"Jo, dat is ja mal ein Kunstwerk, mein lieber Scholli!", begeisterte sich "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter. Was in diesem Moment noch keiner ahnte: Das großformatige Ölgemälde warf Fragen auf, die nicht mal die Expertin Bianca Berding beantworten konnte. Das mitgebrachte Gemälde "findet keinen Platz mehr im Wohnzimmer", erklärte Mereyem, die das Bild mit ihrem Vater Hüseyin mitgebracht hatte. Seit 15 Jahren war das Bild im Familienbesitz. Hüseyin hatte es damals einem Freund abgekauft. "Das ist ein starkes Werk", lobte Berding, die das Bild unter die Lupe nahm. "Öl auf Leinwand", erkannte sie. "Ach, das ist Öl", staunte Horst Lichter. "Eine tolle Architektur-Darstellung von einem damals sehr bekannten Gebäude", fand die Expertin.
Das neue Fernmeldehochhaus in Frankfurt wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut. Abgebildet sei das Anfangsstadium des Baus, so Berding. "Wir wissen auch sehr genau, wer der Bauherr war", sagte die Expertin. Kein Wunder, das stand hinten auf dem Rahmen: "Stahlbau Rheinhausen" war auf der Rückseite des Keilrahmens ebenso zu lesen wie der Name des Künstlers Curth Georg Becker sowie dessen damaliger Wohnort Hemmenhofen. Der Maler war 1955 umgezogen, daher schätzte die Expertin auf eine Entstehung zwischen 1952 und 1954.
Trotz des bemerkenswerten detektivischen Spürsinns von Berding fragte sie sich, ob Curth Georg Becker das Bild wirklich gemalt hatte. "Jetzt musst du mir erklären, warum du zweifelst", forderte Lichter die Expertin auf. Dann beantwortete er sich die Frage selbst: "Es ist nicht signiert und nicht auf dem Gemälde selbst datiert", vermutete Lichter. "Exakt, das ist das Problem", stimmte Berding ihrem Azubi zu. "Wir haben eine Zuschreibung auf dem Keilrahmen, das kann jeder gemacht haben", so die Expertin. Idealerweise habe der Nachlassverwalter den Namen auf den Keilrahmen geschrieben. Doch sei das spekulativ. Eine Stilanalyse könne helfen. Aus Sicht von Berding sei das Werk nicht typisch für Becker, der in der Regel "etwas lyrischer" und in knalligeren Farben gemalt habe.
"Bares für Rares"-Expertin zweifelt an Echtheit von Ölgemälde
Ausgeschlossen sei es aber nicht. Berding fragte, ob die Verkäufer das Werk zur Prüfung wieder mitnehmen wollten, doch die beiden wollten ihr Bild zu den Händlern bringen. So kam es zu zwei verschiedenen Schätzpreisen: 1.500 bis 2.500 Euro oder im Fall eines Originals: 6.000 bis 8.000. Im Händlerraum sah sich Julian Schmitz-Avila das Bild aus der Nähe an. Daniel Meyer nannte den Bildstil "auf der Kippe zur Abstraktion". Benjamin Leo Leo erwiderte lakonisch: "Auf der Kippe zum Neubau."
"Sind Sie der Besitzer einer Stahlbaufirma?", fragte Daniel Meyer ins Blaue hinein. Hüseyin verneinte. Meyer vermutete nun, das Bild sei "eine Auftragsarbeit für eine Firma, um zu illustrieren, wie Industrie funktioniert". Wieder falsch, wie Mereyem wusste. "Müsste man den kennen, den Herrn Becker?", fragte Daniel Meyer Vater und Tochter. "Also Daniel, von dir hätte ich das schon erwartet!", sagte Julian Schmitz-Avila schelmisch. "Ach, der Becker!", konterte Meyer ironisch. Die Kollegen amüsierten sich.
"Wir haben einen blauen Himmel, deswegen starten wir auch ins Blaue hinein mit 150", schlug Julian Schmitz-Avila vor. Friedrich Häusser setzte 250 Euro. "Es wird schöner, je länger man drauf guckt", philosophierte Meyer. Er bot 300 Euro. "Wir kennen den Künstler alle nicht", gestand Julian Schmitz-Avila. Daher erkundigte er sich nach der Expertise. Mereyem erwähnte zuerst den Schätzpreis von 1.500 bis 2.500 Euro. "Dann sind 300 Euro ja schon ein gutes Angebot", fand Daniel Meyer augenzwinkernd. Nachdem Meyer 550 im Duell mit Schmitz-Avila geboten hatte, berichtete Mereyem, dass von der Expertin "zwei Preise genannt wurden", da sich keine Signatur auf dem Bild fand. Es wären 6.000 bis 8.000 Euro möglich, "wenn man sich eine Zuschreibung holt", erklärte sie.
Die Info verfehlte nicht ihre Wirkung: Schmitz-Avila und Meyer boten immer höher. Erst als Meyer 1.550 nannte, gab der Rivale auf. "Das war ein richtiges Battle", so Meyer. Doch das Battle ging weiter: Hüseyin wollte 1.800, um jeder von drei Töchtern 600 Euro zu geben. "Da kommst du nicht mehr raus", war Schmitz-Avila schadenfroh. "Sie machen das sehr gut", gestand Meyer. Deal! Die Frage, ob Meyer ein Original zum Schnäppchenpreis gekauft hatte, blieb unbeantwortet. Meyer nahm es gelassen: "Ich bin mutig, das Bild ist mutig."
Bares für Rares: Alte Leuchte geht für Mega-Preis weg
"Restauration und Reinigung: 180 Euro", schlug Daniel Meyer vor, nachdem er die Porzellanfigur mit Spucke erfolgreich gereinigt hatte. Die Verkäufer erhofften sich 500 Euro. Bianca Berding taxierte auf bis zu 600. Friedrich Häusser zahlte 440 für den Narren.
"Man hat nach mir gepfiffen", scherzte Lichter. Gepfiffen hatte ein "Singvogelautomat". Der Verkäufer erhoffte sich 150 Euro. Detlev Kümmel empfahl 200 bis 250 Euro. Friedrich Häusser war das Holz-Spielgerät 180 Euro wert.
Die Leuchte "Sistrah" aus den 1930er-Jahren wollten zwei Freundinnen für bis zu 300 Euro loswerden. Detlev Kümmel überraschte mit einem Schätzpreis von bis zu 1.300. Benjamin Leo Leo war sie 1.000 Euro wert.
Das Teeservice von Schott aus den 1950er-Jahren hatte der Verkäufer "nur zwei Mal gebraucht in 20 Jahren". Heide Rezepa-Zabel fand es "fantastisch" und einen "Wegbereiter deutscher Design-Geschichte". 150 Euro Wunschpreis, bis zu 350 laut Expertise. Benjamin Leo Leo zahlte 290.
Das Original zu diesem Beitrag "Großes Rätsel bei "Bares für Rares": Ist das Ölgemälde ein Original oder nicht?" stammt von "Teleschau".