Thomas Gottschalk (74) hat viel Zeit. Mit dem Fernsehen läuft es nicht mehr so, und eigentlich ist er auch ganz zufrieden damit, sagt er am Freitagabend in der WDR-Talkshow "Kölner Treff". Vieles habe sich im Fernsehen geändert, seit er Sendungen wie die "Telespiele" präsentiert habe, klagt Gottschalk.
Schon in seiner letzten "Wetten, dass ..?"-Sendung im ZDF hatte er bemängelt, dass er nicht mehr so reden dürfe wie früher. Im "Kölner Treff" erklärt er genauer, was er meint: "Ich habe festgestellt, dass ich oft merke, wenn ich zu Hause irgendetwas sage, denke ich, es sei gut, dass das keiner im Fernsehen gehört hat. Das sind Dinge, die ich früher nicht gedacht habe, dass ich sage, man hätte mir das falsch auslegen können."
Heute dürfe man nicht mal mehr eine Fußballnationalspielerin mit dem falschen Namen ansprechen. Das sei dann ein Affront gegen Frauen oder den Frauenfußball, behauptet Gottschalk. "Ich nehme für mich in Anspruch, dass ich nie jemandem in irgendeiner Form zu nahe treten wollte, oder nie in irgendeiner Form Frauen in einer ungebührlichen Form behandelt habe in meinen Shows. Das hat man mir immer wieder nachgesagt."
Thomas Gottschalk kritisiert Änderungen an deutscher Sprache
Seinem Unmut hat er nun in einem Buch Luft gemacht. "Ungefiltert: Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann", so heißt es. Und darin schreibt er, was er alles seiner Ansicht nach nicht sagen darf. "Zigeunerschnitzel" zum Beispiel. Und "Mohrenkopf". Und noch ein drittes Wort. Das nennt er aber nicht. Und er sagt auch nicht, warum er so großen Wert darauf legt, am laufenden Band das Wort "Zigeunerschnitzel" zu sagen.
Gottschalk ist sauer. Er fühlt sich nicht ernst genommen. "Ich sage: Wenn einer mit 74 Jahren nicht das sagen kann, was er denkt, dann ist irgendwas schiefgelaufen", so Gottschalk. Früher habe er relativ spontan reagiert. "Heute ist es so, dass ich erst einmal nachdenke, bevor ich etwas sage. Für mich ist das schlimm."
Was Gottschalk sagt, wenn er nicht vorher nachdenkt, kann man in seinem Podcast hören. Da stellt er fest, dass viele junge Leute zwar Tokio-Hotel-Frontmann Bill Kaulitz kennen, Jimi Hendrix aber nicht. Der ist nun auch schon 54 Jahre tot, aber für Gottschalk gehört Hendrix zur Allgemeinbildung. Freddy Mercury von Queen irgendwie auch. Superstar Taylor Swift nicht. Mit dem, was heute so läuft, scheint der einstige Berufsjugendliche nicht mehr so viel anfangen zu können.
Nicht nur im "Kölner Treff" wirkt Gottschalk verbittert, oder "onkelig", wie es die Interviewer vom "Spiegel" nennen. Er selber sagt über sich, er sei "verunsichert".
Thomas Gottschalk über sein "Spiegel"-Interview
Darum nutzt er vielleicht auch seinen Auftritt im WDR, um sein gedrucktes Interview zu korrigieren. Doch das gelingt nicht. Die "Spiegel"-Redakteure hatten ihn darin zu seinem Verhältnis zu Frauen in seinen Shows befragt. Er habe mal Tennislegende Steffi Graf ans Knie gefasst. Die Spice Girls auch. Und Micky Beisenherz kann sich noch daran erinnern, dass auch bei Cher eine Hand war, wo sie nicht hingehörte.
Er habe Frauen immer nur "rein dienstlich angefasst", lässt er sich im "Spiegel" abdrucken. Im WDR klingt das etwas anders: "Ich habe Frauen im Fernsehen immer nur angefasst, wenn es sein musste", sagt er da. Und später: Er habe nie Frauen unsittlich berührt, um sich Vorteile zu verschaffen. Ein böser Mensch hätte nun die Frage gestellt: "Und warum dann?"
Wenige Augenblicke später konnte sich Thomas Gottschalk auch einen Spruch zur Situation von Pietro Lombardi nicht verkneifen.
Das Original zu diesem Beitrag "Thomas Gottschalk kann sich in Talkrunde nicht zurückhalten" stammt von "Teleschau".