Man kann auch mit fast 60 Jahren noch Premieren feiern. So wie Jürgen Milski: "Ich habe im Leben noch keine Kartoffeln geschält", gesteht er – und das in einer Sendung, die sich "Das große Promibacken" nennt und nichts weniger als "Germany's next Hobbybäcker" sucht. Andererseits: Milski ist ja auch als Schlagersänger erfolgreich, ohne tatsächlich singen zu können. Dann sollte auch ein Titel am Herd möglich sein ohne die elementarsten Kenntnisse der Küchenarbeit.

"Das große Backen" ist ein Klassiker auf dem Sat.1-TV-Speiseplan: Seit 2013 wird dort laufend Deutschlands beste Hobby-Bäckerin gekürt. Als Laien-Darsteller aus der Alltagsküche kann man nur Plätzchen staunen angesichts der Höchstleistungen, die manche Menschen am Herd vollbringen. Ab und an bleibt sogar ein Küchen-Hack hängen und schlägt sich nieder in der heimischen Menüplanung.

Deutlich weniger nahrhaft sind da die Promi-Staffeln: In der Regel stehen dort jene am Herd, die vorher bei "DSDS" ihr Glück versucht hatten, im Dschungelcamp Kakerlaken gegessen oder bei "Let's Dance" die Zusatzpfunde weggetanzt haben. Oder anderweitig auf der Payroll von Sat.1 stehen. Kochkunst? Ist nicht nötig. Zur Not kann hier auch antreten, wer noch nie eine Kartoffel geschält hat. 

"Das große Promibacken": Die Jury ist begeistert

Aufgabe eins in dieser letzten Runde vor dem Halbfinale: Mit dabei sind diesmal noch Daniel Boschmann (Moderator bei Sat.1), Pascal Hens (Ex-Handballspieler, "Let's Dance"-Sieger), Ekaterina Leonova (Profitänzerin bei "Let's Dance") und Franziska Knuppe (Model). Und natürlich Jürgen Milski, inzwischen hauptberuflich TV-Kandidat. 

Runde eins an diesem Abend ist salzig: Knuppes Rosmarin-Foccacia mit dreierlei Dips konkurriert mit dem Hens'schen Dinkel-Hefekranz mit Spundekäse. Ekaterinas deftiges Brot ist innen noch nicht ganz durch, Jürgen Milskis Süßkartoffel-Kranz mangelt es dagegen an Teig. Aber egal, die Juroren Christian Hümbs und Betty Schliephake-Burchardt sind trotzdem so begeistert, als hätten sie gerade im Hauben-Restaurant eingecheckt.

Anschließend geht es um die Wurst: Die Kandidaten müssen sich in Mimikry versuchen – "Salami in süß" lautet die Challenge. Löffelbiskuit und Schokolade, Mandeln und Pistazie, Kirsche und Puderzucker und Schnürband ergeben dann etwas, das bei Milski aussieht wie "eine Vollkatastrophe". Pascal Hens hingegen ist stolz wie nach einem geglückten Siebenmeter: "Ich habe eine geile Wurst auf den Teller gelegt."

Jürgen Milski packt Altherrenwitz aus

Am Ende dann: Drama pur – es ist Motivtorten-Time! Oder wie es Milski ausdrückt: "Das ist hier die hohe Kunst des Backens, Freunde!" Die Backwaren dieses Abschnittes dürfen alles sein – nur nicht rund. Und Milski kommt endgültig im Malle-Modus: "Wollt ihr mal sehen, wie der Papa spritzt?", brüstet er sich. Nun denn, es ist ja schon nach 22 Uhr, da wollen wir den Altherrenspruch mal milde durchwinken.

Immerhin: Das, was nachher auf dem Präsentierteller steht, hat Ecken und Kanten – wie von der Jury gefordert. Den beiden Experten beim Probieren der Kunstwerke zuzusehen, ist dann allerdings das Deprimierendste, was das deutsche TV in der offiziellen Fastenzeit zu bieten hat: nur gucken, nicht schmecken. Und das wiederum ist eigentlich auch die größte Crux dieser Show: Machen ist besser als machen lassen. Und essen macht mehr Spaß, als anderen dabei zuzuschauen. 

Die Juroren allerdings loben auch wirklich alles, was ihnen vorgesetzt wird. Wie sie trotzdem aus all den angeblichen Herd-Heros einen Kandidaten für die rote Schürze herausfiltern und einen Verlierer, bleibt unklar. In diesem Fall muss Tänzerin Ekaterina die Schürze an den Nagel hängen, was dann wohl am nicht ganz durchgebackenen Brot gelegen haben muss. Und die rote Schürze als Bäcker der Woche? Holt sich Jürgen Milski. "Gibt's doch nicht, ey!", wundert selbst der sich. Kartoffelschälen? Wird ganz klar überbewertet.

Der "Das große Promibacken": Jürgen Milski wird bei den Motivtorten zum Herd-Hero wird veröffentlicht von BUNTE.de.