Das Nutzungsverhalten von Zuschauerinnen und Zuschauern wandelt sich und mit ihm müssen es die Fernsehsender. Nach Ergebnissen aus der Medienforschung changiere das Fernsehen vor allem am Vorabend immer mehr zum "Nebenbei-Medium". Die meisten setzten sich dann nicht gezielt hin und verfolgten eine Sendung, sondern ließen den Fernseher eher im Hintergrund laufen, um nebenher andere Dinge zu erledigen. Formate, die Konzentration und Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum erfordern, sind am frühen Abend damit immer weniger gefragt. Der SWR reagiert nach der Ankündigung zu Sparmaßnahmen darauf jetzt mit umfassenden Änderungen in seinem Vorabend-Programm.
Verlängerung der "Landesschauen" im SWR
Wie der Sender mitteilte, ist es das Ziel, dem Publikum den schnellen Einstieg in eine Sendung zu erleichtern. Dazu setzt man vor allem auf die "Landesschauen", die ab dem 3. Juli bereits um 18:15 Uhr starten. Durch die verlängerte Sendezeit werden eine ganze Reihe anderer Formate ersetzt, die bisher noch zwischen 18:15 Uhr und 18:45 Uhr laufen: Mit "Mensch Heimat", "Fahr mal hin", "Die Rezeptsucherin", "MarktFrisch", "made in Südwest", "natürlich!" und "Mensch Leute" werden gleich sieben Sendungen komplett aus dem Programm gestrichen. Porträts und besondere Geschichten, die hier Platz fanden, sollen in die "Landesschau" verlegt werden, in denen es neben den bisherigen Themenfeldern zukünftig auch Studiogäste geben soll.
Betont wird vom SWR vor allem der Fokus auf Abwechslung und Vielfalt sowie die Nähe zu den Menschen aus der Region. In den neuen Reportagen geht es deshalb vor allem um Leben und Arbeiten im Südwesten: von Handwerk bis Polizei, von Bauernhof bis Tierheim.
Ein Effekt der Umstrukturierung soll laut SWR-Intendant Kai Gniffke auch ein größeres Zusammenwirken der Redaktionen sein. Passend dazu werden etwa in den "Rheingeschichten" Menschen begleitet, die an dem Fluss leben, der Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz miteinander verbindet. Für "Lohnt sich das?" arbeitet man zudem mit dem BR zusammen und beschäftigt sich mit Gehältern verschiedener Berufe in den Bundesländern sowie den Auswirkungen auf ihre Bewohner.
Zusätzlich soll es ab September eine Doku-Reihe namens "SWR Portrait" geben, die immer donnerstags um 21 Uhr läuft und Themen aufgreift, die vor allem bei "Mensch Leute" behandelt wurden. Themen aus "Mensch Heimat" verlagern sich auf "Hierzuland" oder den Youtube-Kanal "Dorfmenschen" – auch damit passt sich der öffentlich-rechtliche Sender den modernen Sehgewohnheiten des Publikums an.