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Pippi Langstrumpf: Neuauflage als Roma-Mädchen

Inger Nilsson als Pippi Langstrumpf
Inger Nilsson in "Pippi Langstrumpf" Verleih

Die schwedische Kinderbuchlegende Pippi Langstrumpf kehrt als Hörspiel zurück. Allerdings wird von Astrid Lindgrens Heldin nicht mehr viel übrig bleiben. Pippi ist jetzt ein Flüchtlingsmädchen, das in einem Auto lebt.

Ein fröhliches, unangepasstes Mädchen mit roten Haaren und Superkräften - so kennen wir Pippi Langstrumpf, seit Astrid Lindgren 1945 den Roman veröffentlichte. Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, so ihr voller Name, gilt als frühe Ikone des Femismus und Vorreiterin des Punk. Spätestens mit den Verfilmungen mit Inger Nilsson (ab 1969) hat sich ein Bild von Pippi verfestigt.

Aber wie könnte eine realistische, zeitgemäße Version der schwedischen Nationalheldin aussehen? Gunilla Lundgren hat jetzt für ein Hörspiel eine Fassung erarbeitet, die die Härten der Gegenwart nicht ausblendet. Mit Migrantenkindern hat die schwedische Autorin "Pippy in Rinkeby" geschrieben, das sich ausmalt, wie Pippi heute in einem realistischen Umfeld aussehen könnte.

Heldin des Hörspiels, das seit dem 29. Oktober 2018 ausgestrahlt wird, ist ein über Deutschland nach Schweden eingewandertes Roma-Mädchen aus Rumänien. Schauplatz ist der Stockholmer Stadtteil Rinkeby, ein sozialer Brennpunkt. Da gibt es keine Villa Kunterbunt, Pippi lebt in einem alten Auto. Sie hat kein Äffchen und kein Pferd an ihrer Seite, an Herrn Nilsson erinnert nur ein Stoffaffe. Ihre Freunde heißen nicht Thomas und Annika, sondern Costas und Katarina. Pippis Vater ist kein "Negerkönig" mehr, sondern lebt weit weg, arbeitet irgendwo. Was er macht, weiß Pippi selbst nicht so genau.
Die Idee, Pippi Langstrumpf auf diese Weise in die Gegenwart zu holen, kam nicht überall gut an.

Zwar gaben die Lindgren-Erben der Autorin für die die Neuinterpretation grünes Licht, andere aber warfen Lundgren aber vor, schwedisches Kulturgut zu zerstören.

Beim Radio dagegen rannte "Pippi in Rinkeby" offene Türen ein, bei den Facebook-Followern waren die Reaktionen gemischt.



Neben Schwedisch ist das Hörspiel noch in fünf weiteren Sprachen zu hören, den offiziellen Minderheitssprachen des Landes: Romanes, Jiddisch, Samisch, Meänkieli und Finnisch.
Später soll die Erzählung auch als Buch erscheinen. Zu einer Verfilmung ist es dann nicht mehr weit. Gunilla Lundgren hat schon mehr als 30 Bücher veröffentlicht, viele über oder mit Roma-Kindern.