Nach mehreren Flops und viel Kritik: Marvel verändert radikal sein Serienkonzept

Seit Januar 2021 gibt es vom Marvel-Kinouniversum der "Avengers" nicht nur Filme auf der großen Leinwand, sondern bei Disney+ auch Miniserien zu sehen. Doch bis auf die Formate "WandaVision" und "Loki" stießen viele der Serien auf wenig Gegenliebe. Insbesondere "The Falcon and the Winter Soldier", "She-Hulk: Die Anwältin", "Moon Knight" und "Secret Invasion" kamen nur mittelmäßig bis unterdurchschnittlich beim Publikum an, gelten für den Streamingdienst als Flops.

Aus diesen Fehlern will man jetzt lernen und hat den aktuellen Hollywood-Streik genutzt, um das Marvel-Serienkonzept zu überdenken – mit teils erstaunlichen Konsequenzen.

Bislang setzte Marvel hauptsächlich auf abgeschlossene Miniserien, die für ein Budget von c.a. 150 Millionen Dollar durch die Marvel-Filmproduzenten direkt produziert wurden. Dabei lief der Prozess genau wie bei den Filmen ab: Man drehte basierend auf den Drehbuchfassungen das auf den ersten Blick nötige Material, und plante schon im Vorfeld große Nachdrehs ein, um dort bei etwaigen Unstimmigkeiten nachjustieren zu können.

Ab sofort will Marvel aber wie bei "Loki" von Anfang an Serien planen, die mehrere Staffeln andauern, um so die Bindung der Fans zu den einzelnen Formaten zu erhöhen. Um das zu erreichen, sollen neue Produzenten eingestellt werden, die sich explizit auf die Serien konzentrieren, statt zwischen Filmen und Serien zu tauschen. Man möchte, wie Hollywood Reporter ausführlich berichtet, demnächst auf sogenannte Pilotfolgen setzen, die normalerweise im TV üblich sind. Dabei handelt es sich um eine erste Testfolge, die vorab gedreht wird um zu überprüfen, ob eine Serie überhaupt Potenzial beim Publikum hat.

Wie viel Wert ein solches Pilotfolgen-Prinzip hat, konnte Marvel gerade unfreiwillig bei der geplanten Serie "Daredevil: Born Again" feststellen. Die wurde mitten in der Produktion durch den großen Hollywood-Streik unterbrochen. Man nutzte die Zeit, um die bereits abgedrehten fertigen Folgen zu sichten – und stellte fest, dass die Serie in ihrer gegenwärtigen Form nicht funktioniere. Daher wurden die Regisseure der Serie jetzt entlassen und man sucht nach neuen Autoren. "Daredevil: Born Again" soll von Grund auf neu überarbeitet werden.

Damit dürfte der ursprünglich angepeilte Start im Jahr 2024 kaum noch möglich sein. Aktuell erscheint bei Disney+ im Wochenrhythmus die zweite Staffel "Loki", im Januar soll es dann mit der neuen Serie "Echo" weitergehen, die aber noch nach dem alten Muster produziert wurde.