"Schön is sie net, aber schnell is sie halt!". Die burschikose Skiläuferin Erika Schinegger steigt nach ersten erfolgreichen Rennen in den Rennlauf-Weltcup-Zirkus ein und 1966 beklatscht ganz Österreich sie als frisch gekührte Weltmeisterin. Nächstes Ziel: Olympia 1968. Doch die Welt der Sportlerin wird auf den Kopf gestellt.
"Einer wie Erika" am 25.11. im Ersten erzählt die wahre Geschichte von Erik Schinegger, im Film verkörpert von Markus Freistätter.
Anders ist als andere Mädchen
1948 in Agsdorf (Kärnten) geboren, ist Erika Schinegger schon immer anders als die Mädchen um sie herum. Wilder und schneller, was auch beim Skilaufen auffällt. Sie schafft es in österreichische Nationalteam und holt 1966 den Weltmeistertitel für ihr Land. Für die Olymischen Spiele 1968 in Grenoble gilt sie als gesetzt. Doch die Tests zur Geschlechtsbestimmung, die das IOC nach den Fällen von Hormonmissbrauchs unter den Ostblock-Sportlerinen damals anordnet, zeigen eindeutig: Erika ist männlich.
Der vorher als Sportlerin gefeierte junge Mensch gerät unter Druck, wird genötigt, "freiwillig" aus der Nationalmannschaft auszuscheiden, sich einer Hormonbehandlung und plastischen Eingriffen zu unterziehen, um tatsächlich zur Frau zu werden. Zum Glück gibt es Menschen, die diese Entscheidung zu verhindern helfen. Denn Erika ist ein Mann, Penis und Hoden sind vorhanden und nach innen gewachsen. Eine vergleichsweise harmlose Operation schafft Abhilfe und Schinegger kehrt als Erik auf die Piste zurück.
Ich wollte zeigen, dass ich ein echter Mann bin
Der große Erfolg wiederholte sich nicht, irgendwann kam dann der Rücktritt vom Leistungssport. Verbandsfunktionäre atmeten auf, die Geschichte Schineggers war ihnen peinlich, selbst Journalisten machten einen großen Bogen darum. Erik selbst hat kein Problem, davon zu erzählen. Von seinem Leben als Mann, der Hochzeit und der Geburt der Tochter 1978: "Noch dazu, wo mir die Tochter wie aus dem Gesicht geschnitten war. Ich wollte zeigen, dass ich ein echter Mann bin, und die Geburt der Tochter war der beste Beweis", zitiert ihn Der Standard. Inzwischen ist er in zweiter Ehe verheiratet und mehrfacher Großvater. Dem Skisport ist Schinegger treu geblieben, er betreibt in seinem Heimatort eine Skischule.
"Einer wie Erika" läuft am 25. November um 20.45 Uhr im Ersten nach dem ARD extra zur Coronalage.