Als schwangerer Teenager "Juno" wurde Ellen Page 2007 bekannt. Nach außen hilflos, aber voll innerer Stärke, erscheint sie auch als Violinistin Vanya. Dass sie Power hat, bewies die 32-Jährige in Talkshows, wo sie selbstbewusst mit der US-Politik abrechnet. Ein lebhaftes Interview…

Anders als im Comic tragen Sie nicht den sexistischen weißen Latexanzug. War das bewusst?
Ellen Page Darum ging's gleich im ersten Gespräch. Ich sagte, das mache ich nicht. Sie können sich sicher vorstellen, was ich in dieser Hinsicht schon alles durchgemacht habe.

Können Sie das präzisieren?
Es ist einfach das, womit man tagtäglich konfrontiert wird. Nachdem ich 2014 mein Coming-out hatte, habe ich mit Spike Jonze "Gaycation" geplant, und ich war richtig aufgeregt. Ich ­habe mit jemandem darüber geredet. Niemand, mit dem ich gearbeitet habe, aber ein einflussreicher Mann. Ich habe ihm die Show erklärt, und er meinte nur: "Wir haben's kapiert. Du bist lesbisch!" Und das war jemand, der gemeinhin als progressiv wahrgenommen wird.

Vanya wächst als Außenseiter auf und entdeckt dann spät ihre Superkraft. Ist dies auch eine positive Botschaft für Teenager, die sich gerade
bedeutungslos fühlen?


Hoffentlich. Ich habe mich von der ersten Zeile an damit identifizieren können. Vanya hat nie gelernt, mit diesem Übermaß an Negativität umzugehen, wodurch sie auch buchstäblich ­explodiert. Was wäre gewesen, wenn sie eine psychiatrische Versorgung gehabt hätte? Von daher finde ich, dass ihre Reise sehr nachvollziehbar ist.

Mary J. Blige spielt Killerin Cha-Cha

Mary J. Blige hat als Musikerin mehr als 50 Millionen Alben verkauft. Mit dem Film "Mudbound", für den sie Oscar-nominiert war, hat sich die Amerikanerin neu erfunden. Mit "Umbrella Academy" führt sie jetzt diesen zweiten Bildungsweg erfolgreich fort.

Was gibt Ihnen die Schauspielerei, was beim Singen fehlt?
Mary J. Blige Auf der Bühne kann man sein, wer man will, solange die Fans glücklich sind. Man bekommt so viel Energie zurück, dass es fast therapeutisch ist. Die Kamera ist kühl. Sie zeigt gnadenlos, wenn du dich versteckst oder lügst. Man muss wissen, wer man ist und wer seine Figur ist, sonst wird man scheitern.

Wer ist Ihre Figur Cha-Cha?
Cha-Cha ist eine Kämpferin. Das bin ich auch, aber sie ist ­irre. Sie will töten, töten, töten. Ich wollte schon immer mal eine Profikillerin spielen.

Warum das?
Das steckt einfach in mir. Ich wollte immer schon wissen, wie es ist, eine Waffe abzufeuern.Ich wollte immer schon Nahkampf lernen und wie man schnell jemanden ausschaltet.

Hat das lange gedauert?
Fünf Monate lang habe ich nahezu jeden Tag trainiert. Das war die Herausforderung.

Und das alles mit Ihrem Co-Star Cameron Britton. Kannten Sie ihn vorher?
Das war wirklich bizarr. Ich hatte gerade "Mindhunter" gebingt, wo er den Serienkiller Ed Kemper spielt. Und am ersten Tag der Dreharbeiten steige ich ins Auto, und Cameron sitzt ­neben mir. Und ich dachte: "Das war es. Er bringt mich um!" (lacht) Ich habe mir selbst immer wieder gesagt, er ist ein netter Kerl und er ist mein ­Partner, aber ich war wie versteinert. Und ich musste mich wirklich zwingen, das abzuschütteln. Denn Cha-Cha ist der Boss. Und wenn ich Angst vor ihm habe, sieht man das später.

Netflix-Serie im Februar

Die Adaption der gleichnamigen Comic-Serie, die von Gerard Way und Gabriel Bá stammt, ist seit dem 15. Februar 2019 auf Netflix verfügbar. Die zehn Episoden starten furios, lassen aber zum Ende hin leider ihre Durchschlagskraft vermissen. Zum Schluss endet alles - metaphorisch wie buchstäblich - in der Katastrophe.