Einst war Netflix die rettende Heimat für abgesetzte Serien aus dem TV-Bereich, zum Beispiel bei "Designated Survivor", die durch den Anbieter eine zweite Chance erhielt. Doch mittlerweile hat Netflix selbst den Ruf, sehr unbarmherzig bei der Absetzung verschiedener Serien vorzugehen. Von einer Absetzungsflut ist schon seit längerer Zeit die Rede.

Natürlich ist jede Absetzung für Fans der jeweiligen Serie ärgerlich, doch die folgenden 7 Fälle schmerzten ganz besonders viele Nutzer.

I Am Not Okay With This

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"I Am Not Okay With This" ereilte der frühe Serien-Tod.

Vermutlich wird den meisten bei ärgerlichen Netflix-Serien zuerst diese hier einfallen, zumal sie thematisch den passenden Titel hat: "I Am Not Okay With This". Die Comic-Adaption, die u.a. an "Stranger Things" erinnerte, handelt von der 17-jährigen Sydney, die bei sich selbst telekinetische Kräfte entdeckt und lernen muss, sie zu kontrollieren. Die Serie erhielt nicht nur phänomenale Kritiken, sondern sammelte auch eine große Fangemeinde an. Doch 2020 ließ Netflix die Dreharbeiten zu einer zweiten Staffel abbrechen, weil die Kosten durch die Coronavirus-Pandemie zu groß wurden. So endet die Serie nun auf einem gewaltigen, wirklich fiesen Cliffhanger. Wir sind nicht okay damit.

Everything Sucks!

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"Everything Sucks!" war Wohlfühl-Fernsehen pur, ging aber schnell zu Ende.

Was "Stranger Things" für die 80er war, ist "Everything Sucks!" für die 90er. Von Nirvana und Oasis bis "Mallrats", "Showgirls" und Videotheken ist wirklich alles drin, was man mit dem Jahrzehnt in seiner Hochphase verbindet. Die wunderbare Teen-Drama-Serie parodiert Sitcoms à la "Der Prinz von Bel-Air" und stellt Diversität und sexuelle Identitäten so viel intelligenter und nuancierter in den Vordergrund als ein Großteil des Netflix-Programms. Doch das große Publikum blieb 2018 aus – dabei könnte man sich gut vorstellen, dass sie nur 2-3 Jahre später ein riesiger Hit à la "Heartstopper" geworden wäre. Nach Staffel 1 war wieder Schluss, leider mit Cliffhanger-Ende.

Seven Seconds

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"Seven Seconds" war kaum bekannt, ist aber ein Netflix-Highlight.

Heute gilt "Seven Seconds" als Mini-Serie, aber nur, weil Netflix sich trotz Plänen doch dagegen entschied, das Format zu verlängern. Phänomenal gut thematisierte die Serie in 10 bärenstarken Folgen Polizeigewalt und Rassismus in den USA. Es beginnt damit, dass ein Polizist aus New Jersey versehentlich einen afroamerikanischen Jungen erschießt und mit seinen Kollegen versucht, die Tat zu vertuschen. Hauptdarstellerin Regina King gewann sogar einen Emmy für ihre sensationelle Performance. Trotz alle dem hatte Netflix wohl kein Interesse daran, eine der besten Serien des Anbieters fortzusetzen.

Anne with an E

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Fans tobten, als "Anne with an E" zu Ende ging.

Wohl nie zuvor sorgte die Absetzung einer Serie für solche Kampagnen wie bei "Anne with an E". Als Netflix und der kanadische TV-Sender CBC nach Staffel 3 die Absetzung des historischen Dramas rund um Feminismus, Diskriminierung und Diversität bekanntgaben, legten Fans im Internet Geld zusammen und kauften sich Werbeanzeigen-Tafeln in Toronto und sogar auf dem Times Square in New York City, um für eine weitere Staffel zu plädieren. Eine Online-Petition gegen die Absetzung ist die größte ihrer Art in der Seriengeschichte. Doch Netflix hat auf all diese Versuche nie reagiert und das Ende der Serie besiegelt.

Sense8

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Eine brillante Serie: "Sense8". Einziger Manko: Sie ist dank der Absetzung durch Netflix viel zu kurz.

In Bestenlisten, die sich auf das Netflix-Programm beziehen, steht "Sense8" so gut wie immer ganz oben. Das Sci-Fi-Drama um Geschlechtsidentitäten und Menschen mit übernatürlichen Kräften wurde von Kritikern in höchsten Tönen gefeiert, hinter der Produktion stecken die Wachowski-Geschwister (die "Matrix"-Macher). Doch "Sense8" war ambitioniert, komplex, und letztlich erlitt die Serie nach 2 Staffeln ein frühzeitiges Ende. Immerhin war man hier so gnädig, und ließ die Wachowskis ein Finale in Überlänge anhängen, welches die wichtigsten Plots der Serie zu Ende erzählt.

1899

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"1899" war für manche ein Hit, für manche nur wirr, für alle ist es jetzt schon vorbei.

Für viele ein Schock: "1899" war das große europäische Prestige-Projekt des Streaming-Anbieters. Geschaffen von den "Dark"-Machern, groß beworben, aufwendig vor LED-Wänden produziert. Doch die Kritiken waren gespalten und Anfang 2023 gab Netflix aus heiterem Himmel die Absetzung bekannt. Dabei endete "1899" auf einem der konfusesten Cliffhanger aller Zeiten, der eine Fortsetzung dringend nötig gemacht hätte. Ein herber Schlag für viele Fans. Mystery-Zuschauer werden sich nach dieser Absetzung sicherlich zweimal überlegen, ob sie eine Serie aus diesem Genre bei Netflix nochmal angucken werden – wenn die Gefahr mitschwingt, dass man so hängengelassen wird.

GLOW

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Kein "GLOW"-Up bei Netflix: Die Wrestling-Serie endete ohne viel Tamtam.

Eine der besten Netflix-Serien war ohne jeden Zweifel "GLOW". Es geht darin um die fiktive Geschichte der ersten weiblichen Wrestlingtruppe in den USA der 80er Jahre. Dank Alison Brie in der Hauptrolle und ihrem entwaffnenden Charme gewann die Serie über den Verlauf ihrer drei Staffeln zahlreiche Herzen, dann wurde eine vierte Staffel gedreht. Plötzlich: Die Absetzung. Aller Fan-Proteste zum Trotz blieb Netflix hart und nannte die Kosten durch die Coronavirus-Pandemie als Grund. Ein unglamouröses Ende für eine glamouröse Serie.