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Bares für Rares

Irre Bieterschlacht: Händler zahlen unerwartet hohen Preis für Ölgemälde

Horst Lichter, Bares für Rares
"Bares für Rares"-Host Horst Lichter. ZDF/Frank W. Hempe

Fast 50 Jahre war ein Ölgemälde in seinem Besitz, nun erhoffte sich Rentner Günni für sein Blumen-Gemälde bei "Bares für Rares" 300 Euro und wurde überrascht.

Schon die "Bares für Rares"-Expertin schätzte den Wunschpreis für ein Olgemälde als zu niedrig ein. Doch dass die Händler sich um das Blumenbild eine derartige Bieterschlacht liefern und den Verkaufspreis nach oben treiben würden, damit hatte der Verkäufer in keinster Weise gerechnet.

"Einen Liebhaber, der es zu schätzen weiß", erhoffte sich Retner Günni aus Bochum für sein Blumen-Stillleben, das er in der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" kommt unter den Hammer bringen möchte. Moderator Horst Lichter spielte gleich mal den Experten: "Was ich hier schon mal generell ausschließen kann, ist Öl auf Leinwand."

Horst Lichter: "Ich sollte einfach 'n Mund halten"

Da wusste ihn Expertin Friederike Werner eines Besseren zu belehren: "Das IST Öl auf Leinwand!" Und diese Leinwand sei nachträglich auf Holz kaschiert, also aufgeklebt worden sein. "Ich sollte einfach 'n Mund halten", gab sich Lichter kleinlaut.

Der gelernte Einzelhandelskaufmann hatte sein Schätzchen vor "gut 50 Jahren" von seinen Großeltern geerbt, die einst in Den Haag und Amsterdam gewohnt hatten: "Die hatten viele Antiquitäten", erinnerte sich der Verkäufer. Tatsächlich handelte es sich bei dem Erschaffer des Werkes um einen niederländischen Maler.

Und zwar Frans David Oerder (1867-1944), dessen Nachname "Urder" ausgesprochen werde, wie die Expertin wusste. In Südafrika, wo er eine Weile gelebt hatte, sei er mit seinen Bildern so berühmt geworden, dass diese "auf Briefmarken gedruckt worden sind." Trotzdem war er zurück in seine Heimat gekehrt.

Dort hatte er Gerda Pitlo (1887-1961) geheiratet, die laut Friederike Werner "ganz versessen auf Stillleben" gewesen war und ihren Mann damit vermutlich inspiriert habe. Verkäufer Günni lauschte gespannt, hatte aber auch selbst noch eine Frage, nämlich ob die Expertin wisse, ob Oerder tatsächlich erst Impressionist, dann Expressionist gewesen sei.

Diese Stilbezeichnungen solle man lieber "nicht so eng sehen", so die Antwort. Das vorliegende Blumenbild etwa sei "expressiv durch die starke Farbigkeit, durch die Blumen, die einem so prägnant entgegenkommen. Und Impressionismus bedeutet, dass er nach dem Eindruck und nach dem spontanen Eindruck und dem Licht einfach gemalt hat."

Keines von Oerders Werken sei datiert, Werner ging aber davon aus, dass es "etwa in den 20er-, 30er-Jahren entstanden" sei, als der Künstler mit seiner Frau in den Niederlanden gelebt hatte. Erhalten sei das Bild "altersgemäß gut", nur den "sehr starken, glänzenden Firnis" hatte sie zu bemängeln und vermutete, dass eine Reinigung nötig sein würde.

Dann stellte Horst Lichter die Preisfrage: "Günni, was möchtest du haben für dieses Bild?" "Ich hatte mir 300 Euro vorgestellt", lautete dessen Antwort. Zu bescheiden, glaubte die Expertin: Für das "kleine, zunächst bescheiden wirkende, aber besonders schöne Bild" könne er 500 bis 800 Euro verlangen.

"Wär' fantastisch", freute sich der Rentner und ging somit frohen Mutes in den Händlerraum, wo man indes bereits rätselte, was für Blumen das Kunstwerk wohl zeigte. "Wie heißen denn diese Balkonblumen", überlegte Wolfgang Pauritsch (zweiter von rechts). "Geranien oder so wat?", vermutete Elke Velten, bevor Ersterer richtig auf Begonien tippte.

Walter "Waldi" Lehnertz hatte allerdings noch einen anderen Vorschlag, der Pauritsch  sichtlich amüsierte: "Magnolium!" Oder vielleicht doch eher Magnolien? Wie dem auch sei: Der Verkäufer hoffte jedenfalls auf ein paar Hundert Euro und bekam auch gleich mal "Waldi"-Lob für sein Gemälde: "Auf jeden Fall sind das Blumen, die man nicht gießen muss."

Schneller, als Günni zu träumen gewagt hatte, schossen die Angebote in die Höhe: Wolfgang Pauritsch (dritter von rechts) stieg gleich mit 500 Euro ein, doch alle wollten das Bild. Erst als Julian Schmitz-Avila (rechts) 1.050 Euro bot, bechloss "Waldi" (vierter von links), doch wieder lieber auf zu gießende Pflänzchen umzusteigen. Die anderen gaben allerdings nicht so schnell auf.

Günni gab zu: "Bin überrascht!"

Schließlich lag das Gebot bei 1.800 Euro und Günni gab zu: "Bin überrascht!" "Wieso, war die Expertise nur 300 oder wie?", wollte Pauritsch wissen. "Na, zumindest weniger", räumte der Verkäufer lachend ein. "Bin ja ehrlich." Doch der Händler gönnte ihm den überraschenden Erfolg: "Ist doch schön!" Ging vielleicht sogar noch mehr?

Tatsächlich: Als Julian Schmitz-Avila 2.000 Euro bot, knickte mit Pauritsch auch der letzte Mitbieter ein: "Also, ich bin der Meinung, dass dieses Bild bei Julian gut aufgehoben ist. Würden Sie's ihm verkaufen wollen für 2.000?" Aber hallo! Klar wollte der so verblüffte wie glückliche Günni das!

Fast siebenmal so viel wie anfangs erhofft nahm Günni damit mit nach Hause. Mit "Ich werd's mal wieder versuchen!", verabschiedete er sich daraufhin und gab zu, erst mal eine Nacht drüber schlafen zu müssen, bevor er wisse, was er mit dem Geld anstellen würde. "Denn das hab' ich nicht erwartet!"

Natürlich wechselten aber auch noch andere kleine Schätze ihren Besitzer: Eine Verkäuferin hatte den handgefertigten Goldarmreif mit Aquamarin von ihrem Vater zur Hochzeit bekommen. Mindestens 1.500 Euro wollte sie dafür haben, auf 2.000 schätzte Expertin Wendela Horz den Preis. Es ging sogar noch mehr: Elke Velten zahlte 2.250 Euro!

Nicht mehr funktionstüchtig, aber dekorativ war das Siemens-&-Halske-Radio aus den 1930-ern, das der Verkäufer unter den Hammer bringen wollte. Dass er die Antiquität schon mal an den Strom angeschlossen hatte, entsetzte Horst Lichter: "Das kann ganz böse enden!" So schnell wird der Verkäufer das auch nicht mehr tun: Für 100 Euro wurde er das Radio los.

Nicht der Stil der Verkäuferin waren die vergoldeten Sammlerlöffel und -gabeln, die das dänische Designer-Duo Rigmor Andersen und Anneliese Björner in den 1970er- und 1980er-Jahren entworfen hatte. 500 Euro erhoffte sie sich für die Erbstücke ihres Opas, bekam schließlich dank hartnäckiger Verhandlung 360, war aber alles in allem zufrieden.

Ein Ehepaar schließlich wollte eine Diamant-Brosche mit Saphiren loswerden, da sie "zu Hause nur rumliegt". Vierstellig sollte der Betrag dafür möglichst sein, mit dem Gewinn wollten sie ihren Campingbus von Rost befreien. Sollte klappen: 1.500 Euro zahlte schließlich Elke Velten.