegeld zu waschen. Kaum auf freiem Fuß, buddelt der ehemalige Drogenschmuggler das Geld aus, sechs Millionen sind verfault, die restlichen 15 Millionen vergräbt er unter einer Hütte im Wald, im Forstrevier seines Vaters. Der Deal zur Geldwäsche klappt nicht, Becker wird wieder verhaftet, verrät das Versteck nicht. "Ganovenehre", sagt er. Zlof schickt seinen Rechtsanwalt zu Becker in den Knast. Dem teilt Becker das Versteck mit. Zlof wird später mit dem Großteil des Geldes geschnappt, 2,5 Millionen aber bleiben verschwunden. "Es ist das erste Mal, dass ich das erzähle", beteuert Becker. "Und der Rechtsanwalt ist mittlerweile verstorben."

Abenteuer war Becker wichtiger als die Liebe

"Dein größtes Bedauern in einem Satz" fordert Wilmsdorff zum Schluss seinen schillernden Protagonisten auf. "Dass ich nicht genug Liebe empfunden habe. Dass ich immer dem Abenteuer Priorität gegeben habe und kein vernünftiges Verhältnis zu meinem Sohn habe", bekennt Becker. Die anderen Kriminellen am Tisch nicken nachdenklich mit dem Kopf. "Am Ende hat seine kriminelle Laufbahn allen Beteiligten nur Schmerz und Leid gebracht", spricht die Stimme des Extremreporters aus dem Off. Damit der Zuschauer das auch richtig versteht.

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