"Nie wieder ‚Ähm‘, ‚Hä‘ oder ‚Eh‘! Bei ‚BAFF‘ lassen wir Euch nicht sprachlos im Stich!", verspricht Moderatorin Melissa Khalaj (33). In ihrer neuen sixx-Show zeigt die Münchnerin gemeinsam mit zahlreichen prominenten Frauen, wie man auf blöde Sprüche scharfzüngig und mit einer Extraportion Humor reagiert. Eine ihrer Gästinnen: Annie Hoffmann (38). Die Moderatorin weiß, wie es sich anfühlt, im Netz fies angefeindet zu werden. 2019 moderierte sie an der Seite von TV-Koch Steffen Henssler (49) dessen Küchenschlacht "Grill den Henssler" – und kassierte dafür ordentlich Kritik. Viele Fans der Sendung äußerten ihren Unmut in den sozialen Medien zu ihrem Moderationsstil und posteten negative Kommentare wie etwa: "Emotionslos", "Nicht witzig", "Holt mich nicht ab." Nach nur wenigen Monaten trennte sich der Sender von Annie ­– eine Entscheidung, die sie damals sehr begrüßte, wie sie nun offen im BUNTE.de-Interview gesteht. 

BUNTE.de: Was bedeutet für dich Female Empowerment? 

Annie Hoffmann: Für mich bedeutet es, dass wir Frauen und weiblich gelesene Personen einander ehrlich und aufrichtig unterstützen. Und nicht sagen: "Ey, ich empowere dich, weil du eine Frau bist – aber eigentlich meine ich es nicht ernst." Und es bedeutet für mich, darüber aufzuklären, dass wir Menschen, egal welchen Geschlechts, nicht permanent werten und bewerten sollten (mir gelingt das selbst nicht immer, aber ich versuche es) – denn das steht uns nicht zu. Jede und jeder hat seine Berechtigung. 

Dieses Bewerten wird durch Social Media stark befeuert. Oft wird dann anonym kommentiert… 

… gerne auch noch ohne Bild, null Follower. Mittlerweile blocke ich diese Leute teilweise sofort. Konstruktive Kritik ist immer gerne gesehen, aber Leute die ihren Frust auf meiner Plattform abladen wollen, da sage ich Tschüss, danke, ciao. 

Annie Hoffmann: Jede Woche Shitstorm bei "Grill den Henssler" 

Als du bei "Grill den Henssler" moderiert hast, kamen auch solche Kommentare. 

Bei "Grill den Henssler" hatte ich eigentlich jede Woche einen Shitstorm. Man muss aber dazu sagen: Das war 2019. Das war nochmal eine andere Zeit. Das klingt so bescheuert, weil es erst drei Jahre her ist, aber es war vor Corona. Durch Corona haben viele Leute gesehen: "Ey, das ist nicht so cool, vielleicht spare ich mir den Kommentar dazu mal." Mittlerweile ist es auch so, dass sich andere Kolleginnen schützend vor einen stellen, das war damals noch nicht so. 

Wie war es damals?

Ich war mit dem Shitstorm überfordert – damit, wie böse Menschen sein können. Ich habe davor schon schöne Sendungen moderiert, aber eben kleine. Plötzlich sahen mir über zwei Millionen Menschen zu. Mich erreichten, sagen wir mal, 3000 Kommentare pro Sendung – die meisten davon gemein. Und selbst wenn es positive Kommentare gab, bleibt einem natürlich nur das Negative im Kopf, weil es mit einer derartigen Gewaltigkeit und Bösartigkeit um die Ecke kam, dass ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. 

Das heißt, du würdest es heute anders machen?

Total anders. Mittlerweile veröffentliche ich viele Beleidigungen, nahezu jeden sexistischen Kommentar natürlich anonymisiert, den ich bekomme auf Social Media und schreibe etwas dazu. Manchmal schreibe ich auch sehr nett zurück, und man wundert sich, wie manch einer dann zurückrudert und sich entschuldigt.

Das war der Grund für ihr frühes Aus bei "Grill den Henssler"

Es war dann also der logische Schluss, dass du nach nur einer Staffel bei "Grill den Henssler" aufgehört hast? 

In der Presse steht immer, dass ich das eine Staffel gemacht habe, in Wirklichkeit waren es drei. Für mich war es insofern doof, dass ich zehn Jahre auf diese Prime-Time-Show hingearbeitet habe – ich wollte das, das war mein Ziel – und dann stand ich plötzlich da und dachte: "Ich fühle mich hier nicht wohl."

Kam dieses Unwohlsein dann vor allem von den Kommentaren? 

Auch, ja. Du stehst da und bist im wahrsten Sinne des Wortes nackt. Jeder hat eine Meinung zu dir – zu deiner Klamotte, zu deinen Beinen, zu deinem Gewicht. Und ich bin jemand, der sich eigentlich selber gerne mag. Ich bin mit einem gesunden Selbstwertgefühl aufgewachsen. Und wenn jemand wie ich irgendwann vor dem Spiegel steht und sich fragt: "Sind meine Beine krumm? Bin ich zu dünn? Bin ich zu blond? Bin ich zu laut?", dann läuft da etwas falsch. 

Annie Hoffmann: "Warum müssen wir Frauen immer auf die Optik reduziert werden?"

Glaubst du, es wäre bei einem Mann auch so gewesen? 

Nein. Das beste Beispiel in der deutschen Medienlandschaft ist Jeannine Michaelsen, die die Sendungen mit Joko und Klaas jedes Mal so rockt und hervorragend moderiert. Und was steht danach auf Twitter? Nicht, dass sie eine mega Moderatorin ist, sondern dass ihre Klamotte komisch ist. Das ist bitter. Warum müssen wir Frauen immer auf die Optik reduziert werden?

Was muss da deiner Meinung nach passieren, damit sich das ändert?

Ich glaube, die Arbeit muss schon in den Schulen beginnen. Wir müssen vermitteln, dass wir nicht, nur weil wir selbst unzufrieden sind, das Recht haben, auf anderen rumzuhacken. Das würde ich mir auch für Social Media wünschen: Wenn jemand etwas Positives zu sagen hat, dann soll er es sagen. Wenn nicht, dann soll er es lassen. 

Als Fazit: Was hast du aus deiner Zeit bei "Grill den Henssler" mitgenommen? 

In erster Linie habe ich einen Freund gewonnen, Steffen, der nicht nur in der Zeit unfassbar toll war. Wir haben ja Sonntagabend ausgestrahlt, Montagmorgen kam dann immer die Quote raus. Jeden Montag hat mich Steffen dann angerufen. Seine erste Frage war aber nie "Hast du die Quoten gesehen?", sondern "Schatz, bist du okay?". Was ich noch daraus mitgenommen habe: den Mut zu haben, einen Schlussstrich zu ziehen, wenn etwas nicht zu mir passt, die Erkenntnis, das ich sehr sehr okay bin, wie ich bin und dass ich unfassbar tolle Freunde habe, die immer für mich da sind. Und natürlich auch, dass ich nicht das Problem der Leute bin, die Hasskommentare im Netz veröffentlichen, sondern sie ihr eigenes. Und denen wünsche ich Alles Gute. 

"BAFF – clever kontern" jeden Montag in einer Doppelfolge um 20:15 Uhr und 21:10 Uhr, dann wöchentlich zur Primetime auf sixx und auf Joyn. Die Folge mit Annie Hoffmann gibt es am 22. August um 20.15 Uhr.