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Netflix schafft sich selbst ab: Das Seriensterben beim Streamingdienst ist kein Zufall

Netflix hat wieder zwei Serien abgesetzt.
Netflix hat wieder zwei Serien abgesetzt. Netflix

Es ist schon wieder passiert: Bei Netflix wurden soeben zwei Serien abgesetzt, darunter mit "GLOW" sogar eine an sich sehr beliebte und renommierte. Für Fans wie Macher ist das ein Schlag ins Gesicht – für den Streamingdienst aber Geschäftsalltag.

Netflix ist einer der absoluten Giganten auf dem Streamingmarkt, der die Blaupause für Erfolg in diesem Unterhaltungssegment geliefert hat, an der sich auch die Konkurrenz orientiert, wobei jeden Monat zahlreiche neue Film- und Serienhighlights erscheinen, viele davon als exklusive Eigenproduktionen.

Worin aber Netflix auch ziemlich produktiv ist, sind Serien-Absetzungen. Nicht selten zieht der Streamingdienst großen wie kleineren Titeln den Stecker, noch ehe sie überhaupt so richtig loslegen konnten, so geschehen zum Beispiel bei "The Society" und "I am not okay with this". Wie die Branchenblätter Variety und Deadline vermelden, hat es jetzt erneut zwei Serien erwischt: "GLOW" und "Teenage Bounty Hunters" werden nicht mehr fortgeführt.

"Glow"-Absetzung wegen Coronakrise

Seit 2017 wurde "GLOW" (steht für: "Gorgeous Ladies of Wrestling") für Netflix produziert und in der Zeit konnten die ringkämpfenden Frauen jede Menge Fans um sich scharen. Drei Staffeln gibt es, eine vierte und finale wurde eigentlich schon 2019 offiziell bestätigt. Sogar die Dreharbeiten hatten schon dazu begonnen, ehe die Coronakrise diese unterbrach.

Nun werden die Arbeiten nicht mehr wieder aufgenommen. Einer der zentralen Gründe hierfür sei, dass aufgrund der Natur des Wrestlings, bei dem die Personen sehr nah beieinander im Ring stehen (und sich nicht selten auch direkt im Clinch befinden), das Gesundheitsrisiko in Zeiten von Corona einfach viel zu hoch sei. Dass die Serie auch noch komplett in Los Angeles gedreht wird, einem der Corona-Brandherde in den USA, machte die Sache nicht leichter. Durch die Unterbrechung würden zudem die Kosten noch weiter in die Höhe schnellen. Außerdem musste bedacht werden, dass eine vierte Staffel unter diesen Voraussetzungen frühestens 2022 und damit mehr als zweieinhalb Jahre nach dem Ende der dritten erscheinen würde. Den Berichten zufolge sei man bei Netflix nicht mehr zuversichtlich genug gewesen, dass das Publikum bis dahin warten würde.

Stars der Serie haben sich bereits im Netz zu Wort gemeldet. "Ich werde dies vermissen", schrieb Hauptdarstellerin Alison Brie zu einem Foto des Ensembles. "Auf ewig meiner ‚GLOW‘-Familie dafür dankbar, mein Leben für immer verändert zu haben." Aber auch ihre Kollegen und Kolleginnen wie Marc Maron oder Britt Baron äußerten sich. Rebekka Johnson hat nur eine simple, aber klare Botschaft für ihre Fans: "Tragt eine Maske!"

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Teenage Bounty Hunters: Das tiefsitzende Netflix-Problem

Die "Teenage Bounty Hunters" hingegen wurden bereits nach nur einer Staffel wieder abgesetzt. Die Serie ging erst Mitte August an den Start und konnte zwischenzeitlich sogar die Streaming-Charts entern laut den US-Quoten. Anders als bei "GLOW" gibt es aber hierzu von Seiten des Streaminganbieters keine ausführliche Begründung und es ist davon auszugehen, dass der bisherige Erfolg seit Erscheinen der Serie schlichtweg nicht ausreichte, um mit einer zweiten Staffel fortzufahren.

Allerdings drückt sich hier ein durchaus grundlegendes Problem bei Netflix aus: Wie Deadline ebenfalls erwähnt, lässt das Unternehmen immer direkt ganze Staffeln produzieren, während sonst im Serien- und TV-Geschäft zuerst einmal sogenannte Pilotfolgen bei neuen Projekten entstehen. Erst wenn diese gut ankommt, wird auch eine Serie offiziell bestellt. Bei Netflix überspringt man diesen Schritt – eine Serie nach der ersten Season wieder einzustampfen, gleicht also einem Titel, der nie über die Pilotphase hinauskommt.

So aber werden immerzu neue Serien veröffentlicht und an die Nutzer gebracht, die einfach nie wissen, ob und wie es dann weitergeht. Zumal offenbar bei Netflix interne Prioritäten gesetzt werden: Wie der TV-Kritiker Daniel Fienberg von The Hollywood Reporter bei Twitter anmerkt, sorgt der Netflix-Algorithmus mit seinen Empfehlungen dafür, dass viele Serien gar nicht erst abheben können. Andere, wie zum Beispiel "Cobra Kai", werden aber seiner Erfahrung nach permanent beworben. "Teenage Bounty Hunters" jedoch wurde im Vergleich dazu kaum vermarktet und hat deshalb nie die Chance erhalten, die die Serie wohl verdient hatte.