Die vertrackte Heist-Serie aus dem Hause Netflix ist auch diesen Sommer wieder in aller Munde. Sorgte "Haus des Geldes" bei seiner Premierensaison im Jahr 2017 noch für einen schleichenden, bis in das Jahr 2018 andauernden, aber stetig größer werdenden Effekt aus Mundpropaganda und wachsender Aufmerksamkeit von Kritikerseite, profitierte die Fortsetzung mit Staffel 3 dieses Jahr von seinem guten Ruf. Nicht nur das: Viele Zuschauer, die die beiden ersten Staffeln für ihre bis zum Schluss anhaltende Spannung goutiert hatten, wollten wissen, was es mit dieser 3. Staffel "Haus des Geldes" auf sich hat.
Schließlich war eine Fortsetzung nicht geplant und ehrlich gesagt auch nicht unbedingt nötig. Die Geschichte des Professors und seiner raffinierten Diebesbande war zu Ende erzählt. Jedenfalls war der Coup mit der Besetzung der Banknotendruckerei von Spanien gelungen und das Ende nach der 22ten Folge begeisterte Fans weltweit. Die Frage, wie der spanische Fernsehmacher Álex Pina für Netflix eine neue Story entwirft, wurde in Staffel 3 jedoch eindrucksvoll beantwortet. Auch wenn Teil 3 mit einigen Schwächen - hier eine ausführliche Besprechung - zu kämpfen hat, weiß der Spannungsgehalt und die temporeiche Erzählung zu überzeugen. Erneut wird ein erstaunliches Ende präsentiert, doch diesmal dient Folge 8 von Staffel 3 als klassischer Cliffhanger.
Podcast-Kritik zu "Haus des Geldes 3"
Verliert der Professor die Nerven?
Angefangen hat alles mit Rio (Miguel Herrán). Der wird geschnappt und die Gang mit den roten Overalls schmiedet einen Plan, ihn zu befreien. Die Bank von Spanien wird besetzt und - ACHTUNG: SPOILER - eine Verhandlung mit der Polizei um Rios Entlassung verläuft erfolgreich. Doch nachdem die Gruppe wieder versammelt ist, läuft der Plan aus dem Ruder. Nairobi (Alba Flores) liegt im Sterben, Raquel aka Lissabon (Itziar Ituño) befindet sich in den Fängen der Polizei und die fährt nun in persona von Alicia Sierra (Najwa Nimri) schwere Geschütze auf, um die wichtigste Bank Spaniens von den Besatzern zu befreien.
Mit der explosiven Abwehr eines Panzerfahrzeugs, weil Rio und Tokio (Úrsula Corberó) die Panzerfäuste zum Einsatz bringen, endet die achte Episode von "Haus des Geldes". Ein Cliffhanger, der schreit: Eine vierte Staffel ist auf dem Weg. Doch entgegen anderslautender Medienberichte gibt es von Netflix bislang keine Bestätigung für eine Fortsetzung. Der Streamingdienst hat weder eine Pressemitteilung herausgegeben, noch auf Nachfrage von TV SPIELFILM eine Staffel 4 bestätigt. Dass die spanische Netflix-Serie dennoch mit hoher Wahrscheinlichkeit weitergeht, steht außer Frage. Doch es stimmt nach unseren Informationen nicht, dass die Dreharbeiten zur vierten Staffel "Haus des Geldes" bereits laufen. Wann diese starten sollen, ist unklar.
Es kann aufgrund des sommerlichen Hit-Potentials der Serie spekuliert werden, dass Netflix auch im Jahr 2020 wieder einen Start im Sommer präferiert, aber dies ist aktuell reines Augenmaß. Bestätigte Informationen gibt es nicht, nur die Geschichte und wie sie endet, gibt noch einigen Aufschluss darüber, was in den künftigen Episoden alles zu Ende gebracht werden müsste. Klar ist, dass die neue Inspectora Sierra nun die gesamte Operation leiten wird. Aus Sicht der Behörden zurecht: Sie erweist sich in Staffel 3 als ebenbürtiger Gegner für den Professor. Der Konflikt zwischen den beiden bekommt am Ende von Folge 8 - mit dem vielsagenden Titel "Verloren" - eine zutiefst persönliche Dimension. Alicia lässt die Hinrichtung von Raquel vortäuschen, um das kriminelle Mastermind zu verunsichern. Wie er es selbst prognostiziert hatte, wird die emotionale Bindung zu Raquel nun ein großes Problem für die gesamte Operation.
Abschied von Nairobi in Staffel 4
Doch genau das ist der Punkt: In Rückblenden wird über den Verlauf der gesamten dritten Staffel "Haus des Geldes" die Rolle des verstorbenen Berlin (Pedro Alonso) in den Vordergrund gerückt. In Diskussionen zwischen ihm und seinem Bruder Salva geht es darum, dass eine Geliebte nichts bei einem solchen Überfall zu suchen hat. Doch Berlin bleibt bis zum Ende stur. Insofern wäre es töricht, wenn ein Planungsgenie wie der Professor für solche Eventualitäten nicht schon vor Jahren einen Ausweg ausgeheckt hätte.
Die vierte Staffel der Netflix-Serie dürfte jedenfalls in Zukunft weitaus brutaler und blutiger werden. Erstmals töten die unter Salvador Dalì-Masken versteckten Räuber wissentlich Polizisten – und das sogar mit dem Segen des Professors, der Menschenopfer in den ersten beiden Seasons noch unter allen Umständen vermeiden wollte. Es herrscht Krieg, der Geheimdienst meint es ernst und auch die räuberische Bande mit den hehren Zielen der Kapitalismuskritik musste das Verhandlungsgeschick nun dem Pragmatismus unterordnen. Rücksicht? Fehlanzeige. Nairobi droht unter diesen Umständen das Worst-Case-Szenario: Zuschauer sollten sich darauf einstellen, dass sie nur noch eine Szene von der toughen Helsiniki-Freundin zu sehen bekommen. Vermutlich wird es eine Abschiedsszene.