Es ist Karneval, aber keiner geht hin. Aufgrund der Corona-Pandemie fallen die Großveranstaltungen in Deutschland – und damit auch der Karneval aus. Aus diesem Anlass hat sich der WDR dazu entschlossen vergangenen Samstag die Sendung "Jet zo fiere! Das Beste aus der Verleihung des Ordens ‚Wider den tierischen Ernst‘" auszustrahlen. Darin enthalten: eine Büttenrede von Désirée Nick aus dem Jahr 2010 – inklusive Blackfacing.
Heißt konkret: Für den Auftritt verkleidete sich die Schauspielerin als ägyptische Pharaonin. Doch es geht vielmehr um die zwei Männer neben Nick, beide im Gesicht und am Körper mit dunkel geschminkter Haut. Wenn sich weiße Menschen anmalen, um schwarze Menschen zu spielen, nennt man das "Blackfacing", eine Form von Rassismus, die lange auf Bühnen, in Filmen und im Karneval betrieben wurde - und eben manchmal noch wird.
Nach "Die letzte Instanz": Erneut Rassismus-Vorwürfe
Die Islam- und Musikwissenschaftlerin Nava Zarabian teilte bei Twitter einen Screenshot das TV-Ausschnitts und schrieb: "Hey @WDR, ihr wollt halt auch einfach nichts lernen oder? Rassistische Sprache diskutieren und jetzt blackfacing ausstrahlen? Und jetzt kommt mir nicht mit Wiederholung und Entschuldigungen!"
Der WDR reagierte auf die Kritik bei Twitter und erklärte: "Diese Szene aus 2010 hätte nicht in den Zusammenschnitt aufgenommen werden dürfen. ‚Blackfacing‘ ist rassistisch. Wir haben die entsprechenden Bilder in der Mediathek durch eine Texttafel ersetzt, mit der wir auf die Problematik hinweisen. Und weiter: "So etwas darf uns nicht passieren – erst recht nicht nach den Diskussionen der vergangenen Wochen. Und es zeigt: Wir haben hier noch viel zu tun."
"Der WDR hat sich das ausgedacht"
Mit Letzterem spielt der WDR auf die Sendung "Die letzte Instanz" an, nach der es ebenfalls Rassismus-Vorwürfe gegen die beteiligten Macher gab. In der Show diskutierten prominente Gäste wie Thomas Gottschalk darüber, ob man heute noch "Z…-soße" noch sagen dürfe. Darauf hagelte es heftige Kritik.
Tatsächlich ist in der WDR-Mediathek die umstrittene Pharo-Szene mit Désirée Nick vom Wochenende nicht mehr zu sehen, sondern nur noch mit dem entsprechenden Hinweis zu hören. Die Kabarettistin selbst distanziert sich von vom "Blackfacing"-Fauxpas: "Der Auftritt wurde vom WDR konzipiert, ich kannte die beiden Jungs nicht, die da plötzlich auf der Bühne standen. Der WDR hat sich das ausgedacht, auch den Text, und war weisungsbefugt", so Nick gegenüber "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Dieser Artikel erschien zuerst bei FOCUS Online.
Der Artikel Nach Kritik am WDR: Sender ändert Karnevalssendung nachträglich wird veröffentlicht von FOCUS online.