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70,8 Prozent

ARD-Film "Gott": So haben die Zuschauer entschieden

«Gott» mit Christiane Paul (l-r), Ina Weisse, Anna Maria Mühe, Matthias Habich, Ulrich Matthes, Barbara Auer, Lars Eidinger  und Götz Schubert.
"Gott" mit Christiane Paul (l-r), Ina Weisse, Anna Maria Mühe, Matthias Habich, Ulrich Matthes, Barbara Auer, Lars Eidinger und Götz Schubert. Julia Terjung/ARD Degeto/Moovie GmbH/dpa

Die ARD-Produktion "Gott" hat sich mit Thema Sterbehilfe auseinandergesetzt. Am Ende wurde das Fernsehpublikum vor eine schwere Entscheidung gestellt.

Und wieder durften die ARD-Zuschauer - wie schon vor vier Jahren bei einem anderen Film - entscheiden: 70,8 Prozent der Abstimmenden waren am Ende dafür, dass die Hauptfigur des Montagsfilms "Gott von Ferdinand von Schirach" sterben darf.

Sie hielten es für richtig, einem gesunden Menschen ein tödliches Medikament zu geben. Im Anschluss wurde das Thema in der Talkrunde "hart aber fair" diskutiert, wo auch das Ergebnis verkündet wurde. 29,2 Prozent der Abstimmenden waren demnach gegen die Ausgabe des todbringenden Medikaments. Auch in der Schweiz war der Film zu sehen. Dort stimmten 68 Prozent für die Abgabe des Medikaments.

Grundlage für den Film ist ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach.

Im TV-Film "Gott" wurde in einem fiktionalen Ethikrat über den Wunsch des fiktiven 78-jährigen Richard Gärtner (Matthias Habich) debattiert, der sein Leben durch ein Medikament und mit Hilfe seiner Ärztin beenden will, weil er nach dem Tod seiner Frau den Lebenswillen verloren hat. In einem holzvertäfelten Raum waren die verschiedenen Parteien bei einer Anhörung zu sehen.

Zum einen war da Gärtner selbst. Ihm zur Seite stand sein Anwalt (Lars Eidinger) Zu Wort kamen auch eine Ärztin (Anna Maria Mühe), eine Juraprofessorin (Christiane Paul) und ein Bischof (Ulrich Matthes). Immer wieder wandte sich die Vorsitzende des Ethikrats (Barbara Auer) ans Publikum. Grundlage für den Film ist ein Theaterstück von Ferdinand von Schirach. Im September wurde es in Berlin und Düsseldorf uraufgeführt.

Erst im Februar hatte das Bundesverfassungsgericht eine wichtige Entscheidung verkündet: Die Richter kippten einen Paragrafen im Strafgesetzbuch und bekräftigten ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben - unabhängig von unheilbaren Krankheiten. Das Gericht stieß damit die Tür für organisierte Angebote zur Sterbehilfe auf.

In Schirachs Text werden viele Fragen angesprochen. Besteht nicht die Gefahr, dass Menschen ihrem Leben leichtsinnig ein Ende setzen? Darf es eine Rolle spielen, ob jemand fast 80 ist oder erst Anfang 30?

Im Oktober 2016 gab es schon einmal ein ähnliches Fernsehprojekt auf Grundlage eines Schirach-Stücks. Im ARD-Film "Terror - Ihr Urteil" ging es um die Moralfrage, ob man ein Passagierflugzeug abschießen darf, um andere zu retten. Damals fiel die Entscheidung noch eindeutiger aus. Das deutsche Fernsehpublikum plädierte für Freispruch.

Fast 90 Prozent der abstimmenden TV-Zuschauer entschieden, dass der Bundeswehrsoldat, der eine Passagiermaschine mit 164 Menschen in Gewalt von Terroristen abschoss, um 70.000 Leute in einem Fußballstadion zu retten, unschuldig ist.