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"1, 2 oder 3" wird 40 Jahre alt

1, 2 oder 3 wird 40 Jahre alt
Steven Gätjen und Elton ZDF

Der Klassiker unter den Kindershows wird 40. Das ZDF gratuliert mit einer großen Samstagabendshow mit Elton und Steven Gätjen.

Foto: ZDF, Michael Schanze: Nur echt mit Plopp
Plopp, Plopp, das heißt Stopp. Wer dabei nicht an Michael Schanze denkt, hatte 1977 keinen
Fernseher. Zeigefinger in die Wange und mit einem
Knall wieder rausziehen: Dieses Geräusch wurde zum Markenzeichen des lockigen ZDF-Moderators. Lange bevor Günther Jauch zum Quizmaster der Nation wurde, stellte Michael Schanze die Fragen. Am 10. Dezember 1977 trat der heute 70-Jährige zum ersten Mal aus der "1, 2 oder 3"-Showtür.

Das Kinderquiz, bei dem die Kandidaten auf das richtige Antwortfeld hüpfen müssen, um einen Punkt zu holen, ist eine US-Adaption, die jedoch für das deutsche Fernsehen pädagogisch nachgebessert wurde. Im Original schied ein Kind mit nur einer falschen Antwort sofort aus. "Zu brutal", fanden Schanze und das ZDF. Auch wurde dort nur gefragt, nicht erklärt. "Dass das mit kindgerecht nichts zu tun hat, darüber waren wir uns schnell einig", erinnert sich Schanze. Das Quiz überlebte im US- Fernsehen nur ein Jahr, bei uns hält sich "1, 2 oder 3" seit 40 Jahren.
Das Kamerakind
So lange wie sonst keine Show. Zwar gibt es deutlich ältere TV-Oldies, doch sind die nicht aus der Unterhaltungs-Sparte: "Tagesschau" (seit 1952), "Das Wort zum Sonntag" (1954), "Expeditionen ins Tierreich" (1965), "Aktenzeichen XY... ungelöst" (1967) und "Tatort" (1970).

Mit "3 nach 9" hält sich zwar eine Talkrunde seit 1974 und "Verstehen Sie Spaß?" blödelt seit gut 37 Jahren, aber viele Quiz-, Rate- oder Spielshows sind längst verschwunden, sogar "Wetten, dass..?", einst als Europas größte Show gerühmt.

Dafür gibt es mit der "Sesamstraße" und "Der Sendung mit der Maus" gleich zwei weitere Kindersendungen, die schon über 40 Jahre bestehen. Warum? Weil sie mit einer Mischung aus Lernen, Lachen und Liebenswürdigkeit punkten; weil Tradition und guter Ruf die Macher zur Qualität verpflichten; weil sie sich treu bleiben und dennoch kontinuierlich dem Zeitgeist anpassen; weil sie bei Älteren hohes Ansehen genießen, denn das Kindeswohl steht über allem; und natürlich weil Mama und Papa sie als Kinder selbst gut fanden.
Von Lechtermann zu Elton
Foto: ZDF, Biggi Lechtermann
Auch "1, 2 oder 3" ist zwar im Kern gleich geblieben, unterhält mit klassischen Fragen, Experimenten, Studiogästen und dem berühmten Kamerakind, erfuhr aber mit jedem Moderatorenwechsel auch eine Modernisierung. Auf Michael Schanze folgte 1985 Biggi Lechtermann. In zehn Jahren moderierte sie 112 Folgen, heute verdient die 57-Jährige als Autorin und Coach ihre Bälle, äh, Brötchen. Lechtermann wurde 1995 abgelöst von Gregor Steinbrenner, der über 350 Folgen lang Kinder befragte und anlässlich des 25. Jubiläums am Strand von St. Peter-Ording einen 25-stündigen Moderationsmarathon hinlegte. In Erinnerung geblieben sind ihm Sendungen, in der ein Frosch einem Kind aufs T-Shirt pinkelte oder ein Pferd wegen der Pyrotechnik im Studio durchdrehte - seitdem hat er Angst vor Pferden.

Mit Steinbrenners Nachfolger Daniel Fischer setzte eine weitere Neuerung ein: Man ging auf Tour. So hieß es auch mal auf dem Ponyhof oder der Schlittschuhbahn: "Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht." Fischer wollte schon als Kind unbedingt zur Show, war mit seinen Bewerbungen aber gescheitert. 2005 ging dann sein "Traum in Erfüllung", wie er selbst sagt.

2010 gab Fischer, der inzwischen beim Radio arbeitet, das Zepter weiter an Elton. Den hat als Kind vor allem das Rumspringen begeistert. "Nachdem ich das zum ersten Mal gesehen hatte, wollte ich das gleich in der Schule einführen. Fand man da aber gar nicht gut." Der 46-Jährige hat auch eine Erklärung dafür, warum viele Kinderformate so ausdauernd sind: "Das ist ehrliche und gute Unterhaltung. Und da müssen es für die unverdorbenen Zuschauer im Kinderalter eben noch nicht immer ekligere Aufgaben oder größere Geldgewinne sein, sondern Spaß und Freude."

Elton moderiert gemeinsam mit Steven Gätjen auch die Jubiläumsshow, bei der Günther Jauch und Helene Fischer mit Fragen aufwarten und natürlich das "1, 2 oder 3"-Archiv geplündert wird. An Highlights dürfte es also nicht mangeln.
Autorin: Kerstin Klitsch