Lijana Kaggwa war als Teilnehmerin der 15. GNTM-Staffel angetreten, schmiss allerdings in der Finalfolge hin und erklärte ihren Rückzug aus der Modelshow. Der Grund: extremes Mobbing, das so weit ging, dass die junge Frau sogar unter Polizeischutz gestellt wurde. In der ZDF-Dokumentation "Cybermobbing: Angriff aus dem Netz" aus der "37°"-Reihe berichtete Kaggwa am Dienstagabend, wie sie das Mobbing erlebt hatte - und wie sie heute damit umgeht.
"Am liebsten würde ich dich schlagen und dich richtig fertigmachen, du Bitch" - "Bring dich einfach um!" - Es waren Nachrichten wie diese, die Kaggwa auf ihr Handy und in den Sozialen Netzwerken erhielt. Hundertfach. "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mal betroffen bin", erzählt sie. Ihr Motto sei nämlich stets gewesen: "Leben und leben lassen!"
Doch als GNTM-Teilnehmerin wurde Lijana Kaggwa nicht nur bekannt, sie polarisierte auch. Weil sie mit frechen Sprüchen gegen ihre Konkurrentinnen stichelte. So wurde die heute 25-Jährige Zielscheibe für anonyme "Hater". Und sie ist nicht allein: Zwei Millionen Kinder und 20 Millionen Erwachsene haben bereits Cybermobbing durchlebt, so die "37°"-Reportage.
Man verliert sich ein Stück weit"
Als sie die ersten Hassnachrichten bekam, habe sie zunächst vor allem "Selbstzweifel" bekommen, so Kaggwa. "Man verliert sich ein Stück weit, weil man am Anfang den Menschen glaubt und denkt, die haben recht." Schließlich hätten sehr viele Menschen ihr immer die gleiche Botschaft geschickt: Du bist nichts wert. "Ich habe mit dem Gedanken gespielt, mir das Leben zu nehmen", sagt Kaggwa.
Aus virtuellen Hass, der schlimm genug ist, wurden Bedrohungen im realen Leben. Ihr Hund sollte mit Giftködern getötet werden, auf der Straße sprach sie ein Mann an und sagte ihr ins Gesicht, wenn er sie jetzt umbringen würde, würden das Tausende feiern. "Da hatte ich wirklich Todesangst." Auch die Familie von Lijana Kaggwa litt unter dem Mobbing. "Das war, als wenn dein Kind ertrinkt, und du kannst nicht helfen", erinnert sich ihre Mutter. "Es war todesgefährlich."
"Mit einem Knopfdruck kann man einen Menschen fertigmachen"
Anders als in Österreich, wo es ein Gesetz gegen Cybermobbing gibt, sind Angriffe aus dem Netz in Deutschland kein eigener Straftatbestand. Das macht es schwieriger, die Täter zu verfolgen. Aber es gibt Hilfen - von Selbsthilfevereinen oder von Anti-Mobbing-Aktivisten wie Carsten Stahl. Fast 300 Folgen lang spielte der 49-Jährige den muskelbepackten Chef einer Detektei in der RTL-II-Serie "Privatdetektive im Einsatz". Als Kind war Stahl ein kleinerer, etwas dicklicher Junge mit leicht rötlichen Haaren und Sommersprossen und wurde von seinen Mitschülern deswegen gemobbt. Deshalb entschied er sich eines Tages, zu trainieren - um zurückschlagen zu können. Heute kämpft er nicht mehr mit der Faust gegen den Hass, sondern mit Argumenten und mit Präventionskursen. "Mit einem Knopfdruck kann man einen Menschen fertigmachen", sagt Stahl in der ZDF-Reportage.
Cybermobbing nimmt seit Jahren zu, die Corona-Pandemie hat das Problem noch einmal verschärft. Denn viele Kinder saßen den ganzen Tag zu Hause vor dem Rechner, weil die Schulen geschlossen hatten. Dort waren sie dem Hass schutzlos ausgeliefert. Wer betroffen ist, solle Screenshots von den Hassnachrichten machen und die Absender nicht kontaktieren, raten Experten. Statt sich auf ein Gespräch mit den "Hatern" einzulassen, ist eines entscheidend: sich rechtzeitig an Erwachsene wenden!
Lijana Kaggwas Modelkarriere ist durch die Mobbing-Erfahrung ins Schlingern geraten, wie sie erzählt. Heute ist die junge Frau Influencerin - und engagiert sich auch gegen Hass im Netz.
Das Original zu diesem Beitrag ""Da hatte ich wirklich Todesangst": Ex-GNTM-Star Lijana Kaggwa über Cybermobbing" stammt von "Teleschau".