Seit seinem Buch "Die Nimmersatten" gilt Hans-Peter Siebenhaar als Kritiker der öffentlich-rechtlichen TV-Sender ARD und ZDF. Als 2013 die Haushaltsgebühr die GEZ ablöste, war er einer der ersten, der dies kritisierte. Sein Tenor damals: Um die Kosten für Bürger und Unternehmen zu senken, müsse "der öffentlich-rechtliche Rundfunk verschlankt" werden, "mehr Transparenz bei den Finanzen" Einzug erhalten und "eine Entpolitisierung der Aufsichtsgremien" von statten gehen.

Nun schlägt Siebenhaar erneut in diese Kerbe, wenn er in der Kolumnen-Reihe "Der Medienkommissar" bei Handelsblatt Online schreibt: "Die Strategie, ausschließlich auf Quote zu setzen, ist für das Öffentlich-Rechtliche im Wettbewerb wie das Rennen von Hase und Igel. Am Ende bricht der Hase zusammen und stirbt." Für seine Argumentation holt er sich prominente Unterstützung an die Seite.

Norbert Schneider übt ebenfalls Kritik

Der Theologe Norbert Schneider schreibt regelmäßig für den Tagesspiegel aus Berlin. Als ehemaliger Fernsehdirektor des inzwischen nicht mehr existenten Senders Freies Berlin schreibt er bei dem Blatt vor allem über Themen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. So auch am 26. Januar unter der Überschrift "Erregung kann das Ziel nicht sein". Darin heißt es unter anderem:

"Doch noch immer gibt es die tägliche Jagd nach der Quote und die Feier des Tagessiegers am nächsten Morgen im Videotext. Das könnte man hinnehmen, wenn es nicht Folgen hätte. Doch wenn Quantität im Zweifel Qualität schlägt, verschwindet der Unterschied von Akzeptanz und Relevanz."

Diesen Satz nimmt nun widerum Siebenhaar in seiner Kolumne zum Anlass, um auf die oft gescholtene Altersstruktur von ARD und ZDF aufmerksam zu machen. Weite Teile der Jungen würden die Öffentlich-Rechtlichen längst nicht mehr schauen. Das ZDF sei abgeschlagen hinter RTL, Pro Sieben, Sat 1, ARD und Vox nur auf Platz sechs des Zuschauer-Rankings von 2018. Wahr ist allerdings auch: Mit einem Jahresmarktanteil von 13,9 Prozent ist das ZDF nun im siebten Jahr in Folge der Marktführer des deutschen Fernsehens.

Die Kritik der beiden Medienmacher Schneider und Siebenhaar ist demnach nicht neu. Mit knapp acht Milliarden Euro an Rundfunkgebühren müsste mehr drin sein im Programm von ARD und ZDF. Die Öffentlich-Rechtlichen würden immer noch Reklame verkaufen, deshalb ständig auf die Quote schielen, um den Werbetreibenden mit den guten Zahlen bei den viel gesendeten Krimis schöne Augen machen zu können.

Die journalistische Qualität muss sichtbar werden

Dabei hätten sie das finanziell gar nicht nötig, denn der Auftrag sei doch ein ganz anderer: Die Bevölkerung mit Qualität und Relevanz versorgen. Darauf sollen sich ARD und ZDF möglichst zurückbesinnen, so die Medienmacher in ihren jeweiligen Kolumnen.

Aber werden sie dem wirklich nicht gerecht? Da muss die Frage schon erlaubt sein, wer denn momentan "relevanteres Fernsehen" macht als die beiden öffentlich-rechtlichen Sender mit ihren zahlreichen Drittsendern und Info-Kanälen? Einer von den erwähnten, bei den jungen Menschen ach so erfolgreichen Privatsendern von RTL bis ProSieben? Dort laufen doch schon lange keine relevanten Nachrichtensendungen mehr, und wenn sich mal eine Info-Sendung ins Programm verirrt, dann stürzt sie sich mit viel Hingabe auf Boulevardthemen.

Aber zurück zur Kritik, die ja durchaus ihre Berechtigung hat: Kein anderes Medium verfüge über ein derart dichtes Korrespondentennetz rund um den Globus wie ARD und ZDF zusammen. Die Sender müssen laut Siebenhaar "ihre journalistische Exzellenz" viel öfter ausspielen und Schneider meint "mit so viel Geld kann man Reporter(innen) die Zeit bezahlen, die sie für ihre Recherchen brauchen; dass sie so etwas wie eine Handschrift entwickeln können; dass sie ihr Objekt von allen Seiten ausleuchten können."

Spannende und aufwendige Geschichten der Auslandsbüros von ARD und ZDF würden zu oft in den Nischensendern wie Phoenix, Arte, 3Sat, ZDF Info oder Tagesschau 24 versauern. Ergo: Das beste Programm wird immer noch von ARD und ZDF gemacht. Sie müssen es nur zeigen. Als hätte sich das "heute-journal" diese Kritik zu Herzen genommen, wird es ab Ende März sonntags auf 30 Minuten verlängert.