Die Coronavirus-Pandemie sorgt dafür, dass wir alle gerade mehr Zeit drinnen als draußen verbringen. Und auch wenn Streamingdienste wie Netflix und Amazon Prime in diesem Monat ein paar echte Highlights im Programm haben und letzterer Kinderserien sogar gratis zur Verfügung stellt, kann und will sich nicht jeder ein Abonnement leisten.

Daher haben wir eine Liste zusammengestellt, mit den Serien, die ganz bequem kostenlos und ohne Anmeldung abrufbar sind. Unter anderem in den Mediatheken von ARD und ZDF aber auch bei den deutschen Streamingdiensten Joyn und TVNOW. Viel Spaß!

Ich heirate eine Familie

Kaum eine deutsche Serie schreit so sehr 80er-Kult wie "Ich heirate eine Familie". In West-Berlin lebt die alleinerziehende Mutter Angi (Thekla Carola Wied) mit ihren drei Kindern. Sie lernt den Wiener Grafiker Werner (Peter Weck) kennen, verschweigt ihm zunächst aber, dass sie dreifache Mutter ist. Die Beiden gründen eine Patchworkfamilie, müssen dafür aber einige Stolpersteine überwinden.

Kaum zu glauben, dass eine rund 35 Jahre alte Serie das Konzept der zusammengewürfelten Familie damals schon so gut getroffen hat. Mit authentischen Problemen und Herausforderungen, aber auch mit viel Charme und guten Witzen nahm Werner seine Rolle als neuer Vater an. Sein Wiener Schmäh macht dabei einen guten Teil des Humors aus, aber auch Angi und die Kinder sind herzerwärmend lustig.

Alle 14 Folgen (teilweise mit einer Länge von mehr als 100 Minuten) sind in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Die Schwarzwaldklinik

Einer der größten deutschen Fernseherfolge bisher: Zwischen 1985 und 1989 zeigte das ZDF die 70 Folgen der "Schwarzwaldklinik" und bis heute hält sie den Zuschauerrekord für ein fiktives Programm im deutschen Fernsehen (27,97 Millionen für eine Folge). Sie gilt heute als Vorbild für die meisten Arztserien im deutschen Fernsehen und machte Schauspieler wie Klausjürgen Wussow und Sascha Hehn berühmt.

Die Serie dreht sich um die privaten Probleme der Familie Brinkmann, vorzugsweise der Ärzte Klaus (Wussow) und dessen Sohn Udo (Hehn), die auch in der Schwarzwaldklinik beruflich aneinandergeraten. Die medizinischen Herausforderungen der Klinikärzte spielen aber eine ebenso große Rolle. Die Serie war nicht nur erfolgreich, sondern auch voller Wendungen und ungewöhnlicher Erzählstränge, die sich bis heute, auch wegen der tollen Sets, schön anschauen lassen.

Alle 70 Folgen der Serie sind in der ZDF-Mediathek zum Abruf.

The Good Place

Eleanor (Kristen Bell) stirbt und wacht im "Good Place", dem Himmel, wieder auf. Alles scheint in Ordnung zu sein: Die Bewohner sind nett, zuvorkommend und könnten gar keine besseren Nachbarn sein. Dazu bekommt jeder noch das, was er sich wünscht. Aber Eleanor ist skeptisch: Sie war zu Lebzeiten ein echtes Miststück. Also nimmt sie Ethik-Unterricht bei Chidi Anagonye (William Jackson Harper), der ihr Seelenverwandter sein soll, um ein besserer Mensch zu werden.

Wer verdient es im Himmel und wer in der Hölle zu landen? Diese Frage ist das Grundgerüst der Comedyserie "The Good Place" und zugleich auch der größte Twist in ihrer Handlung. Auf scheinbar einfache Fragen finden die Figuren nur komplizierte Antworten und verstricken sich dabei selbst in ihrem eigenen Charakter. Kaum eine Serie versteht es mit so viel Witz, so existentielle Fragen zu stellen. Himmlische Gags, die sich keiner entgehen lassen sollte.

Die ersten drei Staffeln sind bei Joyn verfügbar.

Babylon Berlin

Im Berlin der 20er-Jahre ermitteln Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) und Polizeiassistentin Charlotte Ritter (Liv Lisa Fries) in einem Erpressungsfall, der politische Wellen schlägt. Sie stoßen immer weiter in den kriminellen Sumpf der Weimarer Republik aus Goldschmuggel, politischen Gruppen und dem aufkeimenden Nationalsozialismus vor. Staatsfeinde werden für sie genauso zu einer Gefahr wie verbrecherische Clubbesitzer.

"Babylon Berlin", die teuerste deutsche Serie aller Zeiten ist nicht nur in Sachen Ausstattung und Atmosphäre ein echter Meilenstein. Die Geschichte um den traumatisierten Ex-Soldaten Rath fesselt ebenso wie die emanzipatorisch-freche Ritter, die zur ersten weiblichen Kriminalassistentin Deutschlands wird. All das wird eingerahmt von einer düsteren Krimigeschichte mit ernstem historischen Hintergrund. Die Koproduktion von ARD und Sky ging 2019 in die dritte Staffel, die zuerst im PayTV zu sehen war. Herbst 2020 soll sie im Öffentlich-Rechtlichen laufen. Wer sich darauf vorbereiten will:

Die ersten beiden Staffeln sind in der ARD-Mediathek verfügbar.

Lie to Me

Können diese Augen lügen? Das beurteilen in "Lie to Me" Dr. Cal Lightman (Tim Roth) und sein Team der Lightman Group. Die Experten für Mikroexpressionen, Körpersprache auf kaum sichtbarem Niveau, untersuchen in Verhörsituationen, ob ein Mensch lügt oder etwas verheimlicht. Was sich zuerst nach typischer Polizeiserie anhört, ist in Wahrheit eine echte Lehrstunde in Sachen menschlicher Psychologie. Lightman ist angelehnt an den echten Psychologen Paul Ekman, der als bedeutender Forscher für die Körpersprache gilt. Ein wichtiger Kniff der spannend gemachten Serie sind die Vergleiche mit historischen Situationen und Figuren wie Richard Nixon oder Bill Clinton, in denen der Zuschauer sieht, wann die Präsidenten gelogen haben.

Roth spielt den Psychologen interessant und mit genügend Abgründen, sodass man die ganze Zeit an seinen Lippen hängt und sich am Ende selbst für den größten Körpersprache-Experten hält.

Alle drei Staffeln sind bei TVNOW zu sehen.

Charité

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt der renommierte Mediziner Robert Koch (Justus von Dohnányi) ein Mittel gegen die tödliche Krankheit Tuberkulose am Berliner Krankenhaus Charité. Zur gleichen Zeit kommt die verarmte Pflegerin Ida Lenze (Alicia von Rittberg) an die Institution und muss nach ihrer Genesung dort die entstandenen Schulden abarbeiten. Wie das Krankenhauspersonal mit seinen berühmten Professoren interagiert, ist dabei die Handlung der ersten Staffel. In der 2. Staffel geht es mit anderen Figuren um die Zeit der Charité im Nationalsozialismus bis zum Ende des Krieges.

Das Faszinierende an "Charité" ist, wie unterschiedlich die beiden Staffeln sind. In ihrer hohen Qualität sehr nah sind sie dennoch weit auseinander, was die medizinischen und gesellschaftlichen Themen betrifft. Das berühmteste Krankenhaus Deutschlands als Spiegelbild der Zeit bekommt eine dritte Staffel, die zur Zeit des Mauerbaus spielen soll.

Die ersten beiden Staffeln stehen in der ARD-Mediathek zum Abruf.

Der Bergdoktor

Hach, Martin Gruber (Hans Sigl) geht immer! Die Verstrickungen rund um Grubers Privatleben sind auch in der neuen, 13. Staffel genauso spannend wie die medizinischen Fälle, denen sich "Der Bergdoktor" annehmen muss. Seine Patienten haben zum Beispiel epileptische Anfälle, die aber gar keine sein können oder sie werden scheinbar in Notsituationen von Polizisten vernachlässigt. Privat steht der Doktor zwischen den zwei Frauen Anne und Franziska und das eigene Label "Gruber-Milch" steht auch in den Startlöchern.

Jede der sieben Folgen ist rund 90 Minuten lang und eine neue Staffel ist auch schon in Planung. Mit dabei ist sicher auch wieder Sigls Auto, das für ihn eine ganz besondere Bedeutung hat.

Die 13. Staffel Bergdoktor ist in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Jerks.

Christian Ulmens und Fahri Yardıms Comedyserie ist in Deutschland wirklich eine absolute Ausnahmeerscheinung. Nicht nur sind Timing und Gags wirklich zum Schieflachen, sondern auch das Konzept ist etwas ganz Neues. Ulmen und Yardım spielen fiktive Versionen von sich selbst, die von einem Schlamassel in den nächsten geraten und dabei an jeder möglichen Ecke die soziale Belastbarkeit ihres Umfelds ausloten. Grenzüberschreitungen finden verbal und physisch nahezu im Minutentakt statt und Lügen, die den beiden aus den unangenehmen Situationen raushelfen sollen, lassen diese immer nur weiter eskalieren.

Mit spielerischer Freude merkt man, was sich Ulmen und Yardım bei "jerks." gedacht haben: Wie können sie möglichst unverschämt und gleichzeitig noch in Ansätzen nachvollziehbar wirken. Wer mit schwarzem Humor nichts anfangen kann, lässt von "jerks." die Finger, alle anderen werden mit kaum etwas mehr Spaß haben.

Alle drei Staffeln sind bei Joyn abrufbar.

Bad Banks

Eine deutsche Serie über Banker? Wer das Grundgerüst von "Bad Banks" hört, fällt erst einmal nicht vor Spannung vom Stuhl. Wer sich die Serie mit ihren zwölf Folgen angesehen hat, muss umdenken: Jana Liekam (Paula Beer) ist Investmentbankerin in Luxeumburg und wechselt zur Bank von ihrer neuen Chefin Christelle Leblanc (Desirée Nosbusch) nach Frankfurt am Main. Dort findet sie heraus, wie verkommen auch ihr neuer Arbeitgeber ist und muss sich entscheiden, welche Position sie innerhalb dieses Systems einnehmen möchte.

Regisseur Christian Schwochow ist ein kleines Meisterstück inmitten der Frankfurter Skyline gelungen. "Bad Banks" sieht nicht nur fantastisch aus und gewann einen Grimme-Preis, sondern katapultierte die Art wie deutsche Serien Geschichten erzählen auch auf ganz neue Höhen. Absolut sehenswert!

Beide Staffeln gibt es in der ZDF-Mediathek