Das Verkäuferpaar hatte seinen "Holzstab" schon vielen gezeigt. Doch selbst Antiquitätenhändler fanden das Objekt lediglich "interessant", hatten aber keine Ahnung, um was es sich handelte. Erst in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" mit Horst Lichter wurde das Rätsel gelöst.

Colmar Schulte-Goltz fand das Objekt auf den ersten Blick "toll". Die vielen Ornamente und Details "könnte heute keiner mehr erfinden", lobte der Experte das wunderbare Ding, das Horst Lichter "Prügel" nannte. Die Wortwahl erschreckte den Moderator selbst: "Das ist das erste Mal, dass ich 'Prügel' sage. Das macht sonst nur Waldi", scherzte er mit Verweis auf das rheinische Idiom von Kult-Händler Walter Lehnertz.

Die richtige Bezeichnung kannte Horst Lichter genauso wenig wie das Verkäuferpaar Sonja und Martin aus Südtirol. Anscheinend stammte das Objekt vom Vater des Verkäufers - mehr wusste er darüber auch nicht. Und deshalb fragte Lichter schließlich seinen Experten: "Was ist das?" Doch der wollte das Geheimnis noch nicht lüften.

Horst Lichter staunt über mysteriöse Rarität: "Mein Gott!"

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"Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter.

"Lass uns Spannung reinzaubern", schmunzelte Lichter und freute sich auf die Expertise. Es handele sich um ein "ungewöhnliches Objekt", hob Schulte-Goltz an und nahm den vermeintlichen "Prügel" erst mal in die Hand. Der Griff war wie eine Art Flechtkugel geformt. Doch das Besondere war das Dekor des Stücks, das aus einem einzigen Holz gefertigt wurde.

Neben floralen Motiven und Bändern fanden sich viele Tiere wie Geißen aus der Alpenregion sowie Jagdszenen auf dem Holz. Zudem erkannte der Experte den Habsburger Doppeladler und konnte das Stück somit schon mal einer Region zuordnen: dem österreichischen Kulturraum. Daneben fand er eine Art Glaubensbekenntnis in altdeutscher Sprache.

Die volkstümliche Schreibweise indizierte laut Expertise auch das Alter des Holzobjekts. Unten am Griff entzifferte Schulte-Goltz eine Jahreszahl: 1740. "Mein Gott", rief Lichter erstaunt über das hohe Alter. "Sehr spannend", stimmte ihm der Experte zu, der zudem noch einen Hersteller namens Hofer lesen konnte.

"So was hatten wir noch nie da in zehn Jahren 'Bares für Rares'"

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Das "Bares für Rares"-Verkäuferpaar wusste selbst nicht, worum es sich bei dem "Holzstab" handelte.

Horst Lichter vermutete, dass das Objekt "nicht komplett" sei. Ein Indiz hierfür war in seinen Augen die Einkerbung am oberen Ende des Holzstabs: "Da gehört irgendwas dran." Schulte-Goltz nickte und verriet nun endlich, um was es sich bei dem Objekt überhaupt handelte - obwohl es sogar darauf stand. Und so las er vor: "Tise Gaisel." Gaisel steht für Peitsche.

Es handelte sich also um einen volkstümlichen Geißelgriff zum Aperschnalzen - ein uralter Brauch aus der Grenzregion von Österreich und Oberbayern, um das Ende des Winters und das neue Jahr am 2. Februar, am Tag Mariä Lichtmess, zu feiern. "Ah", raunte die Verkäuferin. Es fehlte nur das lange Hanfseil zum rhythmischen Schnalzen und Knallen.

"Und das war die Kurzvariante der Expertise", scherzte Lichter, der danach nach dem Wunschpreis fragte: 1.200 Euro. Schulte-Goltz taxierte das "außergewöhnliche und tolle Stück" auf 1.500 bis 1.800 Euro, "denn das ist besonders rar und sehr selten". "Großartig, so was hatten wir noch nie da in zehn Jahren 'Bares für Rares'", strahlte auch Lichter.

Die "Bares für Rares"-Händler tappen im Dunkeln

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Mysteriöser "Prügel" bei "Bares für Rares".

Auch im Händlerraum sorgte die Rarität aus dem Salzburger Raum für Staunen. Zunächst wurde das Objekt nach Afrika oder Australien verortet, bis der Verkäufer Herkunft und Funktion verriet: "Mit dem Geißelgriff wurde der Winter vertrieben, also ausgeschnalzt." Benjamin Leo Leo hörte davon zum ersten Mal: "Aber das hat eine tolle Aura."

Das erste Gebot kam von Julian Schmitz-Avila, der sehr niedrig startete - bei 80 Euro. David Suppes erkannte zwar den musealen Charakter des Stücks und bot 500 Euro. Doch selbst als die Verkäuferin ihren Wunschpreis von 1.200 Euro nannte, kamen keine höheren Gebote. Am Ende erhielt Suppes bei 1.000 Euro den Zuschlag.