Die Sozialdoku "Hartz und herzlich" bei RTLZWEI begleitet Menschen in Armut am Rand der Gesellschaft bei ihrem tagtäglichen Kampf ums wirtschaftliche Überleben. Während die Sendung hier bereits seit 2016 erfolgreich läuft, hatte es das britische Original da schwieriger. "Hartz und herzlich" ist der Sendung "Benefits Streets" nachempfunden und die hat damals einen Shitstorm kassiert, der bis in die Spitzen der britischen Politik reichte.
"Benefits Streets" sorgte für mächtig Ärger
In der Dokureihe vom britischen Channel 4 wurde das Leben der Bewohner der James Turner Street in Birmingham porträtiert. Viele Menschen lebten dort 2014 von Sozialleistungen ("Benefits"), berichteten schon vorher englische Zeitungen. Unter anderem wurde in der Reihe offenbar gezeigt, wie die Protagonisten stehlen und sich absichtlich keine Arbeit suchen. Der Shitstorm war enorm, es gab Todesdrohungen auf Twitter und dem Sender wurde "Armutspornografie" vorgeworfen. All das hielt Channel 4 nicht davon ab, nach den ersten fünf Folgen noch einmal vier weitere in einer zweiten Staffel zu machen. Dieses Mal wurde in Stockton-on-Tees gedreht. Die Vorwürfe wogen schwer: Die Protagonisten der Reihe warfen den Machern Täuschung vor und dass sie vorgeführt wurden. Eine Untersuchung ergab allerdings keine vertraglichen Verstöße.
Sogar die Politik schaute zu
Anne Begg, Mitglied des Parlaments kritisierte die Sendung für ihre Unausgeglichenheit in der Berichterstattung. Die Sendung eröffne mit dem Hinweis, dass drei Viertel der Porträtierten von Sozialleistungen leben würden, sich die Macher aber zum Großteil auf Menschen konzentrieren, die Arbeitslosengeld bekommen. Das mache jedoch nur einen Bruchteil der Sozialleistungen aus. Im Interview mit Radio 4 von der BBC beklagte sie außerdem, dass sich ein Großteil der Sendung auf Kriminelle konzentriert habe anstatt auf die Realitäten, die Menschen jeden Tag erleben, wenn sie auf Sozialleistungen angewiesen sind. "Ein Teil des Problems ist, dass Zuschauer diese extremen Fälle rausziehen und auf alle anwenden, die vom Staat unterstützt werden." Der Politiker Iain Duncan Smith sah die Sendung nicht ganz so kritisch und sprach stattdessen davon, dass man sich das ganze System einmal anschauen müsste.
"Hartz und herzlich" läuft aktuell dienstags um 20.15 Uhr bei RTLZWEI.