ARD und ZDF würden laut Julian Reichelt "steril" und "weichgespült" Fernsehen machen. So beschreibt der "Bild"-Chef es in einem Interview mit dem SPIEGEL. Grund genug für den Blattmacher, einen eigenen Sender zu gründen und den Schritt ins lineare Fernsehen zu wagen. Dafür sollen 20 Millionen Euro investiert werden. Geld, das vor allem durch Einsparungen in den Redaktionen und der Zusammenlegung von "Bild" und "Bild am Sonntag" zusammenkommt.
Zur Umsetzung sagt Reichelt gegenüber SPIEGEL: "Wenn nötig, schicken wir zehn Leute los, die innerhalb von 24 Stunden vor Ort und sendefähig sind. Die brauchen nicht erst Satellitenschüsseln, Übertragungswagen, Maske und ewige Planungskonferenzen." Die Kampfansagen Richtung öffentlich-rechtlichem Fernsehen sind kaum zu überhören.
Anlauf Nr. 3: Bild im TV
"Bild" sucht angesichts schwindender Auflage und wegbrechender Anzeigenerlöse nach neuen Einnahmequellen. Ausgerechnet im Massenmedium Fernsehen, das zunehmend mit der Streaming-Konkurrenz in Bedrängnis gerät, soll Geld erwirtschaftet werden. Seit Anfang April hat das Boulevardblatt einen eigenen Kanal beim Internetfernsehanbieter Waipu.TV. Auf der eigenen Website senden "Bild"-Reporter immer häufiger Livereports und Videos, auch eine Live-Talkshow gibt es bereits - diese Formate sollen ausgebaut werden.
"Bild" plane 18 Stunden Live-Fernsehen auf die Beine zu stellen und dafür eine eigene Sendelizenz zu erwerben. Klassisches Kabel-TV, mit dem Logo des größten deutschen Boulevardblattes darauf. Kosten für Studios, Übertragungswagen und Maske spare man sich, auch eine Zusammenarbeit mit der Schwestermarke "Welt", die 2013 den TV-Sender N24 übernahm, sei nicht vorgesehen.
Seit die Fusion mit ProSiebenSat.1 im Jahr 2015 endgültig platzte, grübelt der Verlag Axel Springer über eigene TV-Pläne. Im Jahr 2005 wollte Springer das Fernsehunternehmen ProSieben kaufen und bot vier Milliarden Euro. Doch die Fusion scheiterte am Veto des Kartellamts und der Medienaufsicht, zu groß wäre die Meinungsmacht geworden, so das Urteil. Im Jahr 2019 nun der nächste Anlauf, ganz ohne Kooperationen. Wann "Bild" im Fernsehen startet, gab Julian Reichelt allerdings nicht bekannt.