Vom Glanz der Siebzigerjahre ist in der ehemaligen "Schuhstadt" Pirmasens wenig zu spüren, besonders im Winzler Viertel. Wer hier lebt, ist meist ganz unten angekommen und ein Fall für die Kameras von "Hartz und herzlich". Die Sozial-Doku begleitet Hartz IV-Empfänger im Alltag – und fährt damit regelmäßig starke Quoten ein. Doch ist das Abgebildete wirklich alles echt? Die Tageszeitung DIE RHEINPFALZ hat nachgehakt und zahlreiche Fehler in der RTL II-Sendung entdeckt.

"Hartz und Herzlich" – Alles nur Fake?

Es fängt schon mit dem Titel der neuen Episoden an. "Das Winzler Viertel von Pirmasens" lautet der Zusatz zur Sendung. Dabei wohnen mindestens vier Teilnehmer gar nicht im besagten Stadtteil, sondern unter anderem in der Kernstadt. Außerdem wird in "Hartz und Herzlich" behauptet, man sei nachts im Winzler Viertel, "in der gefährlichsten Ecke der Stadt", nicht sicher. Die örtliche Polizei verneint dies. Das Winzler Viertel sei weder ein Brennpunkt, noch gäbe es eine Gewaltkriminalität gegen Passanten. Eine weitere Behauptung, so schreibt DIE RHEINPFALZ, sei, dass das Kriegerdenkmal im Alten Friedhof von Satanisten als Kultstätte benutzt würde. Hierzu sagte eine Polizeisprecherin, dass das "absoluter Humbug" sei. Tatsächlich wurde 2015 der Körper einer Katze gefunden, deren Kopf fehlte. Der Zusammenhang dieses Verbrechens mit einem satanistischen Kult stammt allerdings von RTL II.

Hauptsache kontrovers

Dass bei derartigen Sendungen gerne gemogelt wird, ist nichts Neues. Redakteure drehen und wenden Fakten, bis sie möglichst reißerisch und schockierend sind. Nicht umsonst stehen "Hartz und Herzlich", aber auch "Schweigertochter gesucht" und ähnliche Formate regelmäßig in der Kritik, ihre Teilnehmer bloß zu stellen. Dem Erfolg tut dies aber keinen Abbruch. Die jüngste Folge von "Hartz und Herzlich" über das Leben im Winzler Viertel, erreichte sehr gute Quoten. Bis zu 1,68 Zuschauer schalteten am 14. Mai ein.