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Warum "Lost" heute viel besser ist als damals

Lost bei Amazon Prime streamen
Die Gang von "Lost": 2021 ist die Serie noch besser als zum Start 2004. Imago Images/Mary Evans; Montage TV Spielfilm

Der Hype hätte damals nicht größer sein können: Die Serie "Lost" war in ihren ersten Staffeln zeitweise weltberühmt und vor allem viel diskutiert. Ab sofort ist sie wieder auf Amazon Prime verfügbar. Unser Autor findet: Sie funktioniert heutzutage besser als damals.

"Lost" – alleine der Name lässt Serienfans schon die Ohren schlackern. In den 2000ern gab es kaum einen größeren Hype als "Lost", das damals von ProSieben im Free-TV Woche für Woche ausgestrahlt wurde. Seit kurzem ist die Serie auf Amazon Prime verfügbar und das ist ein guter Anlass, um festzustellen: "Lost" ist nicht nur gut gealtert, die Serie ist 2021 sogar noch besser als sie damals war.

Lost: Woche für Woche und Jahr für Jahr

Ich ging damals noch in die Schule und noch vor Beginn der 1. Stunde war das große Thema "Lost" und was für ein unglaublicher Cliffhanger jetzt schon wieder passiert ist. Woche für Woche hielt die Serie ihre Fans mit offenen Fragen bei der Stange, von denen viele im Laufe der Serie tatsächlich beantwortet wurden. Die Serie, bei der eine Gruppe von Menschen nach einem Flugzeugabsturz auf einer mysteriösen, unbekannten Insel landete, war voller Rätsel und Mysterien. Spannend, absurd und sie lud weltweit zum Miträtseln im damals noch jungen Internet ein. Es gab allerdings das Problem sich alle Details aus einer Folge zu merken, erst recht wenn diese nicht nächste Woche, sondern erst fünf Folgen später wieder wichtig wurden – oder sogar nächste Staffel, also ein knappes Jahr danach.

"Lost" war kompliziert und alles im Hinterkopf zu behalten, nur um hinter das Eisbär-Rätsel zu kommen war sehr schwierig. Immer eine Woche Pause, fast ein Jahr bis zur nächsten Staffel. Das ist ein Punkt, in dem die Serie ihrer Zeit voraus war: Heute ist es normal in Serien komplizierte Zusammenhänge über mehrere Staffeln zu erzählen (siehe "Dark"), damals waren wir nicht daran gewöhnt. Aber heute ist nicht nur unsere Aufmerksamkeit, die wir einer Serie schenken eine andere, das Streaming hat verändert, wie wir gucken und davon profitiert "Lost" total. Plötzlich werden Zusammenhänge klar, die früher in Vergessenheit gerieten. Wer die Serie heute in seinem eigenen Tempo guckt, stellt fest, dass sie viel logischer ist als früher. Und das ist nicht das einzige.

Ihrer Zeit voraus

Es stimmt, dass "Lost" nicht perfekt war, einige Folgen waren Lückenfüller und Macher Damon Lindelof hätte an seinem Plan weniger Staffeln zu machen, festhalten sollen. Ob das Ende wirklich so schlecht ist, wie damals gesagt wurde, kann jeder für sich selbst entscheiden. In gleich mehreren Punkten war die Serie ihrer Zeit voraus: Neben der Erzählweise mit den schwierigen Zusammenhängen und heftigen Cliffhangern, sind es vor allem die Wendungen, die ein heutiges Publikum viel eher annehmen kann als früher noch. Einige Twists von "Lost" wurden damals als unrealistisch abgetan oder als billige Masche, um die Zuschauer bei der Stange zu halten.

In den Jahren 2004 bis 2010 war die Serien-Landschaft eine völlig andere: Es gab sehr feste Formate, vor allem unheimlich viele US-Crime-Serien, die den Serienmachern nicht so viel Raum gaben. "Lost" mischte Drama mit Mystery ganz bewusst und schlug immer neue Haken, die im Ganzen der Serie erst Sinn ergeben. Die Serie wollte ihre Fragen nicht einfach beantworten, es ging auch darum neue zu stellen, sie den Zuschauern zu präsentieren, damit diese selbst darüber rätseln konnten. Die Steigerung der übernatürlichen Elemente ist hier kein Fehltritt, sondern bewusstes Kalkül, um eine Dramaturgie zu erzeugen. Das mag damals nicht jedem gefallen haben, aber wer "Lost" heute guckt, weiß dass es eine Mystery-Serie ist und dass es da wilder zugehen kann, was die Überraschungen angeht. Das macht sie zu einer besseren Serie als sie damals war.

"Lost" ist ab sofort zum Streamen bei Amazon Prime verfügbar.