.
Erschienen durch Kooperation mit

Bares für Rares: Schockverliebt! Händler zahlen mehr als doppelten Schätzpreis für Imitation

Ja, ich kann ja nicht mehr, Heide, was haben wir denn hier?!, begeisterte sich Horst Lichter. Ich bin beeindruckt!, erklärte er das Offensichtliche. Ich glaube es ist eine Rarität, einfach die Form, das habe ich so noch nicht gesehen, glaubte auch der Verkäufer.
"Bares für Rares"-Händler sind vom Imitat begeistert. ZDF

Ein unerwarteter Moment bei "Bares für Rares": Trotz der Information, dass das zum Verkauf stehende Objekt nicht, wie ursprünglich angenommen, ein Jugendstil-Spiegel ist, ließen die Händler diesen Fakt außer Acht und boten verliebt mehr als das Doppelte des geschätzten Preises.

Foto: ZDF

"Ja, ich kann ja nicht mehr, Heide, was haben wir denn hier?!", äußerte sich Horst Lichter begeistert. "Ich bin beeindruckt!", bestätigte er das Offensichtliche. "Ich glaube, es ist eine Rarität, einfach die Form, das habe ich so noch nie gesehen", meinte auch der Verkäufer. Lichter erkundigte sich, wie der 54-Jährige zu dem Spiegel gelangt ist. Der Immobilienmakler gab an, das Objekt bei der Haushaltsauflösung einer viel gereisten Journalistin erstanden zu haben. Doch zu seinem Bedauern würde der Spiegel in seiner eigenen Wohnung nicht passen, gestand Tomas.

"Ich finde ihn sehr außergewöhnlich, aber bei uns wüsste ich auch nirgendwo", dachte Lichter laut. "Aber der Spiegel an sich ist für mich schon wie ein Kunstwerk." Dr. Rezepa Zabel fand das Objekt "sehr üppig" und erkannte einen "deutlichen Jugendstil-Dekor". Die Misteln über der dargestellten Dame symbolisierten "die Liebe und Zuneigung", dozierte Rezepa-Zabel. Lichter vermutete, "das Ganze" sei "aus Holz geschnitzt". Die Expertin aber wies darauf hin, "dass hier nur eine Drahtkonstruktion vorliegt".

Lichter war überrascht. "Ach!", staunte er. Das war nicht die einzige optische Täuschung. "Ich habe richtig verstanden: Es ist um 1900 entstanden?", fragte der Moderator. Die Expertin verneinte. "Nein?", wiederholte Horst Lichter ungläubig. Das war erklärungsbedürftig. Für die Formensprache des Jugendstils läge hier "etwas zu viel an Ornament" vor, wusste die Expertin. Stattdessen sprach Rezepa-Zabel von einer "dekorativen Imitation".

Sie fühlte sich an "die belgische Linie" erinnert und erklärte, was sie meinte: Zwischen den 60er- bis 80er-Jahren wurden derlei Spiegel gern auf Antiquitätenmärkten in Belgien angeboten, wusste die Expertin. "Keine echte Antiquität also, sondern eine Nachbildung", fasste Lichter zusammen. Eine Fälschung also, fragte er. Rezepa-Zabel verneinte.

Foto: ZDF

Wolfgang Pauritsch lag reinrassig daneben

Dennoch: Die Jugendstil-Optik war nur eine Hommage. Mit diesem Wissen im Hintergrund wollte sich Tomas mit 200 Euro zufriedengeben. "Zu wenig", fand Rezepa-Zabel. "Ach?!", staunte Lichter. Die Expertin taxierte auf bis zu 500 Euro.

"Reinrassiger Jugendstil", erklärte Wolfgang Pauritsch und lag reinrassig daneben. Auch über die Dame über dem Spiegel fantasierte er. Diese sähe "aus wie Sarah Bernhardt", fand er. Die Schauspielerin galt als einer der ersten Weltstars. "Da haben Sie was Tolles mitgebracht", fand Esther Ollick. Julian Schmitz-Avila sprach gar von "einem der schönsten Spiegel" in der Historie von "Bares für Rares", in jedem Fall von "dem schönsten aus dem Jugendstil". Die Hiobsbotschaft des Verkäufers: "Das ist er nicht."

Der Spiegel sei stattdessen zwischen den 60er- und 80er-Jahren entstanden, gab Tomas zu. "Ernsthaft?", staunte Ollick. Auch die Kollegen waren überfordert von der neuen Information. Sie blieben offenbar allesamt verzaubert und ignorierten die Fakten nahezu. Wolfgang Pauritsch startete mit 150 Euro. Alle Kollegen stiegen ein. Pauritsch fragte, ob die Porträtierte die Schauspielerin Sarah Bernhardt sei. Tomas verneinte. Medusa, so eine andere Theorie der Händler. "Die hatte keine Blumen im Haar", wusste Pauritsch jedoch.

"Ach Julian! Du willst den für dich haben, oder?", lamentierte Fabian Kahl, als der Kollegen ihm mit 800 Euro überbot. Jan Cizek nannte 900, doch wieder ging Schmitz-Avila höher. "Ist schwer mit dir", jammerte Cizek. "Es ist ein Glückstag für Sie, der Herr", stellte Wolfgang Pauritsch fest, als die 1.000er-Marke überschritten wurde. Bereits jetzt war die Maximalschätzung um das Doppelte übertroffen.

Fabian Kahl bat um Bedenkzeit, doch Julian Schmitz-Avila wurde schnell ungeduldig: "Hast du jetzt zu Ende überlegt?" Kahl bot derart bedrängt 1.250 Euro. Als Cizek 50 Euro mehr bot, gab er sich geschlagen. Cizek wurde mit 1.300 Euro der neue Besitzer und fand den Spiegel "richtig geil." Verkäufer Tomas freute sich vermutlich mindestens genauso: "Als die Angebote so stiegen, war ich sprachlos - ich habe nach links und rechts geguckt und konnte das gar nicht glauben."

Foto: ZDF

Modernes Kunstwerk bleibt hinter den Erwartungen zurück

Eine Verkäuferin wollte eine Goldbrosche mit Türkisen für 100 Euro veräußern. Die Expertin taxierte auf 250. Wolfgang Pauritsch bezahlte 200.

Ein ehemaliger Flughafen-Mitarbeiter hatte vor zehn Jahren ausgemusterte Flugzeugsitze erstanden. Den Wunschpreis von 600 Euro bestätigte Experte Detlev Kümmel. Jan Cizek bezahlte 400 Euro - inklusive der Rettungswesten.

Er habe eine Rarität mitgebracht, war sich der Verkäufer sicher. Das 1893 entstandene Öl-Gemälde von Paul Flickel war reinigungsbedürftig. Der Wunschpreis lag bei 500 Euro. Dr. Bianca Berding taxierte auf bis zu 1.000. Wolfgang Pauritsch bezahlte 750 Euro.

"Kopf 111" nannte sich das Kunstwerk von D. Klinge aus den 1990er-Jahren, das ein Paar mitgebracht hatte. Den Preiswunsch von 4.000 Euro reduzierte Bianca Berding um die Hälfte. Jan Cizek bezahlte 1.650 Euro.