Was darf Fernsehen kosten?
Unterschiedliche Sachen haben wir auch schon früher gesehen. Und noch immer findet am Sonntagabend in vielen Haushalten die Entscheidung zwischen Krimi im Ersten und Romanze im ZDF statt. Neu ist, dass viele der Inhalte, über die wir heute sprechen, auf verschiedenen Kanälen zu uns gelangen. Und dann heißt es, frei nach Uschi Glas: Zur Kasse, Schätzchen. Beispiel "The Deuce": Die Serie von "The Wire"-Mastermind David Simon läuft beim Pay-TV-Anbieter Sky. Wer sich nicht langfristig binden will, kann ein monatlich kündbares Ticket für den Bereich Entertainment lösen. Das kostet im ersten Monat 1 Euro, ab dem zweiten 9,99 Euro. Will man zusätzlich einen Blick auf "The Man in The High Castle" riskieren, braucht man einen Zugang zur Plattform Amazon Prime. Mit 69 Euro im Jahr ist man dabei. Schade, dass die Serie "Dark" beim Konkurrenten Netflix läuft, denn nun werden noch mal mindestens 7,99 Euro (10,99 Euro bei HD-Qualität) Abogebühr pro Monat fällig. Die Premier League live erleben? Kein Problem, für 9,99 Euro im Monat überträgt Dazn die Spiele von Kloppo & Co. live auf alle Geräte. Um die hochgelobte Serie "The Handmaid's Tale" auf Telekom Entertain zu sehen, braucht man ein 10-Euro-Abo. Und wer außerdem seine chinesischen Sprachkenntnisse vertiefen will, der kann Sender wie CCTV4 unabhängig vom WLAN via Satellit empfangen, muss allerdings für Schüssel und Receiver einen dreistelligen Eurobetrag investieren. Dafür gibt's Nackedei-TV wie Babestation24 gratis dazu.
Den schleichenden Übergang zum Pay-TV merkten im vergangenen Jahr die Zuschauer, die noch per Antenne fernsehen. Wollten sie nach der Umstellung auf DVB-T2 weiterhin die privaten Sender gucken, wurden 69 Euro jährlich fällig. Die Privaten begründeten die Gebühr mit ihrem technischen Aufwand für die HD-Qualität. Aber sie erweisen sich auch als findig, wenn es darum geht, auf anderen Wegen Geld vom Zuschauer einzusammeln. Wer etwa verpasste Sendungen der Vox-Serie "Club der roten Bänder" in hoher Qualität auf seinem Smartphone oder Tablet sehen will, kann das mit der App von TV Now plus. 2,99 Euro kostet der Spaß im Monat.
Das ist nicht viel Geld, aber es läppert sich. Wo ist die Grenze, wie viel sind wir bereit, für gutes Fernsehen zu zahlen? In den USA zahlten 2016 die Benutzer von Cable TV im Schnitt 103 Dollar monatlich, um vor allem Sport, "Game of Thrones" auf HBO und "Homeland" auf Showtime zu gucken. Doch das ist inzwischen selbst den Amis zu viel. Netflix, das in den USA ab 7,99 Dollar pro Monat kostet, ist der große Gewinner der Abkehr vom Kabel.
Mal wieder Vorreiter: Netflix
Mit Disney setzt ein weiterer Mediengigant auf Streaming. Eine eigene Plattform ist für nächstes Jahr geplant. Dort soll exklusiv eine neue "Star Wars"-Trilogie gezeigt werden. Fernsehserien zu "Die Monster AG" und "High School Musical" sind ebenso geplant wie eine neue Marvel-Serie. Durch den spektakulären 52-Milliarden-Dollar-Deal mit Fox hat Disney zudem die Rechte an so populären Figuren wie X-Men, Avatar, Alien und den Simpsons erworben. Ob Disney mit dem Dienst auch nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest. Geld wird man aber auf jeden Fall abdrücken müssen. Die Produkte aus dem Haus mit der Maus landen nach dem Kino bei Pantaflix, einem von Matthias Schweighöfer mitbegründeten Video-on-Demand-Dienst, wo im Durchschnitt 2,99 Euro pro Film fällig werden.
Nimmt man noch Maxdome für Filmfans, Mubi für Arthouse-Liebhaber und diverse Sportkanäle hinzu sowie die passende Hardware (4K-Fernseher etc.), ist man rasch bei mehr als 3500 Euro. Das ist etwas für TV-Freaks. Den meisten dürften die rund 80 Programme reichen, die im TV SPIELFILM LIVE-Paket enthalten sind. Und wenn Sie mal auf einer Party sind, auf der über die tollen neuen US-Serien geredet wird, die es nur auf Streamingplattformen gibt, machen Sie es wie 007: Bluffen Sie. Die Infos erhalten Sie von einer schönen Russin. Oder scrollen Sie sich einfach oft genug durch unseren Video-on-Demand-Bereich.